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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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richtig kannst, sonst baust du
einen Unfall und das Auto ist hin.“
    „Machst du das wirklich?“
    „Ja, aber dafür darfst du am Sonntag unser Mittagessen
bezahlen!“
    Jetzt lachte er laut. „Mach ich, und zwar gern. Danke!“
    Mit dem Schiff kamen aber nicht nur die Autos, sondern
drei Briefe für ihn. Er konnte es heute nicht erwarten nach Hause zu kommen, da
er diese lesen wollte.
    Er kochte eine Tasse Kaffee, öffnete den ersten
Briefumschlag. Zehn Pound fielen mit heraus, als er den Bogen herauszog. Er war
von seinen Eltern. Sie schrieben, wie enttäuscht sie über ihn seien, da er in
einer Art Nacht- und Nebelaktion weggegangen, davongeschlichen wäre. Sein Vater
drückte das so aus: Du bist vor deiner Pflicht gegenüber deiner Heimat
weggelaufen. Später jedoch las er, wie stolz er auf ihn war, da er diesen
Schritt in so jungen Jahren allein gewagt hätte. Es folgte ein Bericht über
jeden einzelnen seiner Geschwister, über seine Mutter, über Verwandte und das
Städtchen. Tränen fielen über seine Wangen, aber er merkte es nicht, so sehr
war er in den Brief vertieft. Er sah sie alle vor sich, wie sie gerade in der
kleinen Küche saßen, den Ofen dort, der Wärme ausstrahlte und den Wasserkessel,
der andauernd darauf stand. Zum Schluss folgten jede Menge gute Ratschläge und
Belehrungen, damit später ein aufrechter Mann aus ihm würde.
    Erst nach einer Weile griff er zum nächsten Kuvert. Der
Brief war von seinem alten Lehrer, der ihn zu seinem Entschluss alles Gute
wünschte und er gab ihm desgleichen tausend Ratschläge.
    Der dritte Umschlag enthielt einige Zeilen von seinem
Freund Spencer, der ihn den Vorwurf machte, weil er ihn nicht mitgenommen
hatte. Augenblicklich musste er grinsen. Spencer in Afrika, eine absolute
Katastrophe. Er hatte nie Lust gehabt zu arbeiten, sich gedrückt, wo er nur
konnte. Bei drei Firmen hatte man ihn deswegen hinausgeworfen. Ach Spencer,
trotzdem bist du ein feiner Kerl und mitunter fehlen mir deine
Lausbubengeschichten.
    Nochmals las er alle Briefe, langsamer. Es war so schön
von den Lieben daheim zu hören. Er setzte sich an den Tisch und schrieb noch
bis Mitternacht an alle drei zurück, ebenso einen weiteren Brief für die Afric
Star. Er berichtete von seinem Leben, von der Stadt und dass er nun endlich
Mombasa verlassen würde.
     
    Nach seiner Vormittagsarbeit eilte er zu Sam. Der wartete
bereits und er bekam die ersten Fahrstunden. Er lernte schnell und bereits am
Sonntag konnte er durch die Stadt fahren.
    Mittags gingen sie Fisch essen und er genoss das Mahl
richtig. Es war selten, dass er etwas anderes außer Brot und Obst aß. Für sich
etwas zu kochen, war ihm zu umständlich, außerdem konnte er es nicht und es
wäre ihm zu teuer gewesen. Er wollte jeden Penny sparen.

*
    A m ersten September säuberte er das Haus sehr
gründlich, entfernte das wenige Unkraut im Garten und fuhr los. Er war
aufgeregt. 500 Kilometer lagen vor ihm. Er war noch nie allein Auto gefahren.
Kaum hatte er Mombasa hinter sich gelassen, fuhr er sicherer, vergaß, dass er
ein Neuling war, da er ständig abgelenkt wurde. Auf der Straße sah er Frauen,
deren schwarze Haut in der Sonne glänzte. Geschickt balancierten sie
Bananenstauden, Körbe auf ihren Köpfen, während auf dem Rücken die
festgebundenen Babys schliefen. Manche hatten sogar noch eins auf der Hüfte
sitzen. Fast alle liefen barfuß. Eine geringe Anzahl Männer auf einem Fahrrad
und einige wenige Weiße in Autos erblickte er. Die meisten Einheimischen
mussten laufen. Oftmals saßen sie am Straßenrand, wartend, sich ausruhend,
sogar schlafend. Genau wusste er das nicht, aber Stanley hatte ihn gewarnt,
anzuhalten und jemand mitzunehmen. Obwohl er sehr langsam fuhr, wirbelte er
eine rote Staubwolke auf, aber selbst das schien die Menschen nicht zu stören.
    Die Landschaften wechselten ihr Aussehen. Saftiges Grün,
Steppengras, das hochgewachsen war und gelblich im Wind wogte; Dornenbüsche,
blühende Sträucher, Akazienbäume, Palmen und Baobab wechselten sich ab. Er
erblickte die ersten wilden Tiere nahe dem Athi River. Strauße rannten
aufgeregt über das Gebiet, die Flügel weit gespreizt. Impalas standen herum,
schauten sich dabei um, bevor sie weiter grasten. Giraffen staksten langsam
zwischen den Bäumen entlang, hielten inne, fraßen. Sie wirkten irgendwie
arrogant. Antilopen und Zebraherden erblickte er ... und eine Elefantenherde.
Es ist gigantisch, jubelte er, hielt an der Seite, so berauschend war der

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