Weisse Haut - Schwarze Haut
Äußerung ist
doch sehr aufschlussreich.“
Er blickte zum Himmel hoch, wo einige Geier in der Ferne
kreisten.
„Das war nicht böse gemeint.“
„Kann man gehässig oder boshaft nennen. Ich habe in
Mombasa und Nairobi gesehen, wie viele mit ihnen umgehen. Ich habe von Männern
gehört, welche Einstellung sie gegenüber den Einheimischen haben und das alles
fand ich falsch. Man kann ihnen nicht verbieten, an ihren Gott zu glauben, wie
es die Missionare fordern. Die meisten Völker sind sehr fromm, so wie die
Kikuyu. Sie glauben an ihren Gott Ngai, der auf dem Mount Kenya lebt. Die
Kikuyu sind sehr vielschichtig in ihrem Denken und der frühere Aufbau ihrer
Gemeinschaft war differenziert. Da gab es Hunderte von thahu. Ein eckiges Haus
bringt Unglück, heißt es zum Beispiel bei den Kikuyu, bei den Maasai darf der
Eingang dagegen nie zur Sonne zeigen. Hier leben sie in ihrem Mystizismen und
dass soll so sein. Warum nicht? Der thahu hat viel Positives. Es regelt das
Leben dieser Menschen, so wie bei euch in Great Britain, dass Gesetze festlegen
und die muss man achten. Man sollte nie denken, nur unser Lebensstil ist
richtig. Das ist der große Fehler. Deswegen gibt es vereinzelt Ärger und es
wird weitergehen, wenn die wazungu nicht einlenken. Die Menschen müssen
begreifen, dass man andere Kulturen akzeptieren muss, selbst wenn es bisweilen
schwerfällt. Afrika hat so ungefähr dreitausend Völker und da gibt es eben
verschiedene Traditionen, Gottheiten, die verehrt werden, Alltäglichkeiten, die
man verstehen und tolerieren muss.“
„Warum sollte man das nicht respektieren? Es sind nicht
alle Menschen gleich und wir sind ja hergekommen, weil es uns dort nicht
gefallen hat.“
„Das sagt sich leicht, aber bei manchen Dingen, die sie so
anstellen, schluckt man schon. Mary hat die nächsten Tage Zeit, sich das alles
anzusehen.“
Im Haus zog er sich nur Shorts an, begann Holz zu hacken,
das er neben der Feuerstelle stapelte. Danach schaute er nach Lokop und sah
erstaunt Mary in der Küche werkeln.
„Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich helfe?“
„Wenn man es danach essen kann“, schmunzelte er. „Lokop,
wo sind die kanga? Ich fange mal an.“
Er nahm die Perlhühner mit hinaus, spießte sie auf und
befestigte den Spieß auf dem Gestell, unter dem das Feuer züngelte. Er holte
einen Stuhl von der Veranda, ein beer und setzte sich daneben, streckte seine
langen Beine aus, trank genüsslich und zündete eine Zigarette an. Gedanklich ging
er die Arbeiten der nächsten Woche durch. Besonders die Flussbefestigung
bereitete ihm Kopfzerbrechen. Man konnte zur Not ja die Steine vom Feld nehmen,
was zwar eine Knochenarbeit werden würde. Nur wenn der Regen kam, würde ihm
ansonsten alles absaufen. Mist, dass ausgerechnet jetzt noch Besuch da war, um
den er sich kümmern musste. Jetzt wanderten seine Gedanken zu den beiden
Frauen. Über Theresa stand sein Urteil schnell fest: Sehr energisch, autoritär.
Sie war trivial, da sie in einigen Wochen verschwunden war. Einen Mann würde
sie garantiert finden, obwohl sie nicht die Jüngste war und nicht sehr
ansprechend aussah. Es gab gewiss einige Weiße, die eine Frau suchten und da
nahm man es mit den Äußerlichkeiten nicht so genau.
Bei Mary schwankte er noch ein wenig. Sie sah besser aus
als die ältere Schwester, sicher, aber ihr Gerede am Vortag hatte ihn etwas
ernüchtern lassen. Er wollte keine Frau, die sich als Herrin aufspielte. Was,
wenn er sie heiratete und sie sich zu einem verwöhnten Püppchen entwickelte,
die der Meinung war, dass Schwarze für sie arbeiten sollten? Die eventuell
sogar versuchen würde, ihn umzukrempeln, aus ihm einen Bwana zu formen? Der
Gedanke allein erschreckte ihn. Hapana, er würde abwarten und das alles vorher
mit ihr klären. Sie sollte genau wissen, was er erwartete und was alles
passieren konnte, was auf sie zukommen könnte.
„Will, hab damu“, hörte er Kinjija rufen. Stolz hielt sie
einen Finger hoch und rannte auf ihn zu. „Da hab damu!“
Er erhob sich und fing sie auf, drehte sich mit ihr im
Kreis, dass sie jauchzen ließ.
„Kibibi kitamu, was hast du denn gemacht?“
„Mich geschneidet mit panga.“
„Was machst du mit einer panga?“
„Baba klaut“, strahlte sie. Die runden, schwarzen
Kulleraugen leuchteten. Die Kleine war süß.
„Ich habe etwas Schönes für dich, damit es nicht wehtut.“
Er ging mit ihr auf dem Arm ins Haus hinein. In der Küche stellte er ihr die
beiden Frauen vor.
„Das
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