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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Farm leben, inmitten von den
Schwarzen.“
    „Ich habe Mary, William und so einige andere sehr nette
Menschen um mich herum, das reicht mir. Sie entschuldigen mich, aber mein
Kuchen wartet.“ Schon war sie verschwunden. Nathan Sanders erhob sich ebenfalls
und Mary sah ihm an, dass er verärgert war.  
    „Es stimmt also, was in der Kolonie erzählt wird, dass er
auch Ihre Schwester ins Bett zieht. Abscheulich. Miss Shrimes, Sie haben etwas
Besseres verdient.“
    Als er abfuhr, kehrte sie zu ihrer Gartenarbeit zurück.
Sie mochte den Kerl nicht. Er kam ihr immer irgendwie Verschlagen vor. Ein
komischer Kauz, der sich jetzt anscheinend an Theresa heranmachte.
     
    Am späten Abend erzählte sie William von der Zeremonie.
    „Ich kenn die Geschichte. Was wollte Sanders?“
    „Woher weißt du das schon wieder?“
    „Ich weiß immer, was vorgeht.“
    „Er macht Theresa den Hof, wollte am Samstag mit ihr nach
Nyeri.“
    „Der Idiot?“
    „Keine Angst, sie wird dir nicht untreu, weil sie die
Herrin deiner Farm werden möchte. Freust du dich, dass du wieder Dad wirst und
auch mit meiner Schwester ein Kind gemacht hast?“
    „Wazimu! Den als Schwager, das fehlte mir noch.“
    „Wird nie passieren, aber das weißt du. Als ich heute im
Dorf war, habe ich das Mädchen von neulich gesehen. Sie ist noch krank.
William, diese Beschneidung ist fürchterlich.“
    „Es ist in meinen Augen bestialisch, aber nun mal ein
heiliges und uraltes Ritual bei den Kikuyu.“
    „Stimmt es, dass sie da alles wegschneiden?“
    „Ndiyo, wie ich dir sagte. Ein Mädchen wird dadurch
offiziell in den Stamm aufgenommen und ist danach eine Frau. Alle, die sich der
Irua unterziehen, werden geachtet. Vor Jahren hat eines der Mädchen das
abgelehnt und wurde vom Stamm weggeschickt. Sie kam damals zu mir, wollte für
mich arbeiten. Sie ist heute in Nairobi Krankenschwester. Ich konnte sie nicht
behalten, da mir das Ärger mit den Dorfbewohnern eingebracht hätte. Ich habe
sie zu Catherine gebracht, da blieb Laiko eine Weile, bevor sie eine Stelle
fand.“
    „Warum machen sie das?“
    „Damit ihre Frauen treu bleiben. Keine hat danach mehr
große Lust auf Geschlechtsverkehr, weil es wehtut, wie ich bereits sagte. Die
Männer werden beschnitten“, jetzt grinste er seine Frau an, „angeblich sind sie
deshalb besser im Bett und können länger.“
    Mary wurde rot und griff schnell nach ihrem Glas, worauf
er schallend lachte.
    „Spaß beiseite. Einer der Missionare ist vor Jahren
dazwischen gegangen und die Männer des Dorfes hätten ihn fast gelyncht. Die
Missionare in der Schule wollten die Mädchen erst untersuchen, ob sie
beschnitten seien, weil sie ansonsten nicht am Unterricht teilnehmen durften.“
    „Kann ich verstehen. Ich bin auch geschockt, aber die
Mädchen zu untersuchen, geht ja wohl zu weit. Das ist eine Frechheit. Man muss
auch die Intimsphäre der Mädchen wahren.“
    „Ich kann beide Seiten verstehen. Das Schizophrene dabei
ist noch, dass die Männer ihre Frauen im Bett nicht sonderlich aktiv finden, da
sie das alles nur über sich ergehen lassen. Logisch, es tut ihnen weh. Viele
gehen daher zu Prostituierten, die oftmals nicht beschnitten sind, obwohl sie
damit ein thahu auf sich laden. Denn ursprünglich ist es jedem Mann verboten,
mit einer unbeschnittenen Frau zu schlafen. Der Mondomogo reinigt sie danach
und alles ist in bester Ordnung.“
    „Das muss doch bestialisch wehtun?“
    „Und wie, denke ich. Deswegen stellen sich die Mädchen
erst immer ewig in das kalte Wasser, damit sie etwas unempfindlicher sind. Sie
singen dabei und verrichten wohl so eine Art Eigenhypnose. Heute haben sie
übrigens die Heilhütte verbrannt.“
    „Warum verbietet das die Regierung nicht?“
    „Wenn sie das machen würden, gerade jetzt, dann kocht es
über. Weißt du, Mary, wir müssen von unserem dogmatischen Denken Abstand
nehmen. Wer sagt uns, dass das was wir machen und denken, dass Richtige ist? Es
wurde den Einheimischen so viel genommen. Hatten wir dazu das Recht, nur weil
wir Weiße sind? Man muss einen Weg finden, wo man die verschiedenen Denkweisen
unter einen Hut bringt.“
    „Du bist kein Weißer, sondern ein hellbrauner Kikuyu.“
    „Stimmt nicht. Ich kann dir ja mal zeigen, wo ich überall
weiß bin“, scherzte er, wollte damit den Frust über diese Heirat verdrängen.
    „Du bist ein kleiner Wilder, aber genau deswegen finde ich
dich so unwiderstehlich. Ich liebe dich, Darling“, dann war für heute alle
Probleme

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