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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Hawerbeck meint, dass der, der die letzten Eisen angepasst hat, sich sein Lehrgeld wiedergeben lassen soll!“
    „O ho, welch vernichtendes Urteil“, mischte sich nun Christian ein. „Welches Tier musste sich mit schlechten Eisen begnügen?“ Er schaute den Lehrling herausfordernd an. Der wich vor so viel militärischer Präsenz zurück.
    „Der Braune mit der Laterne!“, verkündete er trotzig und aus sicherem Abstand.
    Franz und Christian schauten sich vielsagend an.
    „Das wird Graf Nostitz aber gar nicht freuen. So was. Da hat sich vormals ein Pfuscher an seinem Pferd zu schaffen gemacht“, meinte Franz kopfschüttelnd.
    „Graf Nostitz? Der Held von Ligny?“, fragte der Lehrbursche und riss die Augen weit auf.
    „Ja, mein Junge. Du kannst dich glücklich schätzen, mit einem seiner Pferde Bekanntschaft gemacht zu haben“, spöttelte Franz.
    Der Junge bemerkte den Spott nicht. Er strahlte über beide Backen und hätte fast vergessen, die Bezahlung entgegenzunehmen. Er ließ die Münzen achtlos in seine Kitteltasche gleiten, dann stürmte er die Treppe hinunter, getrieben von der Aussicht, die Sensation um das prominente Pferd sogleich an den Mann bringen zu können.
    Franz schaute dem Jungen sinnend nach. Er wünschte sich, er könne ähnliche Begeisterung für eine Sache aufbringen. Er seufzte kaum hörbar, doch Christian bemerkte es. Er schaute Franz prüfend von der Seite an.
    „Schlechte Nachrichten?“, fragte er mitfühlend.
    „Wie man’s nimmt“, erhielt er zur Antwort.
    Christian spürte sofort, Franz weiche ihm aus, und stellte keine weiteren Fragen. „Die Zeit wird knapp. Die Pferde werden zurückerwartet“, erinnerte er leise.
    „Ja, ich weiß. Aber ich kann Ernst nicht mit ihm alleinlassen“, gab Franz zu bedenken.
    „Das ist richtig“, stimmte Christian zu. „Vorausgesetzt, du brauchst mich nicht mehr, möchte ich dir einen Vorschlag machen.“
    Franz legte ihm eine Hand auf den Unterarm und drückte ihn voll Dankbarkeit. „Du hast mir genug geholfen“, versicherte er.
    „Dann lass mich einfach einen Lohndiener nehmen, um die Tiere zurückzubringen. Ich würde das zwar auch allein bewerkstelligen, doch wie sähe es aus, wenn ich mit zwei reiterlosen Pferden in Doberan ankäme. Trebbow wäre der Erste, der unangenehme Fragen parat hätte.“
    „Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen“, entgegnete Franz. Er zog Christian mit sich und bat: „Warte noch einen Moment. Ich möchte dir ein paar Zeilen für meinen Vater mitgeben.“
    Die knapp gehaltene Mitteilung war schnell verfasst und so dauerte es nicht lange, bis sich Christian verabschiedete.
    Die Tür war kaum hinter ihm zugefallen – Ernst und Franz wollten sich gerade bei Lapérouses über Erfolg oder Misserfolg erkundigen – als es erneut klopfte.
    „Das geht ja heute zu wie im Taubenschlag“, wunderte sich Franz. Er öffnete im Glauben, Christian habe etwas vergessen und sei noch einmal zurückgekehrt. Wie zur Bestätigung funkelten ihm auf dem Flur die Knöpfe einer Uniform entgegen. Sie glänzten aber nur einreihig und nicht auf dem Blau eines preußischen Dragoneroffiziersrocks, sondern auf einem Rot, das im spärlichen Licht der Galerie sehr dunkel, fast schwarz wirkte. Franz umkrampfte die Klinke und wartete angespannt, was der Stadtsoldat vorzubringen habe.
    „Sie sind wohl nicht Herr Kägler“, stellte der Soldat einfallslos fest.
    „Nein. Sie wünschen?“, entgegnete Franz frostig.
    „Ich habe eine amtliche Mitteilung für Herrn Kägler, der laut Einwohnerregister hier gemeldet ist. Wissen Sie zufällig, wo der zu finden ist?“
    „Er wohnt hinter der letzten Tür auf diesem Flur. Aber er ist nicht im Haus“, setzte Franz anstandshalber hinzu.
    Der Soldat bedankte sich höflich und ging auf die Tür zu. „Aber hier steckt ja ein Schlüssel!“, rief er überrascht.
    Franz erklärte dem Mann die Angelegenheit mit den Schlössern, ohne über den Einbruch auch nur ein Wort zu verlieren. „Am besten, Sie deponieren das Schreiben in seinem Zimmer und geben den Schlüssel bei der Wirtin ab“, schlug er dem unentschlossenen Soldaten vor, damit der Mann endlich das Haus verließe.
    „Wissen Sie, wann Herr Kägler wiederkommt?“
    „Nein. Ich kenne ihn nicht einmal!“ Franz biss sich auf die Unterlippe. In seiner Ungeduld, den Soldaten loszuwerden, hatte er mehr preisgegeben, als vernünftig gewesen wäre.
    „Soll das heißen, Sie haben Kägler die Woche über noch nicht zu Gesicht

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