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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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trank schwarzen Tee.
     
    So verflogen die nächsten Monate. Er arbeitete sich gut
ein und die Aufgaben, die er zu bewältigen hatte, machten ihm Spaß. Er bekam
allmählich mehr Einblick in den Ablauf, unterbreitete hier und da Vorschläge
für eine Vereinfachung.
    Abends und an dem freien Sonntag war er im Haus, arbeitete
etwas im Garten oder schlenderte gelegentlich durch die Stadt. Er schrieb
regelmäßig an seine Eltern, die ihm fehlten, genauso wie seine Geschwister,
seine Freunde. Er gewöhnte sich an, mit sich selbst zu sprechen, wenn er allein
in dem Haus war. Obwohl er es sich nie eingestand, aber oftmals kam er sich
sehr allein vor, da es keinen gab, mit dem er privat plaudern konnte. Besonders
an den freien Samstagen, die er hin und wieder hatte, oder den Sonntagen war es
zuweilen bedrückend still, aber dann schaltete er das Radio ein, setzte sich
und machte Pläne. Er zeichnete ein Haus, entwarf den Garten und schrieb ständig
neue Dinge auf seine inzwischen lange Liste von Gegenständen, die er später
benötigte. Er lernte Wörter in Kisuaheli, die er aufgeschrieben hatte, oder lag
träumend auf dem Bett.
    Er hatte sich an die Hitze, die Temperaturen, die partiell
über neunzig Grad Fahrenheit lagen, gewöhnt. Seine Kleidung hatte er auf das
hiesige Klima umgestellt. Besonders das gefiel ihm, da diese leichter war und
sogar etwas farbenfroher. Dieses Khaki, wie man die Farbe nannte, fand er
hübsch. Nicht mehr nur dunkelgrau, braun, schwarz. Keine dicken selbst
gestrickten Strümpfe und Pullover mehr.
    Tagsüber hielt er die Fenster und Fensterläden geschlossen
und ließ dafür nachts die kühlere Luft herein. Er hatte sich mühelos seiner
Umgebung, seiner neuen Heimat angepasst.

*
    E ines Tages las er in den Büchern den Namen Jack
Clivers und seitdem grübelte er, wie er dem Mann eins auswischen konnte. Die
Begegnung mit ihm hatte er nicht vergessen und unverzüglich war die Wut in ihm
hochgekrochen, wenn er daran dachte. Er hatte verstohlen bei seinen Kollegen,
alles Weiße, Erkundigungen über den Mann eingezogen, wusste inzwischen, dass er
zu der sehr unbeliebten Sorte gehörte. Eines Tages kam ihm ein Zufall zu Hilfe.
    Ein Schiff hatte landwirtschaftliche Geräte mitgebracht,
an denen Clivers bereits vor Wochen großes Interesse bekundete. Genau an dem
Tag, als die Lieferung in die Lagerhallen transportiert wurde, erschien Michael
Sommerthen, der ebenfalls für sich und einige Farmer diese Geräte kaufen
wollte. Das war seine Gelegenheit. Er sprach mit dem Mann, erklärte ihm, wenn
er ein wenig mehr wie Clivers zahlte, könne er alle Geräte kaufen, jedoch nur
die gesamte Lieferung. Der Mann war verblüfft von dem Vorschlag des jungen
Mannes, stimmte schließlich nach einigem Zögern zu. Zu selten erhielten die
Farmer direkt solche Gerätschaften. Meistens mussten sie gerade Clivers noch
einen Anteil zahlen, da der von dem Verkauf lebte. William eilte zu Stanley
Wilder und sagte ihm, dass alle Maschinen bereits verkauft wären und zu einem
besseren Preis, als Clivers bereit gewesen wäre, zu zahlen. Der blickte ihn
verblüfft an. „Du weißt, was das für Ärger mit dem Clivers gibt?“
    „Ja, Stan, aber du musst an den Gewinn deiner Firma denken
und das sind für dich fast zweihundert Pound mehr“, versuchte er den Mann zu
überzeugen, obwohl ihm der Gewinn ziemlich egal war. Er wollte diesem Kerl eine
Lektion erteilen.
    „Na gut, verkauf Sommerthen die Sachen.“
    So machte er mit einem Schmunzeln im Gesicht die Papiere
fertig, während Sommerthen das Geld holte. Er hatte gerade die Unterschriften
von seinem Chef geholt und wollte die Papiere hinüber zur Lagerhalle bringen,
als Jack Clivers hereinstürmte und ihn am Arm festhielt.
    „Sind meine Unterlagen für die Maschinen fertig?“
    „Für welche Maschinen, Sir?“, tat er scheinheilig, sortierte
dabei sehr geschäftig wirkend Papiere.
    „Die, die gerade von der Birmingham ausgeladen werden. Ich
hab keine Zeit, also her damit, du dummer Bengel.“
    Das Gesicht war gerötet, ob vor Ärger oder von der Sonne,
wusste William nicht, aber es amüsierte ihn, obwohl er das nicht zeigte,
sondern in die grauen kleinen Augen des Mannes blickte.
    „Oh, das muss ein Versehen sein, Sir. Die Maschinen sind
bereits alle verkauft. Der Käufer wartet auf mich. Sie entschuldigen mich
bitte, Sir.“
    William hastete an dem Mann vorbei, grinste zufrieden,
während Clivers durch das Büro brüllte. Er wusste, was der noch für ein

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