Weisse Haut - Schwarze Haut
Ich habe sie schließlich eingeladen.“
Er bestellte, während sie sich umsah, die Menschen
betrachtete. Alles Weiße! Es gab also viele Engländer und das erfreute sie.
„Das Haus wurde 1927 mit Blick auf den Mount Kenya gebaut.
Da vorn sieht man ihn übrigens. Der Mountain, wo Ngai wohnt, der Gott der
Kikuyu. Eine Legende erzählt, dass Ngai zuerst den Kirinyaga errichtete hat,
dann die übrige Welt herum. Da konnte er wohl alles überblicken. Als er damit
fertig war, erschuf er den Mann Kikuyu. Damit der nicht allein war, gab er ihm
Mumbi, die erste Frau. Die bekam nach und nach neun Töchter und Kikuyu ging zum
Kirinyaga, wo er um Söhne flehte. Ngai hatte ein Einsehen und schickte neun
Männer an den Fuß des Mountains. Aus den neun Pärchen wurde später die
Bevölkerung der Erde. Ach ja, Vieh schickte Ngai am Anfang noch. Ziegen und
Schafe. Deswegen gehören alle Schafe und Ziegen den Kikuyu, logisch nicht
wahr?“, feixte er die beiden Frauen an. „Irgendwie machte ihr Gott einen Fehler
beziehungsweise sein Namensvetter und schuf die Maasai. Sie bekamen die andere
Seite der Welt und Rinder, damit es keinen Ärger untereinander gebe. Hat nicht
viel gebracht, sie haben sich trotzdem die Köpfe eingeschlagen. Nur dass dürfen
sie heute nicht mehr.“
Die Frauen schauten zu dem Bergmassiv. Um die gezackten
Spitzen waren kleine weiße Wölkchen versammelt, die sich jedoch schnell
wegbewegten, um sich aufzulösen.
Die Getränke wurden serviert.
„Der Name Outspan erinnert an die Reisenden, die kurz vor
dem Ende einer Reise die Ochsen von den Ochsenwagen ausspannten. Alles zeugte
von großer Eleganz, auch die Speiseräumlichkeiten innen. Nur dazu sind wir
nicht richtig angezogen, obwohl man das in Kauf nimmt, allerdings nicht sehr
gern. Diese Räume werden überwiegend zum Abendessen genutzt“, erläuterte er
weiter. „In Nyeri sind viele der Kikuyufrauen in die Schule gegangen. Weiße
treffen sich hauptsächlich am Wochenende. Falls du bleibst, können wir mal
herfahren. Da lernt man alle Leute kennen, die in der Nähe wohnen. Nähe heißt
nicht unbedingt Nachbarn. In der Umgebung wohnt ein Freund von mir. Er hat eine
Firma, wo sie Garne und neuerdings Stoffe produzieren. Richard Wilder wohnt
ebenfalls nicht weit weg, besitzt riesengroße Ananasplantagen. Sein Bruder
wohnt in Mombasa und hat dort eine Import-Exportfirma, wo er die in alle Welt
verschickt. Der Deputy von Nyeri ist ein Freund von mir. Er ist öfter am
Wochenende auf meiner shamba.“
Nach dem Essen fuhren sie nach Embu. William hatte sich
erst während des Essens dazu entschlossen. Er wollte Doug seine zukünftige Frau
vorstellen, falls sie bliebe und sie sich nicht als Ziege oder hochnäsiges Weib
entpuppte.
„Seht euch den Mount Kenya an. Sieht er nicht prächtig
aus? Der Schnee auf seinem Gipfel leuchtet abends bisweilen in einem herrlichen
Rotton. Meine Freunde und ich wollen irgendwann hinaufklettern.“
Ein Wolkenband umsäumte die Spitzen des Berges, davor ein
wunderschönes Blau. Es war, als wenn er meine Zukünftige begrüßen wolle.
Unterwegs erzählte er ihnen von Doug und Jane Masters.
Die beiden waren sehr erfreut, William zu sehen und nicht
über die beiden Frauen erstaunt, da Ndemi ihnen davon berichtet hatte, als er
einige Sachen bei ihnen abgeladen hatte.
Sarah und Scott kamen angerannt und fragten sofort nach
den Löwen. Seit er zusammen mit Doug denen das Rudel gezeigt hatte, waren sie
total begeistert.
„Löwen? Bei dir gibt es Löwen?“
„Ndiyo, ein Rudel von neunzehn Tieren. Das Oberhaupt
kannte ich bereits als Baby. Sie sind in Ordnung und tun keinem etwas, was
nicht heißt, dass man sie anfassen kann. Vereinzelt verschwinden sie für
Monate, kommen jedoch permanent zurück.“
„Sie sind lieb und haben vier Babys“, erzählte der
inzwischen 10-jährige Scott. „Musst keine Angst haben.“
„Wenn du dass sagst, habe ich keine Angst“, erwiderte Mary
ernsthaft.
Es wurde ein langer Abend, da man sich viel zu erzählen
hatte, besonders, da sie Neuigkeiten aus Great Britain erfuhr.
„Ich glaube, du hast Glück gehabt mit deiner Wahl“, sagte
Doug später zu ihm, als sie allein noch draußen eine Zigarette rauchten. „Sie
scheint eine patente Frau zu sein. Nur ihre Schwester ist irgendwie
verbiestert.“
„Sie interessiert mich nicht. Wahrscheinlich eine alte
Jungfer, aber in der Kolonie wird sie gewiss noch einen Mann finden. Deswegen
ist sie ja mitgekommen. Es gibt genug ältere Farmer, die
Weitere Kostenlose Bücher