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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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war,
wenn ich nicht da bin.“ Er schubste seine Schwägerin weg. „Schleim nicht herum.“
    „Aha, danach kommst du erst nach Hause?“
    „Das ist alles mein Zuhause, da ich dafür hart gearbeitet
habe. Ihr beide werdet bald gehen, da ihr nervt.“
    „Wie du meinst. Was machen wir mit Tamu, Bahati und
Nzuri?“
    „Wer ist das denn?“
    „Unsere Besucher!“
    „Du hast den Leoparden Namen gegeben?“
    „Ja, sicher. Wie soll ich sie sonst rufen?“
    „Mary, langsam. Das sind wilde, gefräßige Raubtiere, die
irgendwann an die dreißig, vierzig bis zu siebzig Kilo wiegen. Haben sie
Hunger, holen sie sich mein Viehzeug.“
    „Ich weiß. Sie tun uns nichts, glaub mir.“
    „Heute noch nicht. In einigen Monaten sieht das anders
aus, außerdem solltest du an mein Vieh denken. Man hätte sie erschießen sollen,
da wäre Ruhe.“
    „Das ist grausam. Du wirst für sie Wild schießen, damit
sie sich an den Geschmack von Gazellen und so was gewöhnen.“
    „Mit Messer und Gabel müssen sie nicht fressen?“,
erkundigte er sich lakonisch.
    „Das ist albern“, kicherte sie. „Warten wir ab.
Gegenwärtig benötigen sie unsere Hilfe.“
    „Wenn das unsere Nachbarn erfahren, halten sie mich für
total bescheuert. Jetzt ziehe ich schon Raubtiere groß.“
    „Sollten sie etwa da draußen umkommen?“, meckerte sie ihn
zickig an und drehte sich um, grinste. Temperament hat sie und sie sah süß aus,
wenn sie wütend war.
     
    Beim Abendessen hörte er mehr über die drei Besucher, die
niedlich aussahen. Mary erzählte stolz, dass sie Unkraut gejätet und oben das
Kartoffelfeld umgegraben, die Pflanzen alle gesetzt hatte. Sie wartete auf ein
Lob, aber er äußerte sich nicht.
    Theresa zählte nun ihrerseits auf, was sie alles getan
hatte. Mary hörte erstaunt zu, dachte wütend, sie übertreibt maßlos und
schwindelt. Sie hat nichts getan, außer gekocht. Alles andere hatte dieser
Suijo erledigt. William jedoch lobte Theresa entsprechen. Mary sprang mit
Tränen in den Augen auf, rannte hinaus.
    „William, lass sie. Ich weiß nicht, warum sie so ist. Sie
liegt den ganzen Tag nur herum, liest und möchte bedient werden. Sie ist ein
dummes, verwöhntes Kind. Jetzt noch diese blöden Viecher im Haus. Sie stinken,
machen alles kaputt und es ist eine Frage der Zeit, wenn sie eins von den
Kindern im Dorf angreifen oder dein Vieh. Du musst ein ernstes Wort mit ihr
reden, auf mich hört sie nicht, weil sie sich als Herrin aufspielt. Du
verwöhnst deine Frau eben zu sehr. Erschieß diese Viecher oder schaffe sie weit
weg, bevor noch etwas Schlimmes geschieht. Ich habe Angst, dass sie über die
Kinder herfallen.“
    Das werde ich, dachte er erzürnt. Nach dem Essen
verschwand er in seinem Büro, wo er bis spät am Abend die Bücher vervollständigte,
rechnete und schließlich Stunden später alles sehr zufrieden wegschloss.
    Etwas erstaunt fand er Mary im Schlafzimmer vor, wollte
sie jedoch nicht wecken und legte sich ebenfalls hin.

*
    W ie jeden Morgen, so wurde sie auch heute vom
Gezwitscher der Vögel geweckt. Wenig später hörte sie die ersten Kinder draußen
lachen, schreien. Die Tiere wurden aus den Hütten getrieben. Rasch schlüpfte
sie in die Shorts, die Bluse, bürstete die Haare. Zuerst eilte sie in den
Stall, holte die Eier, danach die Milch.
    „Du solltest dich mehr ausruhen“, stellte Theresa fest,
als sie alles in die Küche stellte.
    „Das ist meine Arbeit und ich erledige sie. Jetzt trinke
ich Kaffee und werde mich danach um das Gemüsebeet kümmern.“
    „Mary, du bist so verantwortungslos und denkst nie an das
Baby. Ruh dich aus, sonst leidet das Kind noch darunter.“
    „Nein, William erwartet das und du willst dich nur wieder
danach bei ihm einschleimen, weil ich angeblich nicht arbeite.“
    „Geh ins Dorf und frage bei der alten Hexe nach der Salbe
für deinen Mann. Seine ist alle oder hast du das vergessen?“
    Heute herrschte Wäscheluft, dachte sie, als sie den Weg zu
dem Dorf entlang schlenderte. Große, rote Ameisen schwärmten zu Hunderten auf
dem Boden herum und sie war froh, dass William ihr die Stiefel besorgt hatte.
Sie hasste diese Krabbeltiere an ihren nackten Beinen. Mücken umtanzten sie in
dichten Wolken, blau schillernden Fliegen suchten einen Weg auf ihr Gesicht.
Trotz des gleißenden hellen Sonnenlichtes war hier unter dem Blattwerk eine
diffuse Helligkeit. Wir müssen den Pfad mal wieder ein wenig frei räumen,
dachte sie. Er kann ja nicht trocknen, bei dem dichten Blattwerk und

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