Weisse Haut - Schwarze Haut
sich über mein
Vieh hermachte.“
„Auf unserem Land? Das dürfen Sie nicht, außerdem hat sie
gerade Junge bekommen. Sie sind ein Unmensch und das werde ich melden. Jetzt
verschwinden Sie, aber schnell und das nächste Mal fragen Sie gefälligst, bevor
Sie fremdes Eigentum betreten.“
„Junge Frau, spielen Sie sich nicht auf. Es war nur ein
Vieh und ich überlasse es Ihnen. Den können Sie an die Wand hängen.“
„Hauen Sie bloß ab!“
Lachend wandte er sich um, fuhr wenig später los und sie
hastete zum Dorf, suchte Ndemi.
Bereits von weitem hörte sie das dumpfe, rhythmische
Stampfen der Mörser. Die Frauen zerkleinerten anscheinend Maniok, für die
Abendmahlzeit oder sie stellten Mehl her. Das war eine mühsame Arbeit, nur
leider musste das sein.
Sie berichtete empört, was vorgefallen war und dass man
nach den Kindern suchen musste, da die ansonsten verhungern würden. Er blickte
sie erstaunt an, nickte, rief einigen Männern etwas zu, was sie nicht verstand.
Wenig später standen sechs Männer bei ihnen und Ndemi
forderte sie auf, ihnen zu zeigen, wo das tote Tier lag. Sie brachte die Männer
zu der toten Leopardin, die zwei Männer zum Haus trugen. Sie machte sich mit
den anderen auf, die Jungen zu suchen.
Die drei Leopardenkinder schrien und sie sperrte sie in
das leere Zimmer, eilte dann in die Küche, wo Theresa gerade Flaschen mit
Ziegenmilch füllte.
„Probieren wir unser Glück“, seufzte sie. Gemeinsam gingen
sie in den Raum und jetzt begann ein Prozedere. Die kleinen Katzen krallten,
lehnten die Milch ab, trotz aller Versuche, wollten sie nichts trinken.
„Probieren wir es mit Kuhmilch. Vielleicht sollten wir
etwas Zucker hineinmischen.“
„Ich nehme reine Milch, eine verdünnte und eine mit
Zucker.“
Die Milch mit Zucker fand Anklang bei einem und so holte
Theresa zwei weitere Flaschen mit der Mischung. Es dauerte noch eine Stunde,
bis alle drei gesättigt waren.
„Wir können sie nicht drinnen lassen?“
„Doch! Wenn sie jetzt draußen sind, laufen sie weg. Hol
zwei Decken, dann können sie schlafen und in eine Ecke legen wir alte
Zeitungen. Vielleicht gehen sie dort hin, um ihr Geschäft zu verrichten. Dann
brauchen wir noch Wasser, falls sie Durst haben.“
„William kommt übermorgen und wird wissen, was zu tun
ist.“
„Wir werden sie drinnen behalten und ihnen Nahrung geben,
auch ohne William. Bieder dich nicht ständig bei ihm an. William hier, William
da, aber ja, William. Nein, William. Wie du meinst, William. Ich mache das,
William. Willst du so erreichen, dass er mich hinauswirft und dich heiratet?
Hast du es immer noch nicht aufgegeben, seine Frau zu werden? Ich sage, die
Kleinen bleiben und damit basta! Heul dich bei meinem Mann aus, weil ich ja
immer sooo böse bin.“
Bevor sie ins Bett ging, schaute sie nach den drei
Katzenkindern, die aber friedlich nebeneinander auf der Decke lagen und
schliefen. Lächelnd schloss sie die Tür und legte sich schlafen. Erst als sie
im Bett lag, kroch Wut in ihr hoch. Dieser Mann war das Letzte. Der erschoss
eine Mutter, und dass die sein Vieh gerissen hatte, glaubte sie nicht. Seine
Weiden waren über vierzig Kilometer entfernt, soviel sie wusste.
*
„W illiam, ich möchte schießen lernen und ein
Gewehr“, überfiel sie ihn gleich, noch ehe er auf der Veranda stand.
Entgeistert blickte er sie an, aber bevor er etwas sagen
konnte, sprach sie weiter. „Wenn du nicht da bist, kann hier jeder
herumspazieren, wie er will. Ich möchte nicht, dass Tiere erschossen werden,
nur weil das so einem blöden Kerl Spaß macht.“
„Was hättest du gemacht, wenn du eine Waffe gehabt
hättest?“
„Ihm in den Allerwertesten geschossen“, grinste sie.
„Nein, aber ich wäre mir nicht so hilflos vorgekommen. Ich will das Gefühl
haben, das ich mich wehren oder beschützen kann, dazu die Menschen, Tiere, die
auf deinem Grundbesitz leben.“
„Gut, lernst du schießen, Theresa ebenfalls. Besser ist
besser. Ndemi hat mir schon von dem Vorfall berichtet“
„Warst du drüben? Wieso Theresa?“
„Ich lebe schließlich auf Williams Farm“, äußerte Theresa,
trat an William heran und gab ihm einen Kuss. „Schön, dass du zurück bist. Du
fehlst immer irgendwie. Ich habe dir extra etwas Leckeres gekocht.“ Sie hakte
sich bei ihm ein, warf ihrer Schwester einen triumphierenden Blick zu. „Ohne
dich ist es so leer und einsam, weil man niemanden zum Reden hat.“
„Asante! Ja, sicher. Ich muss schließlich wissen, was
Weitere Kostenlose Bücher