Weisse Haut - Schwarze Haut
ist meine kibibi kitamu, die Tochter von Karega und
Wakiuru.“
Das Mädchen schaute die beiden einen Moment an.
Er öffnete den Kühlschrank und holte Schokolade heraus,
gab sie dem Mädchen. „Asante Will“, lächelte sie, gab ihm einen Schmatzer auf
die Wange.
Lokop erschien, „willst du Saft, kibibi kitamu?“
„Ndiyo! Lokop, hab duma“, wieder zeigte sie stolz ihren
Finger. „Mit panga geschneidet.“
„Ich dachte, du bist bei simba gewesen“, erwiderte der
ernsthaft.
„Geh nur mit Will zu simba.“
„Irgendwann fressen sie dich.“
„Erzähl meiner Kleinen nicht so einen Mist. Die simba tun
dir nichts, kibibi kitamu. Ich glaube, Baba kommt. Gehen wir hinaus. Lokop,
bring uns bitte beer und Saft mit.“ Dann wandte er sich an die Frauen. „Seid
ihr fertig? Dann setzt euch zu uns.“
„Ja, fünf Minuten.“
Er stellte die Kleine hinunter, die wegrannte und er
folgte langsamer, begrüßte seinen Freund, Wakiuru. Wenig später erschienen
Ndemi mit Sabiha und Waweru. Der 2-Jährige sauste zu Kinjija, dem sie stolz den
Finger zeigte. Dass sie sich mit der panga geschnitten hatte, schien sie
ungeheuer zu freuen. Irgendwie schien sie mächtig stolz darauf zu sein, obwohl
er sich das nicht erklären konnte. Musste er bei Gelegenheit Karega fragen.
Er machte die Frauen miteinander bekannt, während Lokop
mit den Getränken erschien. Die Männer kümmerten sich um das Fleisch, die
Frauen deckten den Tisch. Sabiha hatte wie immer frisches, warmes Brot
mitgebracht, Wakiuru hingegen eine Art Obstsalat.
„Bwana, welche wird deine mke?“
„Die größere, jüngere Frau.“
„Warum du nicht nehmen beide?“
„Karega, weil es verboten ist, du nugu. Wann nimmst du dir
zweite mke und machen zu deiner bibi?“
„Ist verboten, du nugu bozi. Ujue!“
„Die andere Frau wäre mir zu alt, zu dick und zu
hässlich“, raunte er leiser. „Sie ist so eine Art Aufpasserin.“
Die drei Männer grinsten sich an. Oben hörte man Mary
kichern und er war zufrieden. Das schien zu funktionieren.
Es wurde ein schöner Nachmittag, Abend, so wie stets und
dass erfreute ihn. Er wollte keine gravierenden Veränderungen, sondern nur eine
Frau, die sich in sein geordnetes Leben einfügte. Ob Mary das war, würde sich
zeigen. Er hatte Zeit und musste nichts überstürzen, aber sie war nett und mehr
konnte er nicht erwarten.
*
A m nächsten Morgen fuhren sie früh los, es war noch
fast dunkel. Da viele Tiere nacht- oder zumindest dämmerungsaktiv sind, war der
frühe Morgen und der späte Nachmittag die besten Zeiten für eine Pirschfahrt,
hatte er den beiden Frauen erklärt. Dank seiner Erfahrung erlebten sie solche
eindrucksvollen Momente in einer unvergleichbaren Landschaft.
Hohes, gelbliches Gras, dazwischen die Dornenbüsche und
Affenbrotbäume, Akazien. Als Nächstes entdeckten sie diese markanten Vögel.
„Das sind Marabus. Sie sind vielleicht nicht besonders
schön, aber als Aasfresser haben diese zur Familie der Störche gehörenden Art
eine wichtige Aufgabe. Sie räumen sozusagen alles sauber“, erklärte er ihnen,
dachte dabei: So viel wie in den letzten drei Tagen rede ich sonst im ganzen
Jahr nicht.
Neue Entdeckungen folgten Schlag auf Schlag. Nur wenige
Minuten später eilte ein Straußenmännchen heran, wahrscheinlich aufgeschreckt
durch den Motor und dann erblickten sie eine Elefantenherde, die langsam, sehr
gemächlich Richtung Wasser trampelten.
„Es ist gigantisch, wenn sie an dir vorüberziehen“,
äußerte er leise, sah gedanklich die toten Bullen vor sich. „Ndovu legen
während der täglichen Futtersuche eine Distanz von 25 bis 40 Kilometer zurück.
Ein ausgewachsener Elefantenbulle hat eine Schulterhöhe bis über vier Meter und
frisst täglich bis zu 300 Kilo Grünfutter aller Art. Da muss man früh morgens
mit dem Fressen anfangen. Genau genommen fressen ndovu natürlich nachts.“
Einige kleine Elefanten versuchten bereits, so nach Futter
zu greifen, wie es die Großen vormachten. Es sah possierlich aus und die Frauen
lachten laut.
„Es dauert mehrere Monate, bis ein Jungtier den mit
Tausenden von Muskeln versehenen Rüssel richtig bewegen kann. Sie spiegeln für
mich Ruhe und die Kraft Afrikas atemberaubender Wildnis wider. Die meisten
Elefanten sind Mitglieder einer Herde, die von einer alten erfahrenen Kuh
angeführt wird. Vereinzelt schließen sich zwei oder mehr Herden, deren
Mitglieder jeweils miteinander verwandt sind, zu einem großen, von einem
Weibchen geführten Clan
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