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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Königin Luise Konkurrenz machen. Ihr zu Ehren gibt es bereits etliche Denkmale. Übrigens hat Rauch ihren Marmorsarkophag geschaffen. Dem Künstler wollen wir gern die Ausführung des Blücherdenkmals überantworten. Kurioserweise haben wir es wiederum Königin Luise zu verdanken, dass aus Rauch ein Bildhauer geworden ist!“ Der Gemahl zur Frau Ratsherrin grinste, er freute sich augenscheinlich spitzbübisch, endlich auf das geplante Blücherdenkmal zu sprechen zu kommen.
    „Das müssen Sie uns natürlich erklären“, forderte Charlotte, die wie alle anderen Gäste bemerkt hatte, er wolle sich bitten lassen.
    „Mit Vergnügen, Frau Doktor, mit Vergnügen! Besagter Rauch, heute hochgerühmter Künstler, befand sich seinerzeit in Anstellung als Kammerdiener am preußischen Hof. Königin Luise entdeckte sein Talent und ließ ihn fördern. Was für ein Zufall! Nicht wahr?“ Er strahlte so, dass man ihm seinen Eifer verzieh. Aber plötzlich huschte ein Schatten über sein Gesicht. „Na ja. Vielleicht hat Herr Rauch zu viel zu tun, er soll ja nach der phantastischen Arbeit zu Königin Luises Grabdenkmal mit Aufträgen überschüttet worden sein“, gab er zu bedenken. „Schadow wäre ein weiterer Künstler, der auf unserer Wunschliste steht. Außerdem haben die Stände unter Federführung des Kammerherrn von Preen mit dem Dichterfürsten, Seiner Exzellenz Geheimrat von Goethe, Verhandlungen aufgenommen, der die Entwürfe begutachten soll und höchstwahrscheinlich die Inschrift für den Sockel verfassen wird. Der Meister des Wortes wird die einprägsamsten Worte finden, die auf ein ehernes Denkmal unseres Helden gehören.“
    „Ihre Pläne sind ja weit gediehen. Wollen wir hoffen, es müssen nicht bald wieder Heldendenkmale errichtet werden. Ich für mein Teil verzichte gern auf die Wirren und Unsicherheiten, die Kriege unweigerlich mit sich bringen.“
    „Des Krieges, mein lieber Doktor Ahrens, bedarf es nicht! Eine oder zwei Missernten genügen, um Revolutionen auszulösen. Dazu müssen wir auch nicht nach Paris schauen, wo es vor allem um das tägliche Brot der Pariser Bevölkerung gegangen ist. Ich denke da an unsere ganz eigene Revolte, die gottlob ohne das Schafott ausgekommen ist.“
    „Professor Pries, Sie wissen doch, ich darf mich erst seit kurzem ein Bürger Rostocks nennen. Helfen Sie mir und meinem Freund auf die Sprünge“, bat Ernst, während er zu Franz hinübersah.
    „Wie ich bereits sagte, ein oder zwei Missernten genügen. So war es auch um die Jahrhundertwende. Damals erlebte das westliche Europa massive Ernteausfälle. Was lag da näher, als aufzukaufen, was in Mecklenburg gewachsen war. Im Hafen lagen englische, holländische und dänische Schiffe, um Getreide, Butter, Speck und Käse zu laden. Was uns Rostockern gar nicht gefiel, war der Direkthandel, den die fremden Aufkäufer betrieben. Sie zahlten den Erzeugern hohe Preise, was die wiederum veranlasste, die Lieferungen, welche die Stadt versorgen sollten, lieber an die Ausländer zu verkaufen. Die Verknappung befleißigte unsere Herren Kaufleute“, Pries schaute die anwesenden Herren des Berufsstandes finster an, „die Preise für Lebensmittel drastisch steigen zu lassen. Sie können so viel Geld haben, wie Sie wollen, wenn Sie dafür nichts kaufen können, bleibt es auf den tatsächlichen Wert des Edelmetalls reduziert, der sich sogar in Nichts auflösen kann, weil man von Silber nicht satt wird. Die Preise stiegen um das Dreifache, die Einkommen derjenigen, die von den Preissteigerungen nicht profitieren konnten, blieben jedoch gleich. Wer nicht auf ein finanzielles Polster zurückgreifen konnte, litt bald Not.
    Und so war es aus meiner Sicht nicht verwunderlich, dass das zweite Quartier des Hundertmännerkollegiums, darunter verstehen wir hier in Rostock die Vertretung der ansässigen Handwerker, die sich aus 50 der vorgenannten 100 Männer zusammensetzt“, erläuterte Pries an Franz gewandt, „eine Eingabe an den Rat richtete, damit der die unerträglichen Teuerungen regeln möge. Der Rat lehnte das Ansinnen jedoch ab, ich erspare mir zu erläutern, welchem Umstand es zu verdanken war. Unglücklicherweise geriet eine Äußerung des Ratsherrn Schultz an die erregte Öffentlichkeit. Der Mann war natürlich rein zufällig an der immensen Butterausfuhr beteiligt und völlig unschuldig an vielen zusätzlich verdienten Talern. Er soll gesagt haben, der gemeine Mann brauche keine Butter und kann stattdessen Öl oder Heringslake aufs

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