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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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der
Goldküste ist auch so einer. Da haben sich die Richtigen gefunden. Sie fordern
einen afrikanischen Befreiungskampf, dass sie so sogar bei der All-African
People´s Conference unverblümt gesagt haben. Die Einheimischen fordern immer
heftiger eine Eigenverwaltung und dass die Kolonialherren abziehen.“
    „Meinst du, dass sie gegen uns vorgehen?“
    „Wenn Sir Mitchell sich nicht zu stur stellt und mit ihnen
kooperiert, eher nicht, vermute ich. Nur muss bei einigen von uns ein Umdenken
erfolgen. Die Zeiten, wo man sich als Bwana alles erlauben konnte, sind
vorbei.“
    „Vielleicht sollte man eine gemeinsame Regierung
anstreben.“
    „William, das ist Wunschdenken. Ich glaube nicht, dass das
Whitehall jemals zulassen würde. Die geben nicht so einfach ihre Kolonie auf.
Außerdem denkst du, dass sich Mitchell mit einigen Schwarzen berät? Ich nicht!“
    „Man kann auf Dauer nicht die Meinungen und Interessen von
Millionen Menschen übergehen, diese permanent diskriminieren?“
    „Das handhaben sie seit Jahren und bisher ist es ja
irgendwie gut gegangen.“
    „Die Menschen werden schlauer, lernen mehr, auch von den
Weißen.“
    „Tja, aber das bedenkt man nicht. Man hat jahrzehntelang
versucht, die Wogs zu Weißen zu erziehen. Nun haben sie von uns gelernt, aber
das gefällt uns nicht.“
    „Mitchell muss klar sein, dass man auf Dauer die Schwarzen
nicht außen vor lassen kann.“
    „Ihr beide könnt da reden so viel ihr wollt, entschieden wird
es woanders. Wir sind diejenigen, die es ausbaden müssen“, warf Betty ein.
    Wenig später legte man sich schlafen und endlich konnte er
die Post lesen. Darauf hatte er den ganzen Abend gewartet. Hastig riss er den
Brief auf, wurde blass, als er las, dass sein Bruder ums Leben gekommen war,
von dem Vater hatten sie seit Monaten nichts mehr gehört, genauso wie von
seinen Freunden. Er fühlte Tränen in den Augen, als er das nochmals las. So
viele Tote und alles nur wegen dieses bescheuerten Krieges dachte er. Seine
Gedanken waren bei Edward, dem Bruder, bei dem Vater, bei den Männern der Afric
Star.
    Er las weiter. Sie berichteten von ihrem Leben, dass
Lebensmittel rationiert waren, aber sie hatten genug zu essen, Brennholz. Den
anderen Verwandten ging es ebenfalls gut. Die Häuser waren nicht bombardiert
worden und alle waren bei bester Gesundheit.
    Wenn dieser Krieg vorbei war, würde er seine Eltern und
Geschwister auffordern, zu ihm zu kommen. Hier konnten sie ein sorgenfreies
Leben führen, darum würde er sich kümmern. Im Haus war genug Platz und alles
andere würde sich finden. Gleich setzte er sich und schrieb einen langen Brief.
Falls der überhaupt ankam, konnte es Monate dauern. Auf eine Antwort musste er
wiederum so lange warten.

*
    N demi erschien an dem Morgen allein.
    „Wo ist Karega?“
    „Er kommt später. Ein thahu liegt über seiner shamba, da
Wakiuru einen Tonkrug fallen ließ. Er ist zum Mondomogo gegangen, damit er das
thahu vertreibt. Jetzt haben alle Angst, dass das mtoto mchanga verkehrt auf
die Welt kommt, weil es davon befallen ist.“
    „Was heißt das?“
    „Dass man ein mtoto töten muss, weil sonst der thahu nicht
weicht. Er ist in den mtoto gefahren. Wakiuru liegt in der Entbindungshütte und
Kinjija sagt, das mtoto mchanga liegt falsch.“
    William blickte seinen Freund entgeistert an, schluckte.
„Du willst mir sagen, dass Karega sein eigenes Baby tötet, weil es zuerst mit
den Füßen geboren wird? Selbst dann, wenn es ansonsten gesund und munter ist?“
    „Ndiyo, die Hebammen ersticken es sofort und legen es dann
für die kahiti hin.“ Ndemi sagte das mit einer Seelenruhe, als wenn es das
Natürlichste auf der Welt wäre.
    „Ihr seid wohl bescheuert“, ereiferte er sich lautstark.
„Ihr könnt doch nicht einen Säugling töten. Wo ist Karega?“
    „Du kannst da nicht hin!“
    „Du glaubst nicht, was ich alles kann. Diesem Baby wird
nichts passieren“, gab er grob von sich. „Also, wo ist Karega?“
    „Sie sind hinter dem Dorf.“
    „Gehen wir!“ Schon eilte er los, von einer unbändigen Wut
getrieben. Das war einer der Momente, wo er seine Freunde wirklich nicht
verstand, ihre Gedankengänge nicht nachvollziehen konnte.
    „Sag Ndemi, würdest du zulassen, dass man dein Kind
umbringt?“
    „Ndiyo, es ist von einem bösen dawa befallen und muss
getötet werden. Es ist dann nicht mein Kind.“
    „Ihr seid bisweilen bekloppt. Wazimu! Bozi!“
    „Dua la kuku halimpati mwewe.“
    „Fragt sich nur, wer der

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