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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Erdenbürger gefeiert.
    William war nur froh, dass alles gut gegangen war. Er
hatte spontan gehandelt und im Nachhinein fragte er sich, ob er wirklich die
Polizei geholt hätte oder wie er überhaupt eingeschritten wäre.

*
    E r wischte über die Stirn. Heute war es besonders
drückend, schwül. Es war früher Nachmittag und er war seit dem Morgen mit
pflügen beschäftigt. Ihm tat nicht nur der Rücken weh, auch die Handgelenke.
    „So, machen wir Schluss für heute. Den Rest morgen“,
redete er mit den Ochsen. „Ihr ward gut, dürft euch etwas länger ausruhen und
jetzt gibt es etwas zu fressen. Ich muss noch nach den Leuten sehen, und wie
die Kaffeepflanzen wachsen.“ Er nahm ihnen das Geschirr ab und brachte sie in
ihr Gatter, streckte sich einige Male.
    Erstaunt sah er, wie sich der Himmel leicht verdunkelte,
als wenn ein Gewitter aufziehen würde. Etwas Ungewöhnliches für diese
Jahreszeit. Er drehte sich weg, schaute nach den Kühen und Kälbern, rauchte am
Gatter gelehnt genüsslich eine Zigarette. Die Weiden waren saftig Grün und es
gab reichlich Futter für die Rinder. Der Mais stand hoch und konnte in wenigen
Wochen geerntet werden. Es würde ein gutes Jahr werden, freute er sich.
    Er beobachtete, wie die Wolke, eine Einzelne nur,
schneller näher kam und für einen Moment überlegte er, die Viecher in den Stall
zu bringen, verwarf das aber. Die Wolke war ja nicht so groß und eine
Erfrischung tat bestimmt auch den Tieren gut.
    Er drehte sich um, schlenderte langsamer am Hügel entlang,
da er nach den Kaffeepflanzen sehen wollte. Die hegte und pflege er zurzeit
besonders. Kaffeepreise waren hoch. Hatte er eine gute Ernte, würde er viel
Geld verdienen. Dann würde er sich einige Tage Auszeit gönnen und auf Safari
fahren. Nur so, um sich alles anzusehen. Er hoffte, seine zwei Freunde würden
ihn begleiten. Man würde im Zelt schlafen und den ganzen Tag faulenzen,
beiläufig …
    „William“, hörte er Karega schreien. „Upesi, upesi,
ngigi.“
    „Was ist los? Was ist ngigi?“
    „Panzi … eh Heuschrecken. Die mifugo müssen in den Stall,
upesi.“
    William sah von seinem Freund zum Himmel, fand das alles
übertrieben, aber als er das Gesicht seines Freundes sah, verflogen die
Zweifel. „Gut, bringen wir sie hinein, aber so wild sieht das nicht aus.“
    „Sie fressen alles kahl, aber später reden“, Ndemi nun.
    Sie trieben die Tiere hinein und sahen zum Himmel empor
und was er bisher für eine Gewitterwolke gehalten hatte, war fast bei ihnen und
er erschrak, als er die seltsame Farbe bemerkte. Schwarz in der Mitte, dann wurde
es braun, schließlich dunkelrot. Es näherte sich rasend schnell. Sie
vergewisserte sich, dass alle Fenster, Türen geschlossen waren, und sprangen
zum Haus hoch. Das Bild wurde immer bedrohlicher. Ein leises merkwürdiges
Geräusch klang zu ihnen hinunter, das jedoch lauter wurde.
    Schnell schlossen sie die Tür, hörten das Zischen, Summen
selbst im Inneren des Hauses. Im nächsten Augenblick sahen sie dünne Beine oder
was das war. Heuschrecken! Ein Schwarm Heuschrecken. Schnell wurde es dunkler
im Haus und er zündete die Petroleumlampen an.
    Er hatte so einiges darüber gehört und das gefiel ihm
überhaupt nicht. Er kochte Kaffee und setzte sich zu seinen Freunden. Immer
wieder knallte etwas gegen die Scheiben und er hoffte, dass die standhielten.
Im Haus wollte er die Biester gewiss nicht haben.
    „Das müssen Tausende sein“, stellte er noch nicht
begreifend, was das bedeutete, fest.
    „Millionen!“
    „So viel?“
    „Panzi haben wiederholt für Hungersnöte gesorgt und manche
Arten sind sogar Fleischfresser“, flüsterte Karega.
    Der Schwarm hatte die Sonne vollständig verdeckt, ein
lautes Knistern, Lärmen schwirrte durch die Luft. Schemenhaft sahen sie einige
große Tiere, die fast am Haus vorbeirannten, aber alles ging zu schnell.
Vermutlich sind sie auf der Flucht vor diesen Viechern.
    „Diese Wanderheuschrecken sind eine Qual. Sie werden alles
kahl fressen“, erzählte Karega leise. „Sie verursachen riesige Schäden an
Nutzpflanzen. Während der Schwarmphase synchronisieren die Insekten ihr
Verhalten: Sie stimmen ihre Fress- und Ruhezeiten sowie Wanderungsbewegungen
aufeinander ab, hat man uns damals nach der letzten Plage gesagt.“
    William schluckte und wollte sich nicht vorstellen, was
sie mit seinen Pflanzen machten.
    „Wo kommen diese Biester denn her?“
    „Keine Ahnung. Sie sind eben auf einmal da. Ngai schickt
sie, um uns zu warnen.

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