Weisse Haut - Schwarze Haut
zusammen. Die Leitkuh regiert bis zu ihrem Tod; danach
übernimmt in der Regel die älteste Tochter ihren Platz.“ Er deutete in die Richtung,
wo ein schmaler Streifen am Horizont erschien. „Sieht es nicht herrlich aus.
Der rötlich gefärbte Himmel, davor diese majestätischen Tiere?“
Nach einigen Minuten fuhr er weiter, näherte sich einem
Flussbett.
„Es gibt nicht so gigantische Herden von Kaffernbüffel wie
zum Beispiel in der Maasai Mara, sondern selten Herden mit mehr als fünfzig
Tieren.“
Auf der Suche nach Mäusen, kleinen Eidechsen oder Käfern
stakte ein Sekretärvogel durch die Steppe.
„Da vorn grasen Impalas und die mit den auffälligen weißen
Ringen um den Schwanzansatz sind Ellipsenwasserböcke. Die kleineren sind die
Weibchen; sie haben keine Hörner. Aufgeschreckte Impalas können bis zu acht
Meter weit springen.“
Sie erreichten eine mit reichlich Bäumen und Gestrüpp
bewachsene Fläche. Plötzlich, wie aus dem Nichts stand wenige Meter neben ihnen
eine Netzgiraffe zwischen den Bäumen.“
„Sind die groß.“
„Mary, du bist dumm. Natürlich sind sie groß.“
William grinste: „Daher sieht man oft als Erstes ihre
langen Hälse aus den Bäumen herausgucken. Der lange Hals und ihre Schnelligkeit
sind die Vorteile der Giraffe. So ein langer Hals benötigt einen hohen
Blutdruck. Giraffen sterben daher leicht an Schock. Außerdem ist das trinken
nicht gerade besonders bequem und sehr gefährlich. Wenn sich eine Giraffe
breitbeinig zum Trinken herunterbeugt, ist sie quasi bewegungsunfähig. Das sind
übrigens Netzgiraffen.“
Entfernter graste eine kleine Herde Grevyzebras.
„Oh, guck mal, Zebras.“
„Das sind Grevyzebras. Der Bauch bei denen ist immer weiß
und sie haben eine feinere Zeichnung. Interessant dabei ist noch, dass sich die
Zeichnung in der Mähne fortsetzt. Ihr müsst nur genau hinsehen, dann bemerkt
ihr es.“
„Oh, dort. Die sehen niedlich aus.“
„Gerenuk oder Giraffengazellen heißen sie. Sie verdanken
ihren Namen dem langen Hals. Dieser ermöglicht ihnen Blättern und jungen
Trieben, an die andere Gazellen nicht heranreichen, zu fressen. Dabei stellen
sie sich aufrecht an den Strauch. Sieht lustig aus. Sie erreichen so eine Höhe
von immerhin über zwei Meter. Ihren gesamten Wasserbedarf decken sie über die
Pflanzen. Ihre Nieren sind speziell auf die geringe Wasserzufuhr eingerichtet.
Bei den Oryxantilopen ist es ähnlich. Man erkennt sie an ihren lanzenartigen
Hörnern. Sie können wochenlang überleben, ohne ein einziges Mal Wasser zu
trinken. Da drüben sind Dik-Dik, die kleinste Antilopenart hier. Sie treten
meistens paarweise auf. Man sagt, dass Dik-Diks immer so eng beieinanderstehen,
dass man aus der Ferne glaubt, sie hätten nur einen Körper. Dik-Diks sterben,
wenn man sie trennt.“
In einem weiten Bogen fuhr er zurück, schwenkte nach
rechts und hielt wenig später an.
„Das ist mein Löwenrudel“, grinste er die beiden an.
„Normalerweise steige ich aus und spiele ein bisschen mit ihnen, aber wenn
Fremde dabei sind, sind sie immer ein wenig misstrauisch.“
Im Schatten döste die Löwenfamilie vor sich hin. Ngatia
schaute zwar zu dem Wagen, aber das war alles. So friedlich, wie sie dort
lagen, konnte man fast vergessen, dass es sich um Raubtiere handelt und wie
gefährlich sie sein können. „Löwen schlafen oder zumindest dösen die meiste
Zeit des Tages. Erst abends schickt der Pascha seine Weiber auf die Jagd.“
Am liebsten wäre er ausgestiegen, zumal die Jungen
herumliefen, zu dem Jeep schielten. Morgen, sagte er sich.
„Fahren wir zurück. Lokop wird eine Kleinigkeit zu Essen
vorbereitet haben.“
Sie waren bereits auf dem Rückweg, als sie in der Ferne
viele blau-graue Punkte erspähten.
„Was ist das da?“, fragte Theresa.
„Geierkopfperlhühner! Der nackte Kopf ist vielleicht nicht
besonders attraktiv, aber das macht das unbeschreibliche, fast unnatürliche,
intensive Blau des Gefieders allemal wett. Mir gefallen sie.“
Nachmittags zeigte er ihnen den Garten, den Stall, die
Räucherkammer. Danach gingen die Frauen hinein, da sie etwas Besonderes kochen
wollten und er betrat sein Büro, wo die Arbeit wartete.
Sie setzten sich an den fertig gedeckten Tisch. Gleich
fiel ihm das schwere Silberbesteck auf, das edle dünne Porzellan mit
Goldornamenten am Rand, genauso wie die Kristallgläser, alles poliert, hoch
glänzend und sehr alt, aber schön, standen auf dem weißen Damasttischtuch. Dazu
passend, aus dem
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