Weisse Haut - Schwarze Haut
Hast du gehört, dass
Catherine etwas mit Wakili hat?“
„Ndiyo, Sanders hat es mir neulich erzählt, aber ob das
stimmt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich mit einem von euch einlässt.
Das passt irgendwie nicht zu ihr. Selbst wenn? Hauptsache sie ist glücklich
dabei. Außerdem, du nugu, habe ich keine Zweitfrau, noch ist Theresa schwanger.
Noch vor Wochen habt ihr Theresa in den höchsten Tönen gelobt und sie fährt
ebenfalls nicht mit.“
„Sie hat es allen erzählt, dass sie Baby von dir bekommt.
Fragen Kinjija, Fara, Sela und deine bibi weinen deswegen. Sie allen erzählt,
dass sie die Memsaab auf Farm ist und sie bei dir schläft, deine bibi weg
muss.“
„Ndemi, das ist Schwachsinn. Entweder habt ihr da etwas
falsch verstanden, oder sie wollte euch ärgern. Als wenn ich so eine Frau
anfassen würde. Sie ist alt, hässlich und fett.“
„Und schwanger von dir! Sag, Bwana, was würdest du machen,
wenn dein James meine Tochter heiraten wollte?“
William hörte zu klopfen auf, sah seinen Freund an.
Während er überlegte, zündete er eine Zigarette an. „Es wäre mir egal, Wog.
Wenn er es möchte und sie liebt, warum nicht? Nur du hast keine Tochter.“
„Kommt noch! Meinst du das ehrlich? Sag nicht immer Wog.“
„Klar! Hättest du ein Problem damit, eine weiße
Schwiegertochter zu bekommen? Sag nicht immer Bwana.“
„Hapana! Der kidogo Bwana ist vielleicht nicht so wazimu
wie sein Baba“, grinste Ndemi.
„Nugu! Trotzdem glaube ich, dass die Zeit für so eine
Verbindung noch nicht offen genug ist. Vermutlich würden sie große Probleme
haben. Es gibt noch viel zu viel intolerante Menschen.“
„Die wazungu gehen mit den schwarzen Frauen ins Bett.“
„Ndiyo, das ist der Widerspruch. Man schläft mit ihnen,
aber heiratet sie nicht.“
„Wazungu sind bozi.“
„Was hätte dein Dad gesagt, wenn ich zum Beispiel deine
Schwester hätte heiraten wollen?“
Jetzt überlegte Ndemi eine Weile. „Ich denke, er hätte
gesagt, der Bwana ist wazimu und hapana.“
„Meine Eltern wären fassungslos, wenn sie wüssten, ich
hätte eine von euch genommen“, grinste er zurück. „Du siehst, es ist überall
das Gleiche.“
„Wie du meinst, Bwana!“
William blickte zu Ndemi und er fragte sich, warum der
sich auf die Seite von seiner Frau schlug und so einen Mist erzählte.
Mary schaltete das Radio ein und hörte Auszüge aus einer
Rede dieses Jomo Kenyatta. Die Leute behaupteten, dass der ein sehr
charismatischer Typ sei. Dieser Kenyatta erklärte, dass es sein und das Ziel
der Partei sei, die Rassenschranken zu beseitigen. Er forderte mehr Land für
die Afrikaner, mehr Bildung, Schulen und in erster Linie mehr politische Macht,
die Selbstverwaltung.
„Wir sehnen uns nach Frieden“,
hörte sie die Stimme dieses Mannes. Bei dem Treffen im Mai
zwischen Jomo Kenyatta und James Griffiths, den britischen Staatssekretär für
Kolonialangelegenheiten, forderte der Führer der KAU eine Verfassungskonferenz.
Sie blickte aus dem großen Fenster im Wohnzimmer. Die
Sonne neigte sich langsam dem Horizont im Westen entgegen, streifte mit ihren
Strahlen aber noch die leuchtenden Bougainvilleas in Weiß, Rose und Violett. In
der Ferne erblickte sie das satte Grün der Kaffeebäume, hörte das Plappern
ihres Sohnes draußen, dazu die tiefe Stimme von William.
„Theresa, ich glaube, ich sollte einige Rittersporn pflanzen“,
sagte sie zu ihrer Schwester. „Glaubst du, dass dieser Kenyatta was mit diesen
Überfällen zu tun hat, wie die Briten behaupten?“
„Ich denke schon. Er stachelt die Leute auf jeden Fall
noch mehr an. Außerdem gib nicht Williams Geld für so ein Zeug aus. Du lebst
sowieso so verschwenderisch.“
„Meinst du, dass sie sich selbst verwalten könnten?“
„Es gibt sicher einige sehr Intelligente in der Partei,
aber um ein Land zu regieren, braucht es wohl mehr. Sie sollten es gemeinsam
bewerkstelligen. Ein Teil Schwarz, ein Teil Weiß.“
„Ein Maasai, neben einem Samburu, einem Kikuyu, einem
Wakamba, einem Luo oder wie die alle heißen und dazu ein paar Briten? Kräftig
umgerührt, fertig ist das Chaos. Ihr zwei träumt. Eher schlagen sie sich die
Köpfe mit der panga ein. Die Kikuyu wollen alle Macht allein und besonders
dieser Kamau oder Kenyatta, wie er sich nennt.“ William stellte James herunter,
der zu seiner Mutter rannte, hinplumpste und ihr die gepflückten Blumen gab.
Mary seufzte leise, bedankte sich mit einem Kuss.
„Der Kerl feuert die
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