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Weisse Haut - Schwarze Haut

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Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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ein Gericht, bei dem Chef Justice
Kenneth O'Connor den Vorsitz hatte, zum Tode verurteilt. Am frühen Morgen des
18. Februars 1957 wurde er im Namen der Kolonialregierung durch den Strang
hingerichtet.
     
    Obwohl Parteien erst 1955, und dann nur auf Distriktebene,
erlaubt wurden, fanden sich noch genügend Gesprächspartner, trotz der Tatsache,
dass ein großer Teil inhaftiert war. Ein besonders geschickter Schachzug, in
dieser von der Kolonialmacht verordneten Notlage, war der Ausbau der
Gewerkschaftsbewegung zu einer politischen Bewegung. Das geschah wesentlich
unter Tom Mboya, einem jungen Luo, der die Kenya Federation of Labour ausbaute.
Thomas Joseph Mboyas professioneller Stil war bald in einer weiteren
Ausweichorganisation erkennbar, nämlich dem Kenya Independence Movement, das im
gesetzgebenden Rat gegründet wurde, mit Mboya als Sekretär und einem weiteren
Luo, Oginga Odinga, als Präsident. Beide zählten zu den prominentesten
Politikern Kenyas und verkörperten die Repräsentanten einer neuen
Führungsschicht, die ohne stärkere Bindungen an die alte Kolonialbewegung der
KAU emporgekommen war und schon sehr bald ihre Positionen in den Wahlen zum
gesetzgebenden Rat, dem Legislative Council von 1957, festigen konnten. Mboya
wurde in den Legislativrat der britischen Kolonie gewählt, neben sieben
weiteren Kenyanern. So durften nach der Wahl von 1957 acht weitere Afrikaner,
Ronald Ngala, Tom Mboya, Daniel arap Moi, Mate Miumi, Oginga Odinga, Oguda und
Muliro, ihre Landsleute parlamentarisch vertreten. Dies führte zu einem
Bestreben nach stärkerer politischer Repräsentanz und Unabhängigkeit. Nach
beträchtlichen Diskussionen wurde entschieden, eine Massenorganisation zu
gründen, um das Volk auf den letzten Schlag gegen den Kolonialismus
vorzubereiten.

*
    Das Norfolk Hotel war ausgebucht. Alle wollten an der
Feier teilnehmen. 70 Jahre gab es jetzt die Briten in der britischen Kolonie
und das war ein Grund zum Feiern, hieß es. Er fand, dass die Briten das Land
verlassen sollten, damit die Kenyaner endlich ihr Land selbst regierten, wäre
ein besserer Grund zum Feiern gewesen. Nur mit der Meinung stand er ziemlich
auf verlorenem Posten und so schwieg er dazu. Er konnte solche dope nicht
verändern. Gerade mit Ndemi führte das wiederum zu heftigen Streitereien, der
forderte, du musst mit ihnen reden, ihnen sagen, man darf nicht töten Menschen,
nur weil sie eine andere Hautfarbe haben. Es ist unser Land, unser Staat. Geht
ihr nach Hause.
    William war mit Theresa hingefahren. Eve war krank und
daher nicht dabei.
    Auf den Tischen unter den Bäumen standen Champagner, Weine
parat. Ein üppiges Büfett war aufgebaut und die Frauen liefen alle elegant
gekleidet herum. Er hatte für Theresa ein Kleid und passende Schuhe gekauft,
dazu trug sie eine Kette und zwei Ringe von Eve. Die langen Haare waren
kunstvoll hochgesteckt und sie strahlte an seiner Seite.
     
    Sie trafen sich mit Doug, Jane, Robin und Mabel. Im Laufe
des Abends kamen noch andere Bekannte, Freunde und er stellte ihnen Theresa
vor. Er sah bei manchen zwar den erstaunten oder auch abweisenden
Gesichtsausdruck, aber das ignorierte er. Er hatte generell keine Lust gehabt,
überhaupt an diesen Feierlichkeiten teilzunehmen und nur weil er Eve ein wenig
Abwechslung gönnen wollte, zugestimmt. Theresa mit ihrem Gesäusel, dem
ständigen Lächeln und blödsinnigen Gehabe nervte ihn noch mehr.
    Brigadegeneral Hastings trat zu ihnen und winkte William
heraus. Der entschuldigte sich und folgte dem Mann.
    „Was gibt es denn?“
    „Eine Gruppe Schwarzer kommt auf das Norfolk zu. Sie
schreien nach der Freilassung von Kenyatta.“
    „Sind es viele?“
    „Sie kommen von überall her, haben mir meine Männer
berichtet. Aus Nyeri, Nakuru, Eldoret und so weiter.“
    „Scheint ja ein netter Abend zu werden. Eventuell sollte
man die Frauen in Sicherheit bringen.“
    „Warten wir noch ab. Vielleicht verläuft ja alles
friedlich. Nur ich wollte wenigsten einige warnen. Allerdings wäre es besser,
wenn sich Weiße und Schwarze nicht begegnen würden. Sonst eskaliert das Ganze
noch.“
    „Wenn einige Weiße genug getrunken haben, bestimmt. Am
besten verschließt man die Türen, damit keiner herein- oder herauskommt.“
    „Das wäre das Beste. Das ist ein Pulverfass, das sich
schnell zum Flächenbrand ausweiten kann.“
    William schlenderte nachdenklich zurück, suchte seine
Freunde und sprach leise mit ihnen. Alle sollten vorgewarnt sein.
    Doug ignorierte ihn,

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