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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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im Land gegen die Kolonialmacht auflehnten. Die genaue Zahl der
Opfer des Aufstands war unbekannt. Auf britischer Seite starben nach Angaben
der Briten 63 Soldaten und 33 Siedler, des Weiteren mehr als 500 einheimische
Polizei- und Unterstützungskräfte. Die offizielle Angabe für die Verluste
aufseiten der Rebellen lag bei 17.500, aber viele behaupteten, es seien
wesentlich mehr gewesen. Über 1.000 Mau-Mau hatten die Briten hingerichtet. Die
enormen Kosten des Krieges gegen Mau-Mau und der Unterdrückung von Befreiungsbewegungen
in anderen Teilen des Empires, trugen dazu bei, dass sich in London immer mehr
Abgeordnete für eine Aufgabe der Kolonie aussprachen. Gerade die konservativen
Abgeordneten distanzierten sich zunehmend von den weißen Siedlern, dem Kolonialregime
und befürworteten die Unabhängigkeit.
    Die Siedler selbst wollte davon jedoch in überwiegender
Mehrheit nichts wissen. Sie fürchteten die Unabhängigkeit, da sie Angst hatten,
dass man ihnen nun alles vonseiten der Schwarzen wegnahm. Noch amüsierten sich
die meisten Weißen und Inder im Land über die lauten Forderungen der Schwarzen.
    Der Wunsch nach der politischen und sozialen Gleichheit;
die Rücksicht auf die Menschenwürde, einschließlich der Freiheit des Gewissens;
Zugang zur Chancengleichheit, wurde von den Schwarzen beansprucht. Daneben
verlangten sie, dass das wachsende Pro-Kopf-Einkommen gerechter verteilt würde,
dass es mehr Schulen für ihre Kinder gab.
    Er war nicht zur feierlichen Eröffnung des Airports in
Nairobi gefahren. Gouverneur, Evelyne Baring, 1. Baron Howick of Glendale hatte
ihn mit großem Brimborium eingeweiht. Eigentlich sollte Elizabeth Bowes-Lyon
die Zeremonie leiten, war jedoch wegen eines Termins in Australien verhindert
gewesen, hatte er hinterher erfahren. Die Siedler waren zwar enttäuscht, aber
der Alkohol und das Essen ließen sie das vergessen.
     
    So verlebte er das Jahr 1958 wie immer, obwohl er die
politischen Vorkommnisse weiter, auch teilweise mit Unverständnis, verfolgte.
    Er vergrößerte seine Farm, da ihn die viele Arbeit am
besten von allem ablenkte. Alles war seit dem Tod von Karega anders geworden.
Er lebte isolierter, hatte kaum noch Kontakt zu den Dorfbewohnern. Seine weißen
Freunde sah er ebenfalls nicht. Doug und Robin hatte er seit dem
Zusammentreffen in Nairobi nicht mehr getroffen. Das alles interessierte ihn
nicht wirklich. Er fühlte sich, wenn er allein war, am besten. Selbst Eve,
seine Tochter interessierten ihn weniger. Nur an James Leben und dem von
Karegas Kindern hatte er Interesse. Das alles bekam er jedoch selbst nicht mit.
Er aß meistens erst am späten Abend, zusammen mit Theresa. Eve und die Kinder
schliefen dann schon, wie er von seiner Schwägerin hörte. Sie berichtete ihm
immer die Dinge, die sich im und um das Haus drehten, was sie geleistet hatte.
Zuhören tat er jedoch selten. Danach saß er lange allein auf der Veranda, hing
seinen Gedanken nach und er machte sich zum tausendsten Mal Vorwürfe, dass er
damals Karega und Ndemi überhaupt zu diesen Einsätzen mitgenommen hatte.

*
    W illiam und Theresa fuhren am frühen Morgen nach
Nanyuki. Seine Frau musste zuhause bleiben, da sie sich am Vortag durch einen
Unfall wie sie sagte, ein blaues Auge und ein geschwollenes Gesicht zugezogen
hatte. Eve spielte andauernd krank und er hatte sich daran gewöhnt, dass sie
mal wieder eine Krankheit erfand, wie Theresa meistens feststellte.
Wahrscheinlich war es so, dass sie sich so vor der Arbeit drücken wollte.
    Morgen sollte der Mount-Kenya-Safari-Club eröffnet werden
und er hatte versprochen, dabei zu sein. Jetzt bereute er schon die Zusage,
zumal ihn Theresa ständig mit ihrem Gerede nervte. Er grübelte mehr, was auf
seiner Farm passierte, wenn er unterwegs war. Meistens ging dann alles schief,
weil Eve die Hälfte vergaß. Gerade Theresa musste diese Versäumnisse tagelang aufarbeiten.
Mit seinen Frauen hatte er wirklich kein Glück.
    In Nanyuki überließ er Theresa sich selbst, besucht die Wilders
und erledigte danach noch einige Einkäufe. Die Stadt in der Provinz Rift.
Valley und Hauptstadt des District Laikipia war in den letzten Jahren stetig
angewachsen. Sie liegt am Fuße des Mount Kenya und erinnerte ihn einmal mehr an
Karega. Vor drei Monaten hatte man formell die Karega-Kuoma-shule eröffnet. Der
Mondomogo hatte sie inspiziert und dabei hatte man die Tränen in seinen Augen
glitzern sehen. Karega war sein ganzer Stolz gewesen. Danach waren

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