Weisse Haut - Schwarze Haut
eine Frau suchen. Ich
muss sie ja danach nicht ertragen. Sie ist gehässig, eventuell neidisch auf die
jüngere Schwester. Deine Meinung wollte ich hören. Danke!“
Vielleicht hatte er ja wirklich mit Mary Glück. Sie sah
nett aus, war unkompliziert.
*
D ahingleitende Wolken sprenkelten den Himmel, wie
um einen Farbkontrast zu schaffen. An diesem Tag konnte man die schneebedeckte
Kuppe des Kirinyaga der Mitte des Landes, klar sehen, obwohl der über sechzig
Kilometer entfernt war.
Sie fuhren über Schotterpisten und den Frauen kam das
alles wie das Eintauchen in eine andere Welt vor. Sie fühlten sich oft wie
verzaubert, als wenn sie durch eine Traumlandschaft fahren würden. Das war für
sie ein Teil des ursprünglichen Landes, das war das, was sie sehen und erleben
wollte. Es erschien ihnen aller so wunderschön vor, vollkommen anders als dass,
was sie bisher kannten. Kein grauer Himmel, keine tristen Häuserzeilen, keine
Menschen die gerade in dieser Jahreszeit in graue oder braune Kleidung, dick
eingepackt, durch die Straßen liefen.
Menschen zogen alte Karren, die mit Waren für den Markt
beladen waren. Männer, meistens barfuß, schlenderten gemächlich die staubigen
Straßen entlang, wurden von Staubwolken eingehüllt. Frauen in bunten,
unförmigen Kleidern, mit einem Turban auf dem Kopf, darauf einen Korb balancierend,
ein Baby auf dem Rücken, schlenzten, als wenn sie alle Zeit der Welt hätten.
Vereinzelt sah man Männer am Straßenrand sitzen, schlafend.
Neben den Strukturen aus schnurgeraden, gehäufelten Reihen
gepflanzter Ananas, beherrschen Flametrees die Landschaft. Sie würden bald
blühen, die Knospen hatten leicht ihre Kelche geöffnet und bereits jetzt sah
die Gegend aus, wie von einem hellroten Schleier bedeckt. Dann erblickte sie
die ersten Kaffeeplantagen.
„Wir fahren jetzt oberhalb am Aberdare Nationalpark
vorbei“, erklärte er ihnen unterwegs. „Hier entspringt der Tana am Osthang des
Aberdares und mündet bei Kipini, das ist so nördlich von Malindi in den
Indischen Ozean. Er gehört zu den wenigen Flüssen in der Kolonie, die das ganze
Jahr hindurch reichlich Wasser führen. Erst geht es Richtung Süden, dann
schlängelt er sich östlich, hoch gen Norden, schließlich zum Meer. Die Bantu
nutzten früher das Gelände des Rift Valley und des Aberdares sowie der Mountain
und Täler im Highland, um sich gegen Eindringlinge zu verteidigen und konnten
so ihre Sozialstruktur bewahren. Auf den fruchtbaren Böden im Highland floriert
die Landwirtschaft. Obwohl nur knapp zehn Prozent des Landes Ackerland sind,
verfügt das Land über eine äußerst diversifizierte Landwirtschaft, die fast
sämtliche Grundnahrungsmittel produziert. Im Highland werden Kartoffeln,
Kaffee, Tee, Baumwolle, Getreide, Bohnen, Erdnüsse und Tabak angebaut; an der
Küste und im Tiefland Zuckerrohr, Mais, Maniok, Ananas, Baumwolle, Sisal und
Cashewnüsse. Daneben spielen selbstverständlich die Viehzucht und die
Milchwirtschaft große Rollen. Eine landestypische Spezialität ist Ghee, eine
halbfeste, klare Butter.“ Er deutete auf ein jetzt in der Sonne liegendes
grünes Gebiet. „Da gibt es Bäche mit Forellen, Wild in einer Vielzahl. Die
Zedern, Podos, wilden Feigen sind grüner und größer, die Wälder dichter und
dunkler. Das Terrain um den großen weißen Mountain ist immer grün, selbst wenn
der Norden lange vertrocknet ist. Es ist wirklich eine wunderschöne Gegend.“ Er
deutete auf den Mount Kenya.
„Das ist der höchste Berg Kenyas. Für Kikuyu wohnt dort
ihr Gott Ngai. Für die Wakamba ist es der Mountain ihres Feuergottes, des
Straußenvogels. Die Lende besagt, es ließen sich zwei weiße Vögel auf der Kuppe
nieder. Sie kamen vom Meer. Es heißt weiter, sie waren die Vorboten der weißen
Männer. Sie kamen wie die Vögel ins Land und werden nie wieder gehen.“
Sie fuhren weiter, bogen rechts Richtung Isiolo ab.
Nirgends gab es Straßenschilder, Verkehrshinweise. Die Wege wurden permanent
schlechter, löchriger, holpriger und alles war staubtrocken. Staub wirbelte
hinter ihnen auf.
Der Himmel hatte die hellblaue Farbe des Highlands, die
Luft war erstaunlich klar, während sie durch ein landwirtschaftlich schönes
Gebiet fuhren. Teeplantagen, Kaffeeplantagen, dazwischen Akazien, Papyrus,
Euphorien.
„Das gehört zum Samburu Gebiet. Der Fluss da vorn ist der
Uaso Ng´iro. Von hier sind es ungefähr fünfundzwanzig Kilometer nach Archers
Post und in etwa die gleiche Entfernung nach Longopito.
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