Weisse Haut - Schwarze Haut
während er in winzigen Schlucken den Kaffee trank, auf eine Zigarette
verzichtete er.
Es klopfte an der Tür und selbst das Geräusch fand er
erschreckend laut.
„Der Bwana sieht heute schlecht aus. Jambo“, griente ihn
Ndemi an. „Der mbura kommt. Viel mbura. Ngai meint es gut mit uns.“
„Gleich - trink Kaffee und schrei nicht so. Mein Kopf
dröhnt. Sina afya!“
„Der Bwana zu viel pombe getrunken? Utashinda!“, lachte
Ndemi schallend.
„Euer Gebräu ist Gift oder so was.“
Ndemi nahm den Kaffee dankend entgegen und sie setzten
sich hinaus, sahen zu, wie ein neuer Tag begann. Der Himmel war in ein helles
Dunkelgrau getönt, mit dicken schwarzen Wolken gesprenkelt. Seit über einem
Jahr der erste Regen.
„Wo sind die Männer?“
„Bauen shamba.“
Plötzlich sprang William auf. „Ndemi, du musst die Frauen
holen. Wir müssen auf den Feldern schmale Rinnsale buddeln, damit der Regen
nicht den ganzen Samen wegspült.“
„Warum?“
„Der Boden ist knochentrocken, und wenn es schüttet, dann
kann das Wasser nicht versickern und spült uns alles weg. Auch bei euch drüben.
Die Männer sollen uns helfen und Kinder. Wir ziehen Furchen durch den Boden, so
kann da das Wasser rein.“ Er sah seinen Freund an, der anscheinend überlegte.
„Wir sollten graben lange Rinne bei Hügel, sonst Wasser und Schlamm kommen
herunter, werden gespült zu kondoo.“
„Mensch, du hast Recht, rafiki langu. Damned, da müssen
wir was erledigen. Hol die Frauen für die Felder, ich hole die Männer für den
Hügel. Die Mädchen sollen bei euch Furchen ziehen und sag deinem Abuu, dass er
den Abort abdecken soll, damit da nicht alles ausgeschwemmt wird und sie sollen
das Wasserfass aufstellen und den Brunnen oben offen lassen.“ Augenblicklich
waren die Kopfschmerzen vergessen. Hektisches Treiben setzte ein.
Bis zum Mittag arbeiteten fast hundert Menschen. Kihiga
schlenderte zu ihnen herüber und schaute das alles kopfschüttelnd an. Er hielt
den Bwana manchmal für majununi, aber er und sein kijiji waren durch den mzungu
reich geworden. Der Mondomogo hatte gesehen, dass durch den Bwana William noch
viel Gutes kommen würde und man deswegen alles machen sollte, was der wollte,
selbst wenn es wazimu war. Yeye ni jirani yangu na anajali mila yetu. Die alte
Zeit war vorbei und für Ndemi war der Bwana gut. Er selber mochte den Bwana
William. Er war ein guter Mensch. Sie waren marafiki und sein mwana konnte so
lernen, zu sein wie die wazungu. Er seufzte leise, während er zurück in das
Dorf schlenderte. Alles hatte sich so sehr verändert in den letzten Jahren und
so würde es weitergehen. Der Arathi hatte es gesagt, vor vielen masika. Sie
konnten nicht so leben, wie ihre wazee und die wazungu würden ihr Land niemals
wieder verlassen. Ndiyo, man musste sich mit ihnen anfreunden. Elimu ni jambo
la maana. Hapana msiba usiokuwa na mwenziwe. Ndiyo basi!
*
D er letzte Stein war gesetzt und zufrieden ließ er
sich auf eine Stufe, die zu der Steinveranda hinaufführte, nieder. Diese würde
man noch mit Holzbrettern verkleiden. Er bot Karega und Ndemi eine Zigarette
an. Es war viel Arbeit gewesen, aber nun hatte er ein richtiges Haus aus Stein,
eine Veranda aus Steinen und Holz. Er blickte über sein kleines Reich, den
schmalen Sandweg entlang, an dem rechts und links blauer Jacaranda, violette
und weiße Bougainvilleas und stark duftende Amatungulubüsche wuchsen. Pflanzen,
die er von Jane bekommen hatte. Beiläufig schweiften seine Augen zu den
Obstbäumen, der großen Akazie. Auf der anderen Seite, etwas unterhalb des
Hügels, vorn das Gehege für die Hühner, die Weide der Schafe und der zwei
Ziegen. In nur knapp sechs Jahren hatte er seine kleine Farm errichtet. Selbst
wenn noch eine Menge, bedingt durch den Krieg, fehlte, war er mehr als
zufrieden.
„Am Samstag werde ich ein großes ngoma geben. Meint ihr,
dass mir einige Frauen Brot backen?“
„Was du willst feiern?“
„Meine shamba! Ich werde die zwei mbuzi schlachten und
alle aus dem Dorf sollen kommen. Ich möchte mich damit bei allen bedanken, weil
sie mir geholfen haben.“
„Der Bwana ist wazimu. Er will pombe trinken und dann ist
der Kopf wieder verwirrt.“ Karega erhob sich. „Bwana nyeusi!“
„Nugu, hapana, ich hole beer in Nakuru und schieße noch
kanga.“
„Ich gehe nach Hause.“
„Sag, kann deine bibi Brot für mich backen?“
„Bwana, du brauchen auch bibi. Ndiyo!“
„Seit er verheiratet ist, will er nur noch zu seiner bibi
und
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