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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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alle. Es folgt
Kriminalität, Abneigung, Hass. Mitglieder der Aanake wa 40 haben sich jetzt
gebildet. Sie fordert die Jugend auf, eine neue Generation zu bilden, die sie
mit dem Namen iregi, Rebellen, bezeichnet. Ein Begriff, der auf eine mythische
Gründergeneration der Kikuyu verweist. Diese jungen Männer bauen auf die alten
Traditionen. Daneben gibt es die revolutionären Gewerkschaftsbewegungen und Parteien,
wie die Kenya African Union, kurz KAU genannt. Sie fordern die Unabhängigkeit
und den Abzug der britischen Militär- und Siedlermacht. Wenn die britische
Regierung nicht bald einlenkt und einen Kompromiss findet, wird es früher oder
später zu Aufständen kommen. Das kristallisiert sich immer mehr heraus. Wenn
Millionen Kenyaner über die wazungu herfallen, wird das für uns Siedler nicht
gut ausgehen. Das nur so im Groben. Die Probleme sind natürlich
vielschichtiger. Es ist generell ein Zusammentreffen verschiedener
benachteiligter Gruppen, nämlich landlose Bauern, unzufriedene Landflüchtige
und Arbeitslose aus Nairobi, die sich in Schwurgemeinschaften
zusammenschließen. Sie gelten als Kern der Bewegung. Konfliktpotenzial gibt es
dabei sowohl zwischen weißen Siedlern und der schwarzen Bevölkerung. Innerhalb
der schwarzen Bevölkerung zwischen moderaten und radikalen Kräften, vor allem
unter den Kikuyu. Beunruhigend ist es derzeit allerdings nicht, da sich die
anderen Ethnien noch heraushalten. Es sind zurzeit immer nur kleine Regionen,
wo sie aufbegehren.“ Er bestellte noch ein beer, zündete eine Zigarette an.
„Ihr seht also, so friedlich und nett ist nicht alles. Ich finde, dass ihr das
wissen solltet, bevor ihr euch auf ein Abenteuer einlasst.
    Besonders natürlich Mary. Theresa, du kannst ja jederzeit
zurück. Daneben existieren noch die alltäglichen Ärgernisse. Man muss extrem
sparsam und sinnvoll mit Wasser umgehen. Das ist Mangelware. Zum Trinken muss
es generell abgekocht werden. In der Regenzeit kann es tagelang schütten und
alles steht unter Wasser. Daneben gibt es Trockenperioden, wo man gießen, das
Vieh mit Wasser versorgen muss. Ich habe im Haus Schlangen vorgefunden und die
Heuschrecken haben meine Felder kahl gefressen. Die Affen haben mein Dach teilweise
abgedeckt und Viehherden sind durch den Mais getrampelt. Lokop, das ist ein
Helfer im Haus, hat den Generator ausgehen lassen und alle Ware war verdorben.
Sela, hat den Herd abends angelassen und das Essen war angebrannt, als ich nach
Hause kam. Der Gestank hing tagelang in den Räumen. Es gibt Tage, da kommt
keiner arbeiten, weil ein Dorffest ist, das zwei Wochen dauern kann. Ein Junge,
der sich um die Viecher ein wenig kümmert, hat das Gatter aufgelassen und ich
konnte die Tiere einfangen. Nachts haben fisi, Hyänen, meine Schafe gerissen.
Das ist nur ein kleiner Teil vom Ganzen. Ich arbeite vom ersten Morgengrauen
bis zur Dämmerung, fahre nur alle paar Wochen kurz Einkaufen. Meine Freunde
sehe ich noch seltener, da sie verstreut wohnen. Nun kannst du dir überlegen,
ob du mitkommen möchtest, Mary. Bis morgen früh darfst du dich entscheiden.
Wenn nicht, bezahle ich Mary die Heimreise sowie die Hotelkosten, bis ein
Schiff fährt.“
    Bewusst hatte er Theresa ausgeklammert, weil sie ihn nicht
interessierte. Es ging nur um Mary. So viel habe ich lange nicht geredet,
dachte er amüsiert, aber er wollte für klare Verhältnisse sorgen, um allen
weiteren Ärger aus dem Weg zu gehen.
    „Ich glaube, das brauchen wir nicht. Wir kommen mit. Wir
sind nicht verwöhnt, können arbeiten und haben einen Krieg überstanden.“
    „Wie du meinst. Wenn du meine shamba gesehen hast und ein
paar Tage dort warst, sehen wir weiter. Gehen wir. Ich möchte morgen zeitig
losfahren. Sagen wir um sechs. Ich hoffe, das ist euch nicht zu früh.“
    „Ist in Ordnung. Da haben wir den Tag vor uns“, lächelte
Mary.
    Die Einstellung gefiel ihm, gefiel ihm sogar sehr. Sie
schien in Ordnung zu sein, dachte er und wünschte Gute Nacht, schlenderte
zufrieden zu seinem Zimmer.

*
    S ie fuhren durch Nairobi, sahen die mehrgeschossigen
Gebäude, die Weiß in der Sonne glitzerten, dass es fast den Augen wehtat. Da
gab es zarte Minarette einer Moschee, ausgedehnte indische Gebäude mit
filigranen Fensterläden, Häuser in hellem Gelb getüncht mit Stuck verziert nach
arabischer Art. In den Außenbezirken passierten sie lange scheußliche
verrottete Holzbaracken.
    Die Wohnstätten der Weißen waren mit Bäumen, Büschen,
Blumen umsäumt. Gerade Richtung

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