Weisse Haut - Schwarze Haut
Anblick
der grauen Riesen, obwohl deren Haut leicht rötlich gefärbt war. So groß,
gewaltig, imposant hatte er sich die Tiere nie vorgestellt. Einige
Elefantenkinder versuchten bereits, so nach Futter zu greifen, wie es die
Großen vorführten. Es sah putzig aus, genauso wie sie versuchten, zu rennen.
Die großen Ohren wackelten, der kleine, schmale Rüssel schaukelte dabei lustig
hin und her. Er wusste, dass er gerade diese Bilder von den Kleinen nie
vergessen würde. Für ihn spiegelten sie all das wider, dass für ihn Afrika
bedeutete. Gleichzeitig strahlten diese Tiere Ruhe, Kraft, dazu eine gewisse
Herzlichkeit aus. Seine Liebe zu den Tieren, besonders aber zu den Elefanten
war geboren.
Am Himmel erblickte er einige kreisende Vögel. Geier, wie
er vermutete. In der Ferne setzten sie nach einem Weilchen zu einem Sturzflug
an, dann erblickte er sie nicht mehr. Er setzte seinen Weg langsam fort.
Dik-Dik und ihm unbekannte Tiere kreuzten seine Richtung, während an der Seite
Sekretärvögel staksten. Manchmal wusste er nicht, wohin er zuerst schauen
sollte. Es war so neu und so schön. Alles jedoch fremd. Selbst die Bäume sahen
anders aus. Als er noch Oryxantilopen erblickte, jubelte er laut im Auto.
Ständig musste er sich ermahnen weiterzufahren, sonst würde er heute nicht nach
Nairobi gelangen. Er aß während der Fahrt ein Brot und einige Bananen, trank
Wasser.
Erst am späten Nachmittag erreichte er die Stadt und
gleich gab es mehr Verkehr, mehr Autos, mehr Fahrräder, mehr Menschen, mehr
Weiße. Die Straßen waren hier sauber geteert und sogar mehrspurig. Erstaunt
erblickte er das Kenwood-Haus, das wohl gerade erst fertig gestellt war, wie
man ihm gesagt hatte. Es gab überall Baustellen, wie er bemerkte. So etwas
hatte er noch nie gesehen. Nairobi sah irgendwie völlig anders als Mombasa aus.
Mehrmals musste er nach dem Weg fragen, bis er schließlich
das Hotel von Agnes Robertson fand. Er brachte ihr die Kartons hinein, die ihm
Sam mitgegeben hatte, bestellte die Grüße. In einem kleinen Bad durfte er sich
waschen und er schaute das alles neugierig an. Irgendwie sah das hübsch aus.
Zuhause und bei Robin hatte es nur eine Schüssel zum Waschen gegeben. Hier war
ein richtiges Waschbecken.
Bei einer Tasse Kaffee fragte sie ihn aus, was er bisher
gearbeitet habe, wie alt er sei, wo seine Eltern lebten und warum er in die
Kolonie gekommen sei.
Sie war ein wenig erstaunt gewesen, dass ihr Bruder ihr
dieses halbe Kind schickte, noch dazu als große Hilfe anpries. Seit ihr Mann
vor einigen Monaten gestorben war, stand sie allein mit allem da. Ihr Sohn half
ihr zwar hin und wieder, hatte aber selbst in der britischen Behörde genug zu
tun. Die Tochter erschien seltener, da diese mit ihren vier Kindern voll
ausgelastet war. Das Hotel war mittelprächtig besucht und Gewinn erzielte sie
damit keinen. In mancher Hinsicht lag das an ihr, das wusste sie. Besonders in
den letzten Monaten hatte sie häufig die Zimmer an Einwanderer vermietet, die
nur wenig dafür zahlten, wenn überhaupt. Sie hatte eben ein zu gutes Herz,
hatte es Sam bezeichnet.
*
A m Morgen, nach dem Frühstück, zeigte ihm die Frau
das gesamte Hotel. Es war ein schönes Gebäude und die Zimmer sahen sehr hübsch
und ordentlich aus. Nur darum musste er sich nicht kümmern, wenn er bei der
Lady arbeitete. Sam hatte gesagt, sie würde kein Geld mehr damit verdienen und das
sollte er ändern.
Zuerst suchte er das Haus von Robin McGimes. Er wollte
wenigstens Guten Tag sagen und ihm den Schlüssel geben. Es war ein kleines
Haus, daneben eine lang gestreckte Holzbaracke. Er erspähte den Wagen, dazu
einige Schwarze, vom Kleinkind bis zu einer sehr alten Frau. Diese Menschen
saßen draußen, wartend. Er ging hinein, sah drinnen viele Leute dazwischen
Robin, der aufblickte und lächelte.
„William, schön dich zu sehen. Geh hinüber ins Wohnhaus zu
Mabel. Bei mir, das dauert noch Stunden. Ich hoffe, du hast Zeit für uns?“
„Ich fahre einkaufen und komme heute Nachmittag zurück.“
„Oder so. Abends essen wir zusammen. Du kannst bei uns
schlafen.“
„Okay, bis dann.“
Er fuhr zu Agnes zurück, packte seine wenigen Dinge ein,
verabschiedete sich von der Frau, suchte die Geschäfte, die ihm Stanley und Sam
aufgeschrieben hatten. Neugierig betrachtete er alles. Hier gab es viel mehr
als in Mombasa, auch komische Sachen, mit denen er nichts anzufangen wusste. Langsam
arbeitete er seine Liste ab. Der Wagen wurde voller und voller. Es gab
Weitere Kostenlose Bücher