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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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allerdings nicht. Egal, von welcher Seite er es betrachtete, es wirkte sich
negativ für die Menschen aus, die völlig unbeteiligt waren.

*
    M it dem April kam der Regen. Es war schwül heiß,
oftmals weit über neunzig Grad Fahrenheit, dazu eine ständig feuchte Luft.
Besonders am Nachmittag oder Abend regnete es heftiger. Mehrmals war er völlig
durchnässt nach Hause gekommen, seine neuen Stiefel voller Schlamm.
    Heute jedoch ersehnte er den Feierabend, da am späten
Vormittag die Afric Star eingelaufen war und er wollte unbedingt, bevor sie
morgen auslief, an Bord gehen.
     
    Kaum war Feierabend rannte er los. Sofort rief er von
unten nach oben, winkte Colin zu. Oben angekommen fiel er dem Mann um den Hals,
so sehr freute er sich, ihn wiederzusehen. Wenig später war die gesamte
Besatzung, einschließlich des Kapitäns und Mister Kanther um ihn versammelt.
Alle redeten durcheinander. Es gab so viele Fragen und er hatte so viel zu
erzählen. An dem Abend blieb er auf dem Schiff. Es war zu schön, mit jemand zu
reden, Freunde um sich zu haben, notabene gab es gebratenes Huhn mit Gemüse,
Kartoffeln und danach einen wunderschönen Pudding. Heute aßen alle zusammen,
was sonst fast nie der Fall war, da der Käpt’n und Mister Kanther meistens für
sich blieben.
    Danach hockten sie alle auf Deck, einige Laternen
schwangen leise hin und her, wenn sie von einem Windstoß gestreift wurden. Das
Wasser plätscherte gegen den Rumpf, über ihnen kreisten Möwen und andere Vögel,
die man nur hörte, aber in der Dunkelheit nicht sah. Sie hatten Glück, dass es
nicht regnete, obwohl der Himmel stark bewölkt war.
    Er berichtete von seinem hiesigen Leben, von den Menschen,
von seiner Arbeit und von seinem derzeitigen Problem. Schilderte sein erstes
Treffen mit Clivers, worauf die Männer ihn angrinsten. Nur akut wusste er
nicht, wie er die Ware an den Mann bringen konnte oder, wie er an neue Dinge
herankam, ohne dass die Preise zwischen seinen Boss und Clivers höher getrieben
wurden.
    Mister Kanther gab ihm den Rat: „Geh zur Hafenmeisterei,
zu Sam Hendsen. Er weiß meistens, welche Schiffe wann einlaufen und was die in
etwa geladen haben. Gebt ihm eine kleine Provision, damit er euch darüber
informiert und so könnt ihr die notwendigen Schritte frühzeitig einleiten.“
     
    Morgens gab er ihnen noch einen Brief an seine Familie
mit, den Colin hinbringen wollte, da man für vier Tage in Southampton anlegte.
Der Abschied fiel ihm schwer und jeder wurde umarmt. Nur mühsam unterdrückte er
die aufkeimenden Tränen. Er war ein Mann und die weinten nicht.
    Unten am Kai winkte er ihnen zu, blieb stehen, bis das
große Schiff langsam Richtung Norden auslief.
    Er hatte Zeit, da Samstag war, so schlenderte er langsam
zu Robins Haus. Heute erschien ihm das Haus noch leerer und er fühlte sich
einsam, allein.

*
    D ie Wochen und Monate verstrichen. Er sprach mit
Farmern, die hin und wieder vorbeikamen, um Dinge abzuholen, die in den Hallen
gelagert waren. Er versuchte wie meistens Informationen über das Land, den
Boden, das Vieh und Sonstiges zu bekommen.
    Er besuchte Märkte, schaute die fremdartigen Gemüse und
Obstsorten an, probierte es aus und versuchte mit den Menschen zu reden. Er
fragte, wo man das anbaute und wie, lernte dabei nicht nur etwas über die Feldarbeit.
Meistens blieben einige Worte deren Sprache hängen, die er, zurück im Haus
notierte, ebenso wie irgendwelche Besonderheiten, die er erfuhr.
    Die Märkte übten eine gewisse Faszination und
Anziehungskraft auf ihn aus. Ziegen- und Hammelköpfe lagen auf dem Boden, eine
alte, fast zahnlose Frau wedelte ständig mit einem unförmigen Etwas darüber
hinweg, um die Fliegen zu vertreiben. Papaya und Melonenstücke waren übersät
mit krabbelnden Viechern. Verschiedene Sorten Bananenstauden lagen neben
Brotfladen. Fisch, stark stinkend neben Ananas. Billiger Perlen- und
Drahtschmuck neben bunten Stoffen, Kleidern. Dazwischen ein endloser Strom
Menschen. Wenig Weiße allerdings. Frauen trugen schwere Lasten auf dem Rücken
oder Kopf, Männer schoben oder zogen Handkarren, auf dem Kisten, Käfige mit
Federvieh lagen. Inmitten des Spektakels spielende, fast nackte Kinder, Frauen,
die ungeniert Babys stillten, gekleidet waren sie in verwaschenen, geflickten
Tüchern, trugen viel bunten Schmuck.
    Er lernte, die einzelnen Schwarzen zu unterscheiden.
Überall präsent waren die Wakamba, die man in der Überzahl antraf. Sie waren
von schlanker Gestalt, mit einem

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