Weisse Haut - Schwarze Haut
Einfluss und
Selbstbewusstsein. Mit der Erfindung einer nationalen Tradition gelang es ihr,
die Kluft zwischen der Generation der arrivierten Missionszöglinge und den
unterprivilegierten Bauern zu schließen, sich selbst als Vertretung der
gesamten Kikuyu-Nation zu etablieren. Harry Thuku, Führer einer politischen
Gruppierung der Kikuyu, wurde 1922 von den Briten verhaftet. Es war ein
schockierender Verrat für Thuku, dessen Verhaftung am 14. März 1922 die erste
blutige Konfrontation in den Straßen Nairobis zwischen Protestierenden und den
Kolonialkräften entstehen ließ. Zwei Tage darauf eröffnete die Polizei das
Feuer auf 2.000 Menschen, die dort friedlich gezeltet hatten und Thukus
Freilassung forderten. Es gab 56 Tote.
Thuku wurde nach Kismayu verbannt, aber der Samen der
Konfrontation zwischen Polizei und Bürgern war gepflanzt worden.
Sein Nachfolger wurde Johnstone Kamau oder Jomo Kenyatta.
Der wachsende Widerstand gegen die Kolonialherrschaft führte zur Gründung der
Kenya African Union, der KAU, die unüberhörbar ihre Forderungen stellt. Andere
Gruppierungen erhoben ebenfalls ihre Stimmen für die Freiheit ihres Landes.
Schaut euch diese antikoloniale Widerstandsbewegung an.
Sie tendiert in allem in die religiöse Ecke und das sind die, die Gewalt
ausüben wollen. Damit erreichen sie jedoch nur das Gegenteil, weil sich so
etwas das Empire bestimmt nicht gefallen lässt. So, jetzt gehe ich mich
waschen. Ist Lokop zurück?“
„Nein, hier war er nicht. Gehen wir auch hoch, ziehen uns
um. Wir müssen bald los.“ Mary sprach noch kurz mit Sela, verabschiedete sich
von James, da der bei Karega und Wakiuru schlafen würde, und ging hoch, sich
umziehen. Catherine hatte Geburtstag und da waren sie eingeladen.
Als William Nathan erblickte, verzog er sein Gesicht ein
wenig. Nach dem Essen zerrte er Catherine in die Küche.
„Du siehst blass aus. Hast du Probleme? Was ist los?“
„So kann man es auch nennen. Man hat meinen Hund lebend
auf den Zaun gespießt.“
„Wann war das?“, erkundigte er sich entsetzt.
„Vor drei Tagen. Ich habe Angst.“
„Warum fährst du nicht zu deinem Bruder nach Mombasa?“
„Ich will Wakili nicht allein lassen. Außerdem bin ich
schwanger.“
„Du bist was?“
„Ja, ich war total überrascht, aber ich war bei Robin und
er hat es mir bestätigt. Wir freuen uns auf das Kind.“
Er strich mit den Händen durch seine Haare. „Catherine,
hast du dir das gut überlegt? Hier brodelt es überall, und du willst ein Kind
von einem Schwarzen in diese Welt setzen?“
„So redest ausgerechnet du?“
„Mir persönlich ist so etwas egal, das weißt du, aber
deinen Mitmenschen nicht. Sag denen im Wohnzimmer, dass du ein Kind von Wakili
bekommst und sie halten dich alle für bescheuert und das wird noch die netteste
Bezeichnung für dich sein. Seit das die Runde macht, dass du etwas mit ihm
hast, bist du schon als was weiß ich verschrien. Catherine, das Kind wird nie
zu einer Rasse gehören. Die Schwarzen genauso wie die Weißen werden es niemals
anerkennen. Es wird ein Spießrutenlauf für es werden. Deine Jungs werden
entsetzt sein, wenn sie das hören. Was sagt der zukünftige Baba dazu?“
„Er will es. Wir wollen heiraten.“
William zündete eine Zigarette an, grübelte.
„Fahr trotzdem für eine Weile weg. Du weißt, was diese Drohung
bedeutet und hab immer eine Pistole bei dir, falls du es nicht tust. Catherine,
sei vorsichtig. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert.“
„Danke!“ Sie stellte sich auf Zehenspitzen, gab ihm einen
Kuss auf die Wange.
Im Wohnzimmer diskutierte man über die Zustände im Land.
„In Uganda ist es jetzt so weit, dass man eine Schwarze
heiraten muss, damit man das Land behalten darf.“
„Es wird nicht lange dauern, dann gibt es nur noch die
Wogs. Uns werden sie aus dem Land jagen.“
„Das Wild werden die ausrotten, weil sie Platz brauchen.
Die vermehren sich wie die Ratten. Guckt euch mal Nairobi an. Die Slums werden
immer größer. Dazu kommen stetig mehr von diesen Indern ins Land. Halb Mombasa
ist bald überschwemmt.“
„Man hätte den Wogs vor Jahren in ihren Arsch schießen
sollen, wenn sie nicht spuren, dann wäre es gar nicht erst so weit gekommen.
Jeder der aufmuckt, gehört an die Wand gestellt.“
„Nathan, du bist ein Idiot. Wie würdest du denn dein Land
bewirtschaften ohne deine Arbeiter? Glaubst du, es lassen sich Millionen
Kenyaner abknallen? Die hauen dir vorher mit der panga deine
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