Weisse Haut - Schwarze Haut
einzelnen Kikuyu-Gruppen, hinzukommt und
diese auf die Spitze treibt. Durch Landwegnahme zugunsten der europäischen
Siedler, die mittlerweile skandalöse Formen angenommen haben. Kenyatta betont
immer wieder, wie benachteiligt sich demzufolge die verschiedenen Volksgruppen
fühlten. Große Flächen des besten Bodens, der natürlich nur in europäischen
Händen ist, liegen völlig brach, während nebenan die afrikanischen Völker in
überfüllten Reservaten zusammengedrängt leben.“
Weitere Meldungen aus der Welt folgten und William stellte
ab.
„Was glaubst du, was als Nächstes passiert?“
„Wenn ich das wüsste, Mary. Wenn sie diesen Kenyatta
einsperren, geht der Zirkus erst richtig los, vermute ich. Auf der anderen
Seite schürt der das Feuer noch höher. Er fordert zwar nie zu Gewalt gegen uns
auf, aber indirekt vermittelt er es. Abgesehen davon wissen wir nicht, was da
im Geheimen vorgeht. Das wird der bestimmt nicht veröffentlichen. Der Mann ist
nicht blöd. Er weiß auch, dass es ohne uns nicht geht, ergo darf er es sich
nicht mit den Briten verderben.“
„Du meinst, er stachelt die Leute auf, aber möchte im
Grunde, dass wir bleiben?“
„Nicht alle und nicht so wie jetzt, aber zum Teil schon.
Sieh dir die Schwarzen an. Man bekommt es Tag für Tag mit. Stell dir vor, sie
würden meine shamba bekommen. Was glaubst du, wie lange die so aussehen würde,
wie heute? Da sind ein Teil die Arbeiten, dabei denken und Ideen haben, den
Ablauf kapieren und der Rest? So und noch schlimmer ist es überall. Dazu kommt,
dass sich die verschiedenen Völker untereinander nicht grün sind. Wären wir
alle weg, holen sie die panga wieder heraus und hauen sich gegenseitig die
Köpfe ab. Der Luo geht auf den Kikuyu los, der Kikuyu auf den Maasai und so
weiter. Dieser Kenyatta schreit nur für seine Kikuyu, der Rest der Menschen,
der Schwarzen ist ihm egal. Er will an die Macht, er will sein Volk vorne
sehen, an die Regierung, dann können sie die anderen Völker unterdrücken.“
„Aber es sind doch alles Schwarze?“
Sie hörte draußen ein Kratzen. „Wir bekommen Besuch.“
„Die chui sollen gefälligst draußen schlafen“, knurrte er.
„Es sind chui und keine Schoßtiere.“
„Bitte, William, lassen wir sie in ihr Zimmer“, säuselte
sie.
„Das glaubt mir keiner. Ein Zimmer für chui. Du gibst ja
keine Ruhe, bevor du deine Kuscheltiere nicht bei dir hast. Hole ich sie
herein. Machen sie etwas kaputt, ist Schluss“, brummte er, während er aufstand.
„Mary, halte sie von dem Baby fern.“
„Den mögen sie aber. Sie liegen draußen oft neben dem Bett
und dösen dort.“
„Ndiyo, sie warten, bis der Leckerbissen ein bisschen
größer wird.“
Mary lachte schallend. „Mzee, du bist süß, wenn du brummig
bist und so unlogisch. Sie passen auf!“
„Sie kommen nicht in die Nähe von James, kapierst du das?
Ich knalle sie sonst ab und das ist kein leeres Gerede.“
Die drei Tiere spazierten herein, warteten, bis sie ihre
Streicheleinheit abgeholt hatten, und schlichen gemächlich in ihr Zimmer, wie
es Mary nannte, wo man sie laut saufen hörte.
Er ging hoch, öffnete leise die Tür zum Kinderzimmer, wo
James friedlich schlief. Eine Weile schaute er seinen Sohn an, spürten die
tiefen Gefühle in sich. Das musste Liebe sein, dachte er. Er war ein niedliches
Kerlchen.
„Ndiyo, für den mtoto mchanga bin ich Mary mehr als
dankbar. Mwana langu, für dich werde ich alles tun, damit du immer glücklich
sein wirst. Du sollst es einmal einfacher im Leben haben, als ich. Falls ich
großes Glück habe, wirst du später weiter unsere Farm bewirtschaften, aber das
musst du allein entscheiden. Du sollst deinen Weg so wählen, wie ich es getan
habe - völlig frei. Ich liebe dich, mein Sohn.“
Eine Weile schaute er auf das schlafende Kind, bevor er
leise den Raum verließ und sich auf sein Bett legte.
*
E ines Tages bereitete man alles für eine große
Feierlichkeit her und Mary wollte helfen. Sie hatte in den letzten Tagen
beobachtet, dass man zwei neue Strohhütten errichtet hatte, weit ab von den
anderen, als sie nachfragte, hatte sie keine Antwort erhalten.
„Hapana, Memsaab, das darfst du nicht.“ Kinjija blickte
sie ernst an. „Unsere jungen mwali werden beschnitten und da darfst du nicht
daran teilnehmen, weil du nicht beschnitten bist. Ngai wollte das bei dir
nicht.“
„Was bedeutet beschneiden?“
„Es ist ein Ritual nur für wanawake. Für die Reinen, die
beschnitten, aber noch
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