Weisse Haut - Schwarze Haut
Feierlichkeiten beginnen.
Einen Widder würden sie schlachten und einen Krug nach dem anderen leeren.
Ndemi musste seine nyumbani fertig bauen, während die jungen Frauen aus
Zuckerrohr beer herstellten, da es noch drei Trinkzeremonien gab. Einmal wurde
die neue nyumbani von Ndemi gefeiert, dann die Einrichtung und zum Schluss der
Raub der Braut. An dem Abend kleideten sich die Beschneidungsbrüder von Ndemi
wie in der guten alten Zeit mit Straußenfedern auf dem Kopf, die Gesichter mit
Ocker und Kalk bemalt. Sie würden Sabiha überfallen und zu der neuen Hütte von
Ndemi schaffen. Sie musste dabei laut schreien, das gehörte zu der Zeremonie.
Vier Tage blieb sie dort drinnen, klagte dabei laut, sang die dazu bestimmten
Lieder. Ndemi hingegen feierte und lebte in seiner thingira, hatte fast jeden
Morgen Kopfschmerzen von dem vielen Alkohol, dabei griente William.
Am Ende des vierten Tages würde dann Sabiha ihrer Familie
einen zeremoniellen Besuch abstatten und danach in ihre eigene Hütte
zurückkehren. Ndemi durfte nun zu ihr und den zweiten Schurz entfernen. Dass
sein Freund dem entgegenfieberte, konnte er sich lebhaft vorstellen, aber wie
würde das Sabiha empfinden? Sie hatte man beschnitten und er hoffte für die Frau,
dass es ihr nicht zu wehtun würde.
Einen Monat dauerten die Flitterwochen, wo die beiden
verwöhnt wurden und die Frau nicht arbeiten brauchte. Nach dreißig Tagen schor
man ihr den Kopf und sie stattete ihrer Familie einen Besuch ab. Das war für
sie die letzte Möglichkeit, diese Ehe zu annullieren. Der Brautpreis müsste
dann zurückgezahlt werden. Sie würde das bestimmt nicht tun. Sollte sie da
schwanger sein, hielt sie sich Blumen vor das Gesicht. Sie bekommt dann von der
Familie eine Ziege, als letzte Gabe und sie wird mit Schaffett eingeschmiert.
Für ihren Mann bekommt sie einen Kürbis Haferschleim und erst danach war sie
seine mke. Das ruhige Leben hatte ein Ende. Sie musste die Arbeit aufnehmen und
Ndemi würde arbeiten kommen.
Ndemi war bestimmt überglücklich, dass er seine Sabiha zur
Frau hatte, grübelte er weiter. Sie wollte er haben. Es stimmte also nicht,
dass man nur irgendeine Frau heiratet. Es war genauso wie bei vielen Weißen
Gefühle im Spiel. Bei Karega hatte man das nie so bemerkt, wie bei Ndemi, der
reineweg vernarrt in die Frau war. Karega war aber generell ein anderer Typ als
Ndemi. Er war selbstbewusster, mehr ein Mann, der selten einmal Gefühle zeigte.
Karega war stolz und sehr intelligent. Irgendwie strahlte er etwas
Aristokratisches aus. Er wirkte zwar nie überheblich, aber doch bemerkte man
bei ihm, dass er sich sehr wohl bewusst war, dass er in sehr gehobener Stellung
aufgewachsen war, dass seine Eltern etwas Besonderes in der Dorfgemeinschaft
darstellten. Egal was noch geschehen würde, Karega würde stets weit über den
anderen stehen, selbst über Ndemi. Aber das war nie ein Problem zwischen seinen
beiden Freunden. Ndemi wusste genau, dass er ebenfalls, wenn auf eine andere
Art, privilegiert war.
*
D ie Monate flogen scheinbar nur so vorbei. Gestern
war er in Mombasa angekommen, wo er die notwendigen Dinge gekauft, nachdem er
sein Vieh verkauft hatte. Die Preise waren in astronomische Höhe geschnellt und
er hatte viel Geld verdient. Er wurde kontinuierlich reicher, und wenn er
zurück war, würde er von Kihiga mehr Land abkaufen, falls der zustimmte. Er
hatte einen Plan und dem kam er näher. Als Nächstes würde er Baumaterial
kaufen, damit Karega und Ndemi richtige Häuser bekamen. Aber erst das Land, auf
dem er Mais und Hirse anbauen wollte. Oberhalb des Hauses würde er es mit
Kaffee probieren.
Nach einem ausgiebigen, wie immer sehr vorzüglichen Mahl,
das Betty gezaubert hatte, saßen sie auf der Veranda, die von flackernden
Laternen, die von Insekten umlagert wurden, erleuchtet war. Geckos klebten an
der Decke. Sam trat mit beer heraus und wie meistens drehte sich die Gespräche
um den Krieg, der nicht enden wollte. Die Auswirkungen waren von Monat zu Monat
mehr spürbar. Es fehlte an allem und alles wurde teurer.
„Mit diesem Kenyatta werden wir noch viel Freude haben.“
„Wieso?“
„Der reitet ständig auf dem Slogan Afrika den Afrikanern
herum oder sein zweiter Spruch, Freiheit für uns. Bei dem Panafrikanischen
Kongress in Manchester hat er damit getönt. Zunächst maßgeblich von
Afroamerikanern bestimmt, verlagerte sich der Kongress zum Schwerpunkt des
Panafrikanismus in die afrikanischen Länder. Dieser Kwame Nkrumah von
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