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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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immer
wesentlich gefühlvoller, romantischer vorgestellt, aber sie nickte. Er würde
ihr gewiss noch gestehen, wie schön er sie fand und dass er sich Hals über Kopf
in sie verliebt hatte.
    William hingegen war froh, dass er das so problemlos
herausgebracht hatte. Dass man einen Heiratsantrag etwas romantischer
gestaltete, kam ihm nicht in den Sinn.
    „Es ist ein wildes Land. Heute hast du Geld, morgen kannst
du arm wie eine Kirchenmaus sein. Es ist ein Jahr trocken, alles voller Staub,
dann wiederum regnet es, wie aus Kübeln; alles steht unter Wasser. Die Tiere
waten tief im Matsch, können sich kaum noch bewegen. Du gehst hinaus und
Tausende Fliegen, Moskitos umschwirren, stechen dich. Da sind Schlangen im
Haus, unzählige Krabbeltiere, gelegentlich in den Lebensmitteln, wenn man
vergisst, die Tür zu schließen. Es gibt keinen Doktor, keine weißen Frauen in
der Nähe. Du wirst tagelang mit Theresa allein sein. Es kann vorkommen, dass ein
Leopard in den Hühnerstall eindringt, oder Hyänen im Garten stehen. Es kann bei
Trockenheit jederzeit brennen, wenn man nicht sehr vorsichtig ist. Wasser zum
Löschen ist nicht genug da. Da können Heuschrecken in Stunden alles kahl
fressen und man steht vor dem nichts.“
    Er erhob sich, legte neue Scheiten in das Feuer, setzte
sich unten auf das Fell, blickte zu ihr hoch.
    „Es gibt unendlich viel Arbeit, für dich. Das bedeutet: Um
sechs aufstehen, den Garten bearbeiten, Unkraut jäten, Neues anpflanzen, graben,
haken, beschneiden, ernten, gießen. Danach der Haushalt: Putzen, kochen,
einwecken, pökeln, Wäsche waschen. Da muss Brot gebacken, Seife oder Butter
zubereitet werden. Man muss ständig für alles Wasser abkochen. Da müssen die
Viecher aus dem Haus entfernt, die Vorräte ständig kontrolliert werden.
    Sollten wir Kinder haben, werden die wie die Kinder von
Karega, Ndemi aufwachsen. Frei, ungezwungen, ohne Rassenvorurteile, was jedoch
noch mehr Arbeit bedeutet, da die versorgt werden müssen. Ich bin tagsüber nie
da, fahre alle paar Monate für einige Tage weg. Ich bin alle paar Monate für
Tage in Nairobi oder Mombasa um Vieh wegzubringen, Einkäufe zu tätigen. Ich
muss mich darauf verlassen können, dass alles gemacht wird, was nötig ist. Das
beinhaltet nicht meine Arbeit, die Arbeit draußen auf meinem Land. Das
erledigen die Männer, meine beiden Vorarbeiter. Sie haben generell in allem die
gleichen Rechte wie ich. Wenn sie den Wagen nehmen, brauchen sie nicht fragen.
Wenn sie etwas anordnen, hat das mehr Gewicht, als von jedem anderen, das Wort
meiner Frau zählt dann nicht. Sie kennen sich aus, wissen, was zu tun ist.
Alles etwas, was sich wunderbar bewährt hat. Es gibt keine wochenlangen
Auszeiten irgendwo im Land; es gibt keine monatlichen Einkaufstouren in Nairobi.
Du wirst in der Woche kaum jemand sehen, außer am Samstag, wenn die Familien
Nteke oder Kuoma kommen, sporadisch dazu einige Freunde von mir. Wir sind alle
ein gut eingespieltes Team. Wir führen ein gut eingeübtes Leben und du wirst
dich in großem Maße einfügen müssen. Du wirst abends müde ins Bett fallen. Am
Anfang werden dir die Knochen wehtun; die Hände werden rissig werden, und wenn
du nicht aufpasst, bekommst du Sonnenbrand. Es wird kein Leben einer
Großgrundbesitzerin werden, die über Personal verfügt, sondern ein Leben voller
Arbeit. Jetzt kannst du darüber noch nachdenken. Mary, ich weiche von dem, was
ich eben gesagt habe, nie ab. Du brauchst dass erst gar nicht denken und
versuchen. Falls du darauf spekulierst, verzichten wir lieber auf alles Weitere,
weil es schief geht und ich mich scheiden lassen würde. Von mir bekommst du nur
das Geld für deine Überfahrt, mehr nicht. Kinder bleiben bei mir. Das müsstest
du vor einem Ja meinerseits bei einem Notar unterschreiben.“
    „Ich möchte es trotzdem“, erwiderte sie leise und er
nickte nur.
    Er würde sie heiraten, selbst wenn keine tiefen Gefühle
vorhanden waren. Sie sah nett aus, war jung genug, um ihm Erben zu schenken.
Mehr konnte er nicht erwarten und damit war er zufrieden. Liebe oder so was,
das ließ während einer Ehe sowieso nach, vermutete er. Viel anders wäre die Ehe
deswegen gewiss nicht. Rein vom praktischen Gesichtspunkt wurden viele Ehen
geschlossen. Seine Eltern hatten sich auch nicht geliebt, aber waren glücklich
gewesen. Es würde funktionieren und mehr erwartete er nicht davon.

*
    D er Hochzeitsmorgen zog auf. Noch war es dunkel
draußen. Schnell zog er sich an, nahm seine drei Gewehre

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