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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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wohlgeformten Profil und wenig gekräuseltem,
relativ langem Haarwuchs. Die oberen vier Schneidezähne waren gespitzt und unten
fehlten die zwei mittleren. Die Augenbrauen waren rasiert, sie hatten keine
Wimpern. Gekleidet waren sie mit einem spannenlangen Stück Baumwollstoff und
einem Sitzleder. Manche trugen sogar Sandalen. Neben den Maasai gefielen ihm
diese Menschen am besten. Sie sahen so stolz und irgendwie schön aus.
    Es gab die Nandis, die ein wenig überheblich wirkten, die
Weißen sogar auf dem Markt nicht sehr freundlich anschauten, im Gegensatz zu
allen anderen Ethnien. Sie sprachen einen Dialekt, den er nicht verstand und
sie weigerten sich generell, mit ihm zu reden.
    Die Luhya waren ein Bantuvolk und lebten überwiegend in
der Western Province, die am Lake Victoria lag. Ihre Sprache hieß so wie der
Volksstamm, aber die meisten konnten Swahili, einige sogar einige englische
Brocken.
    Es gab die Kalenjin, die im Westen am Rift Valley lebten.
Sie besaßen eine noch dunklere Hautfarbe, waren muskulöser, die Frauen oftmals
sehr dick, besonders wenn sie älter waren.
    Weniger traf man die schwarzen, rundlichen Luo an. Das
Besondere bei ihnen war, wie ihm Stan erzählt hatte, dass sie keine
Beschneidung praktizierten. Dafür wurden bei ihnen die vorderen Schneidezähne
herausgebrochen. Er wusste nicht was Beschneidung bedeutete, so maß er dem
keine Bedeutung bei.
    Es gab die Viehzüchter, die Samburu. Ihre Lebensgrundlage
drehte sich nur um das Vieh, ähnlich wie bei den Maasai. Sie lebten weit
verbreitet im Highland, oberhalb des Mount Kenya. Die Söhne der Samburu
verließen ihre Gemeinschaft, ihre Familie, wenn sie so fünfzehn Jahre alt waren,
und zogen es vor, im Verbund mit anderen Männern oder allein zu leben,
heranzuwachsen. Er verglich sie ein wenig mit sich selbst. Diese besondere
Gemeinschaft machte sie selbstbewusst, mutig und stark, bereit für den
Überlebenskampf und für ihre Pflichten. Die Samburu-Jungen wurden zu Kriegern.
Nach vielen Jahren kehrten sie zum Dorf zurück, um ihren Platz in der
Gemeinschaft einzunehmen und ihre Bestimmung zu erfüllen. Stolz färbten sie
sich mit roter Farbe die Haare, die sie lang wachsen ließen und gegenseitig zu
unzähligen feinen Zöpfen flochten. Sie schmückten sich mit feinen bunten
Perlenschnüren, die quer über den Brustkorb hingen, neben engen Halsbändern,
vielen Armreifen und Ringen. Alles von ihren Müttern hergestellt. Schlank,
gerade und sehnig waren sie sehr beeindruckend, wie er fand. Sie hatten vom
Aussehen eine gewisse Ähnlichkeit mit den Maasai.
    Die Kikuyu, die von der Statur kleiner waren. Er fand, sie
waren die Freundlichsten von allen. Mit ihnen kam er am leichtesten ins
Gespräch. Es gab sogar einige, die in einer Missionarsschule lesen und
schreiben gelernt hatten, dazu ein wenig Englisch sprachen. Dazwischen
tummelten sich andere Ethnien, die er jedoch nicht kannte. Von Rabenschwarz bis
Hellbraun, von klein und rund, bis groß und dürr.
    Er liebte dieses Tohuwabohu von Gerüchen, die mit dem
Krach wetteiferten. Unzählige Sprachen und Dialekte standen im Wettstreit
miteinander, ohne jemals einen Sieg zu erringen. Dazwischen ein ewiges
Kindergeschrei, Ziegengemecker, Hühnergegacker, Schafgeblöke, verbunden mit
endlosen Unterhaltungen, Zanken, Gemurmel, Gekreische, Lachen, plappernde einem
Singsang in einem fremden Kauderwelsch.
    Die Gerüche hingen tief wie eine niedrige Wolke. Faulende
Verpestung von Fleisch und Fisch wetteiferten mit den süßlichen Gerüchen des
Obstes. Der Gestank von den Tieren, von Kot, Urin vermischte sich mit den
verschiedenen Duftnoten der Gewürze, die er jedes Mal aufs Neue irgendwie
berauschend fand. Der Schweißgeruch der Menschen vermengte sich mit dem Mief
von ranzigem Fett und Tabak, billigem Parfüm und noch billigerem Fusel.
    Er kaufte, wenn er etwas Günstiges entdeckte, die ersten
Gegenstände für seinen Haushalt, Werkzeug, ein Zelt und dabei lernte er das
Handeln. Er zeigte da Ausdauer und Hartnäckigkeit, blieb dabei freundlich und
höflich. Danach freute er sich über jeden Shilling, den er gespart hatte.
    Die Temperaturen sanken langsam unter 85 Grad Fahrenheit,
dass er als sehr angenehm empfand. Er ging öfter schwimmen. Das war die einzige
Abwechslung in seinem ansonsten eher eintönigen Alltag.

*
    E r hatte bereits mit Stanley Wilder gesprochen, da
er zum Ende des Monats nach Nairobi wollte, um Land zu kaufen. Für den Anfang
hatte er genug Geld gespart. Er wollte weg, zumal

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