Weisse Haut - Schwarze Haut
während Robin ihn nur voller Verachtung
anblickte, ihn stehen ließ.
„Was ist denn mit dem los?“, fragte er Doug.
„Du hast dich sehr zu deinem Nachteil verändert, William.
Ich hätte nie gedacht, dass aus dir auch mal so ein wazungu werden würde. Lass
dich scheiden und heirate deine Geliebte. Eve hat etwas Besseres als dich
verdient. Hast du sie nur wegen des Geldes genommen? Du und Theresa, ihr seid
abstoßend. Lass uns in Zukunft in Ruhe. Solche Kerle haben mich schon immer
angewidert.“ Er umfasste Jane und schlenderte mit ihr weg und er schaute ihnen
entsetzt nach.
Theresa stellte sich neben ihn, hakte sich wieder bei ihm
ein und er befreite sich unwirsch. „Lass den Mist. Wäre ich bloß zuhause bei
meiner Frau geblieben. Such dir einen Mann und lass mich zufrieden.“
Er drehte sich um, holte einen Brandy und kippte ihn
hinter, dann schlenderte er zum Fenster, schaute hinaus, aber noch war nichts
zu sehen, alles ruhig. Vielleicht konnte die Army das alles stoppen.
So war es auch. Die Schwarzen blieben zwar in der Nähe des
Hotels, aber man hatte sie mit erneuten leeren Versprechungen, was die
Freilassung Jomo Kenyattas beruhigt. Die Weißen bekamen davon nur wenig mit.
Sie sprachen mehr als reichlich dem Alkohol zu, nur William hatte sich bereits
um kurz nach Mitternacht in sein Zimmer zurückgezogen. Er wollte sehr früh nach
Hause fahren, sehr zum Leidwesen von Theresa Sinclair, die sich wesentlich mehr
von dem Abend versprochen hatte, aber all ihre Annäherungsversuche waren
gescheitert. Sie würde jedoch einen anderen Weg finden, um endlich Miss Theresa
Shrimes zu werden.
*
S ie waren seit zwei Tagen aus Nairobi zurück und
William beaufsichtigte den Bau der Schule. Langsam nahm das Gebäude Gestalt an.
In wenigen Wochen würde sie fertig sein und dann konnte Eve die Kinder dort
unterrichten. Ndemi trat auf ihn zu. „Bwana, wir müssen reden.“
„Was ist passiert?“
„Schicke eine deiner bibi weg, sonst endet das böse für
Eve.“
„Was meinst du?“, fragte er irritiert und legte die
Schaufel beiseite, schaute seinen Freund an.
„Deine Geliebte schlägt deine bibi, lügt und gibt ihr böse
dawa.“
„Welche Geliebte? Was faselst du da?“
„Die Memsaab Theresa. Deine Zweitfrau oder wie immer du
sie bezeichnest. Hast du noch mehr?“
„Ndemi, du spinnst. Theresa ist nicht meine Geliebte, noch
tut sie Eve etwas. Sie kümmert sich um das Haus, kocht, versorgt meine Kinder.“
„Bwana, du bist wazimu. Warum wissen alle, was die Memsaab
treibt, nur du nicht? Fährst du deswegen mit deiner Geliebten ständig weg,
gibst deiner bibi vorher dawa, damit sie stirbt, wenn ihr nicht da seid?“
„Ndemi, lass den Mist. Wer das erfindet, der lügt. Als
wenn ich Eve jemals etwas antun würde. Sag nicht immer Bwana, nugu.“
„Bwana, deine bibi arbeitet zwanzig Stunden jeden Tag und
die Memsaab macht nichts. Das sind Tatsachen. Die Memsaab will deine bibi
loswerden, den Bwana heiraten und dafür tut sie alles. William, pass auf Eve
und deine Tochter auf.“ Schon schlenderte er davon und William schaute ihm
verblüfft nach. So ein Blödsinn. Er war froh, dass Theresa so viel im Haus
erledigte, da Eve das allein nicht schaffte, wie er permanent abends von
Theresa hörte. Als er mit Theresa in Nairobi gewesen war, hatte Eve sogar
vergessen, die Eier aus dem Stall zu holen, die Hühner nicht gefüttert und den
Stall nicht gesäubert. Das alles musste Theresa am Vortag zusätzlich erledigen.
Wenn Theresa nicht hier wäre, müsste er eine Frau aus dem Dorf holen. Er fragte
sich allerdings, wer diese Gerüchte in die Welt setzte, dass er etwas mit
Theresa hätte. Schon in Nairobi hatte man ihn darauf angesprochen. Lokop redete
kaum noch mit ihm, verschwand sofort, kaum dass er seine Arbeit erledigt hatte.
Im Dorf traf er überall auf Verachtung. Er musste mit Theresa reden, ob sie
etwas damit zu tun hatte. Bis zum Abend hatte er das vergessen.
Im Land brodelte es weiter, wenn auch meistens gewaltfrei.
Der Wunsch, die Forderungen nach der kolonialen Befreiung gingen weiter. 1958
baten die Mitglieder in einer Konferenz in Legco um eine Round-Table-Konferenz.
Die Briten in der Kolonie jedoch wiesen alle Ansprüche und Ambitionen der
Schwarzen zurück. Obwohl die Mau-Mau-Rebellion militärisch besiegt war, blieben
die Lager erhalten. Die nicht zu verdeckenden Menschenrechtsverletzungen in den
Internierungslagern führten immer mehr dazu, dass sich nun auch verstärkt die
anderen Ethnien
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