Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
Vom Netzwerk:
Adler ist“, gab er voller Zorn
von sich, während sie den Pfad entlang hasteten. „Mawazo yetu yanaachana. Debe
tupu haliachi kuvuma.“
    Ndemi lachte. „Der Bwana lernt.“
    „Du glaubst nicht, was IHR noch alles lernt. Zuerst, dass
man keine Babys tötet.“
    „Ist kein mtoto mchanga.“
    „Du bist wazimu. Magineti moset ne kagoeet kolany ketit.“
    „William, reg dich ab.“
    Wenig später erblickten sie die Lichtung außerhalb der
shamba. Ein Widder blökte an der Seite aufgeregt. Ein Loch war im Boden, in dem
Bananenblätter lagen, Wasser aus einem Kürbis wurde gerade hineingeschüttet
sowie verschiedene Pulver. Ndemi hielt William am Arm fest, schüttelte leicht
den Kopf. Sie blieben beide hinter dem Gebüsch stehen.
    William hörte den merkwürdigen Singsang des Mondomogo, der
immer die gleichen Worte leierte: „Thahu weiche und gehe fort. Der Wind treibt
dich von dannen, wie das Pulver. Thahu gehe mit dem Wind, löse dich auf wie die
Wolken“, soviel verstand William.
    Karega zog das Tier an den Hörnern näher. Dem kondoo ya
dume wurde die Nase aufgeschlitzt, in die Grube geführt und in jede Richtung
gedreht, wobei der laut schrie. Die Blutspur zeichnete fast einen Kreis und
dabei sang der Mondomogo permanent dieselben Worte: „Thahu weiche, fliege mit
dem Wind.“
    Der Bock wurde hingelegt und nun schlitze er ihm den Bauch
auf. Das noch lebende Tier schrie kurz, bevor es verendete, während der Alte
rezitierte. „Weiche thahu, weiche! Weiche durch die Nase, den Mund, die Ohren,
den Nabel, den After, den Penis. Weiche thahu, weiche! Weiche thahu erweiche
aus der Hütte, dem Schornstein, der Erde.“
    Man häutete das Tier, danach wurde jedes Bein einzeln
gebrochen. Die Augen wurden herausgeschnitten, die Hoden abgetrennt, ein Teil
des Magens entfernt und nun nahm er das Herz heraus.
    William drehte es den Magen herum, als er das erblickte.
Das war grausam, bestialisch und ekelhaft.
    Der Mondomogo deklamierte weiter, leierte irgendetwas
herunter und nach einigen Minuten blickte er Karega an. „Du kannst den Bock
mitnehmen und braten. Das thahu ist gewichen.“
    Karega nickte, schulterte das Vieh und brachte es ins
Dorf. Ein Junge rannte herbei und füllte die Grube mit Erde auf.
    „Was bedeutet das?“, erkundigte er sich bei Ndemi.
    „Das alles in Ordnung ist und dass mtoto mchanga gesund
auf die Welt kommt, zuerst mit dem Kopf geboren wird.“
    „Davon überzeuge ich mich selber. Sie liegt in der
Entbindungshütte?“
    „Ndiyo, aber das ist für den Bwana verboten …“
    „Ndemi, das ist mir egal. Das Baby wird leben und genau,
bis ich das weiß, bleibe ich vor der Hütte sitzen. Du kannst den Wei… den
Hebammen sagen, sie sollen nicht wagen, Hand an das Kind zu legen, sonst hole
ich die Polisi. Unanielewa?“
    Entfernter hörte man es Husten, Bellen, Schreien. Das
Hack, Hack eines Leoparden war zu erkennen, neben schrillem Geschimpfe von
Affen. Buschbabys schrien wie kleine Kinder, obendrein das Surren, Schwirren
von Hunderten Fliegen.
    Damned dachte er, dieser Hokuspokus lockte nur die
Raubtiere an.
     
    Die nächsten Stunden saß er im Dorf, ständig hatte er die
Hütte im Blickfeld. Als er das Schreien eines Säuglings vernahm, erhob er sich
schnell und dann erblickte er Karega, der stolz seine erste Tochter im Arm
hielt und grinste.
    „Siehst du, Bwana, der thahu ist gewichen“, flüsterte
Ndemi ihm zu.
    „Sei froh darüber, sonst hätte der Askari Polisi Arbeit
bekommen, aber begrüßen wir die kleine Memsaab Kuoma. Wie wird sie denn
heißen?“
    „Kinjija, wie seine Mamaye natürlich.“
    „Langweilig“, murmelte er, aber Ndemi hatte ihn verstanden.
    „Bwana, das ist so Brauch, um die wazee zu ehren.“
    „Gehen wir ehren, du nugu.“
    Er schaute das braune Kind an, fand sie niedlich, obwohl
er sonst mit Babys nie viel im Sinn hatte. Bei der kleinen Kinjija war das
anders. Ein rundes Köpfchen und besonders die dicken Bäckchen fand er süß.
Kibibi kitamu, taufte er die Kleine für sich, da er mit dem Namen Kinjija die
ältere Frau, die Großmutter verband. Sie würde immer sein spezieller Liebling
bleiben, nur das wusste er noch nicht. Das Karega niemals sein erstgeborenes
Kind, das angeblich drei Wochen zu früh auf die Welt kam, hätte töten lassen,
erfuhr er erst Jahre später und lachte schallend über den faulen Zauber.
    Als die Kleine laut losbrüllte, reichte Karega seine
Tochter an eine der alten Frauen und mit seinen Freunden, der Familie wurde der
neue

Weitere Kostenlose Bücher