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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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zu, wie sie einen Morgenmantel, ein Nachthemd aus einer
kleinen Reisetasche zog. Er trat näher, ergriff die wunderschön schimmernden
Teile und schaute sie sich an. Die Seide fühlte sich kühl und sehr schön an. So
etwas hatte er noch nie berührt.
    „Das sieht toll aus“, stellte er fest. „Es fühlt sich auch
so an, irgendwie weich und kühl.“
    „Es trägt sich gut.“
    Er schaute sie an und fühlte Verlangen in sich aufsteigen.
Es war sehr lange her, dass er mit einer Frau, mit ihr zusammen gewesen war.
Sie zu betrügen wäre ihm nie in den Sinn gekommen, selbst nicht in der Zeit,
als sie nicht da war.
    Sie drehte sich um, öffnete hinten den Reißverschluss
ihres Kleides.
    „Komm, ich helfe dir.“ Schon stand er hinter ihr, streifte
ihr das Kleid über die Arme und schaute an ihr herab. Diese Unterwäsche sah
umwerfend sinnlich, erotisch auf ihrem schlanken Körper aus. In seinem Körper
kam alles in Bewegung. Die Schmetterlinge flatterten aufgeregt hin und her und
in seiner Leistengegend spürte er die Reaktion.
    Sie stieg aus dem Stoff, bückte sich und hob das Kleid
auf, da hielt er sie fest, schaute sie an, bevor er sie küsste. Nun war er
glücklich, so glücklich wie seit Jahren nicht mehr. 

*
    N ach dem Frühstück verließen sie die Stadt, fuhren
vorbei an Eukalyptusbäumen und unzähligen blühenden Büschen. Die neue, noch
nicht fertige Straße von Nairobi – Naivasha war bereits gut befahren.
    Er hielt kurz, damit James die Zebraherde und die Giraffen
anschauen konnte. „Mamaye, wir sind zuhause“, jubelte er.
    „Hast du daran gezweifelt?“, erkundigte sie sich lachend.
„Sieh mal, dort sind Strauße und die Geier kreisen am Himmel. Das gab es in Rom
nie.“
    „Hapana, dafür viele Tauben und Autos.“
    „Das scheint dir nicht sonderlich gefallen zu haben?“
    „Am Anfang war es interessant, dann ließ es nach, war
alltäglich. Auch die vielen Geschäfte waren schön, aber irgendwann fehlte uns
die Natur, die Tiere. Mamaye und ich sind am Wochenende immer herausgefahren
oder im Sommer oft zum Meer. Da konnten wir schwimmen. Das hat uns Spaß
gemacht, nicht wahr?“
    „Sicher, weil du mich tauchen konntest.“
    „Logisch! Nur die Männer nervten gelegentlich. Alle haben
Mamaye angestarrt. Einmal hat sie denen sogar die Zunge herausgesteckt und wir
haben laut gelacht. Die waren blöd.“
    William fühlte die Eifersucht in sich hochkriechen. War da
etwa ein anderer Mann gewesen? Bei ihrem Aussehen war es kein Wunder, dass jeder
Mann ihr nachschaute. Nein, das hätte ihm Eve erzählt, und zwar vor der
gestrigen Nacht.
    „Mamaye hat mal zu einem gesagt. Sie wäre heute nur mit
mir allein unterwegs, weil ich Geburtstag hätte. Zuhause würden ihr Mann und
die anderen sechszehn Kinder warten. Hättest du sehen müssen, Baba, wie schnell
der verschwunden war. Einmal waren wir essen, da kam einer an. Robert ist
aufgestanden und war fast einen Kopf größer als er. Er fragte, was wollen Sie
denn von meiner Frau? Der Kerl hat ne tomatenrote Rübe bekommen“, lachte James.
    „Auf jeden Fall hattet ihr reichlichen Spaß“, stellte er
lakonisch fest.
    „Ndiyo! Trotzdem waren wir froh, wieder nach Hause zu
fahren.“ James druckste etwas herum. „Baba, wohnt Theresa bei dir?“
    „Hapana, sie arbeitet in Nairobi und wohnt dort. Ich habe
sie seit Monaten nicht gesehen. Wenn du möchtest, können wir sie besuchen.“
    Nun strahlte der Junge wieder. „Hapana, muss nicht sein.
Guckt mal, da hopsen Dik-Dik herum.“
    „Jetzt könnt ihr den Mount Kenya sehen.“
    Um die gezackten Spitzen waren kleine weiße Wölkchen
versammelt, die sich jedoch schnell wegbewegten, um sich aufzulösen. Es war ein
schöner Anblick und wie ein Willkommensgruß. Seht mal, wie schön und
majestätisch ich bin und was für ein tolles Land das ist, wollte er sagen.
    William hielt vor dem Outspan Hotel in Nyeri. Er buchte
eine Suite für sie. Es waren riesige Zimmer mit weißen Deckenbalken, alles mit
Stuck verziert. Sie betraten den Salon mit weißen Brücken vor dem Kamin und
einem Ausblick auf den Mount Kenya. An den Wänden Bilder von Schwarzen, Tieren,
Blumen. Im Zimmer verteilt Gladiolen, Rosen, Farnkraut in Vasen. Ein blaues
Sofa und zwei mit Chintz bezogene Sessel. Der Zimmerdiener barfüßig im weißen
Kanzu und rotem Fez, verbeugte sich und ließ sie allein.
    Eve schaute das Schlafzimmer an. Es gab ein Doppelbett,
einen Spiegeltisch und einen riesigen Schrank und ein grandioses Bad in
gemaserten Marmor.

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