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Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition)

Titel: Weiße Geheimnisse: Historischer Roman (Hohen-Lützow-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Herbst
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Simulantentums überführt zu haben. Aber vielleicht war seinem Gefangenen bei der Behandlungsmethode, die ihm in Aussicht gestellt worden war, schlicht der Schmerz vergangen, so wie ein hohler Zahn nicht mehr weh tut, wenn man erst einmal auf dem Stuhl des Barbiers Platz genommen hatte und der barbarischen Werkzeuge angesichtig wurde, mit denen der Bartschaber vorhatte einem im Munde herumzufuhrwerken.
    „Kommen Sie mit ins Nebenzimmer. Am Tisch fällt es Ihnen gewiss leichter, zu schreiben.“ Franz machte eine einladende Geste.
    Lapérouse gab nur zögernd seinen Beobachtungsposten auf, verließ ihn aber doch. Man setzte sich gegenüber und starrte sich unverhohlen an. Das Kräftemessen mit Blicken fiel unentschieden aus, keiner von beiden ließ sich hinter die Stirn gucken. Endlich schob Franz Lapérouse einen Bogen Papier sowie einen gut angespitzten Stift zu. Er nickte aufmunternd.
    Lapérouse senkte die Lider, schrieb ein paar Worte auf, und schob dann das Blatt auf dieselbe Art und Weise zurück.
    Franz hatte schon damit gerechnet, dass sein Gegenüber beginnen werde, Forderungen zu stellen. Er lehnte sich zurück, als er seine Ahnung bestätigt fand. Lapérouse wurde ebenso von Wissensdurst gequält wie er selbst. Seine „Wahrheiten“ schmiegten sich nach wie vor an Franz’ Brust, doch er durfte den anderen nicht wissen lassen, mit der Lektüre des Bleistiftgekritzels noch nicht fertig zu sein. Doch die Unterstellungen von Lapérouse schwebten wie Drohungen im Raum.
    Franz streckte die Beine lässig unter den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er begann, mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Jochens gestrigem Geständnis hatte er entnommen, Lapérouse sei gegen Ende der vergangenen Woche in der Stadt angekommen. Auch Mudder Schultzen hatte ihren säumigen Untermieter erst am Sonntag gesehen. Franz glaubte zu wissen, was Lapérouse zurück nach Rostock getrieben hatte, band es ihm jedoch nicht auf die Nase. Zunächst erging er sich in der Wiedergabe der amtlichen Veröffentlichung zu dem mysteriösen Leichenfund, und dabei ließ er sein Gegenüber nicht aus den Augen.
    Als er bei der Leichenschau ankam, setzten bei Lapérouse die bekannten Augenzuckungen wieder ein. Franz sog scharf die Luft ein und vermied es folgerichtig, seinen Bericht mit Vermutungen auszuschmücken. Womöglich saß ihm jemand gegenüber, der mit den Ereignissen um die Gruft von St. Johannis bestens vertraut war. Seine Kenntnisse zur Obduktion erwähnte er ebenso wenig, allein um Ernst zu schützen. Es erschien ihm jedoch angebracht, Goltzows Theorie haarklein auseinanderzudividieren. Er ließ sich nicht anmerken, dass er bemerkt habe, wie sich Lapérouses Augen genau an der Stelle geweitet hatten, an der von Auftragsmord und Spionage die Rede gewesen war. Plötzlich spürte er sein Stilett im Stiefel und winkelte automatisch das rechte Bein an, um die Waffe notfalls zur Hand zu haben.
    Er war zum Sprung bereit, als er bei Frau Käglers Liebreiz angekommen war. Doch Lapérouse hing an seinen Lippen, der vormals harte Blick war weich geworden, während Franz die Frau in ihrer elfenbeinfarbenen Robe beschrieb. Seine detaillierte Schilderung erntete sogar ein Nicken.
    Franz entging die sentimentale Stimmung seines Gegenübers nicht. Was lag da näher, als dem Intriganten und Verführer in genau dieser Stimmung einen wohlgezielten Hieb zu versetzen. Er ließ den livrierten Diener durch Rostocks Straßen laufen, wie der laut schreiend verbreitete, es sei ein Giftanschlag verübt worden.
    Seine plastische Schilderung verfehlte ihre Wirkung nicht. Lapérouse zuckte zusammen, als habe er eine schallende Ohrfeige erhalten. Er ballte die Hände zu Fäusten, dass seine Fingerknöchel weiß wurden.
    Franz schonte ihn nicht. Er erwähnte ein weiteres Mal den Brief in der Brusttasche des Opfers und stellte Vermutungen zur Brisanz des Inhalts an.
    „Frau Professor steht unter Hausarrest und ich vermute, nur ihre besonderen Umstände haben bisher verhindert, dass man sie anderweitig arretiert hat“, schloss er vielsagend.
    Lapérouse brütete mit umwölkter Miene vor sich hin, seine Hände immer noch zu Fäusten geballt, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Langsam entkrampfte seine rechte Hand, dann griff sie nach dem Stift. Er schrieb nur einen Satz und warf das Schreibgerät mit einer entschiedenen Geste fort.
    Franz sah dem rollenden Stift nach und wusste, die hingekritzelten Worte seien das Letzte, was

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