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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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fertigen. Wenn sein alles fertig, kleiden
sich die Beschneidungsbrüder von Karega an, mit Straußenfedern auf dem Kopf.
Die Gesichter voll mit Ocker und Kalk. Die jungen wanaume rauben meine
Schwester aus Hütte meiner Mutter, um sie zu der neuen shamba von Karega zu
schaffen. Sie wird schreien und sich wehren, das gehörte zu der Zeremonie. Vier
Tage wird sie bleiben, dabei laut klagen, die vorgeschriebenen Lieder singen.
Karega, der alte nugu hingegen feiert und lebte in seiner thingira, hatte jeden
Morgen Kopf verwirrt von vielen pombe“, lachte Ndemi. „Am Ende des vierten
Tages macht Wakiuru Besuch bei ihrer Familie, kehrt bei Eintritt der Nacht
zurück in ihre eigene Hütte. Karega darf zu ihr und nehmen fort den zweiten
Schurz. Einen Monat dürfen sie viel Spaß haben, da verwöhnt werden und meine
Schwester muss nur da sein für Karega. Nach dreißig Tagen wird man ihr den Kopf
scheren und sie stattet ihrer Familie einen letzten Besuch ab. Das wird für sie
die letzte Möglichkeit, diese Ehe machen weg. Zum Beispiel, weil der nugu sie
nicht richtig befriedigen kann. Der Brautpreis muss dann zahlen zurück. Sie
wird das natürlich nicht wollen.“
    „Ich werde sie richtig befriedigen und sehr oft. Ich bin
ein Mann“, grinste Karega. Dass er das bereits hinter sich hatte, wusste keiner
und durfte niemand erfahren. Wakiuru und er hatten nicht warten wollen.
    „Wenn Wakiuru schwanger, hält sie Blumen vor Gesicht. Sie
bekommt von Familie mbuzi als letzte Gabe und sie wird mit Schaffett
eingeschmiert. Für ihren mume bekommt einen Kürbis ugali und erst jetzt ist sie
seine mke. Am nächsten Tag muss sie dann Pflichten aufnehmen und arbeiten. Sie
wird mit Karega gehen zum Fluss und suchen drei Kochsteine. Das sind die
heiligen Symbole für die Ehe.“
    „Das geht bei uns schneller. Da sagt man vor dem Pfaffen
ja und schon ist man verheiratet.“
    „Wir sind eben fortschrittlicher. Unsere wanawake können
den Mann testen, und wenn er ihnen in den vier Wochen nicht gefällt, sagt sie
hapana.“
    „Was passiert, wenn sie in der Zeit schwanger wird?“
    „Kein Problem, es wird das Kind des anderen Mannes sein,
den sie heiraten wird. Eine trächtige Kuh kann nur einmal schwanger werden,
egal wie viel Bullen sie besteigen. Wer fragt hinterher, welche das Kalb hat
gezeugt?“, fragte Karega.
    „Auch eine Einstellung. Vergleicht ihr eure Frauen mit
Rindern?“
    „Viele Rinder bedeuten Wohlstand und eine gute bibi auch.“
    „Ihr beide seid wazimu“, schüttelte er den Kopf.
    „Der Bwana begreift es nicht. Wie suchst du dir denn eine
mke aus?“
    Jetzt musste er überlegen, da er sich darüber noch nie
Gedanken gemacht hatte.
    „Na ja, sie soll jung sein, hübsch aussehen, eine gute
Figur haben und eben nett sein.“
    „Sie muss nicht arbeiten können? Nicht kochen? Nicht dem
Bwana watoto schenken? Warum dann bibi?“
    „Na doch, schon von allem etwas.“
    „Was ist sie dann anderes als eine ng’ombe? Beide sind
wertvoll und man braucht sie.“
    „Ndiyo, aber ein Mensch ist mehr wert, als eine Kuh. Das
kann man nicht vergleichen.“
    „Wenn sie faul ist, nur isst und trinkt, kein mtoto auf
die Welt bringt, dem mume vielleicht sogar seine Wünsche missachtet? Eine Kuh
bringt Kalb auf Welt und frisst Gras. Kostet keine pesa, aber kommt neues Kalb.
Sie geben Milch und Fleisch, überdies noch gute Haut für thingira. Jetzt, du
alter nugu, sag, wer ist wertvoller?“
    William erwiderte nichts. Er fand die Gegenüberstellung
nur lachhaft.
    „Das heißt“, wandte er sich an Karega, „dass du
Flitterwochen machst?“
    „Ndiyo, der Bwana hat verstanden, aber du darfst dafür
feiern kommen, danach ich bei meiner bibi bin.“
    Wenn wir arbeiten würden, wäre mir das lieber, dachte er,
nickte jedoch. Eine Hochzeit war etwas Schönes, auch wenn Karega damit noch
hätte warten können. In seinen Augen war er dafür viel zu jung.

*
    E r erwachte am frühen Morgen, und als er aufstehen
wollte, merkte er, dass heute ein dicker Ballon auf seinen Schultern saß, der
fürchterlich schmerzte und viel zu schwer für den Hals zu sein schien.
    „Damned“, brummte er leise vor sich hin. „Nie wieder
dieses Zeug.“
    Langsam erhob er sich und schluckte ein Aspirin, während
er wartete, dass das Wasser kochte. Er zog die Shorts an, aber selbst diese
kleinen Bewegungen taten weh. Beim Zähneputzen dachte er, dass der Ballon da
oben zerplatzen musste.
    „Was brauen die da bloß für ein Zeug zusammen?“, murmelte
er,

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