Weisse Haut - Schwarze Haut
Fleischklumpen wegkam.
Es dauerte Stunden, bis sie die sechs Stoßzähne entfernt
und gesäubert hatten. Eine harte und sehr dreckige Arbeit, bei der ständig sein
Magen rebellierte.
Mit den voll beladenen Wagen setzten sie ihre Reise
Richtung Nairobi fort. Er wollte die Stoßzähne nur so schnell wie möglich los
sein. Permanent sah er die toten Elefanten vor sich.
An dem Abend schliefen sie sitzend im Auto. Es war ein
ruhiger Tag gewesen, ohne die üblichen Gespräche, Scherze. Er war den beiden
Kikuyu dankbar, dass sie nicht darüber sprachen, da er sich schämte.
*
K aum hatte die Morgendämmerung eingesetzt fuhren
sie weiter. Als sie auf eine große Herde Zebras trafen, schauten sie zu und
erblickten zwei Tiere, die anscheinend krank waren, da sie weit hinter der
Herde zurückgeblieben. Das eine Tier fiel hin, machte noch einige
unkontrollierte Bewegungen und blieb stillliegen.
„Erlösen wir das andere.“ Er stieg aus und wenig später
ertönte der Knall des Gewehres. Gekonnt und schnell häuteten Karega und Ndemi
die Tiere und warfen die Felle nach hinten. William bewunderte sie dafür, dass
sie das so emotionslos bewerkstelligten. Er konnte das nicht.
In Nairobi fuhr er direkt zu der Adresse, die ihm Robin
gegeben hatte und als er später den Geldbetrag erhielt, war er selber erstaunt.
So viel Geld hatte er noch nie gehabt oder gesehen. Dass es ein so lohnendes
Geschäft war, hatte er nie vermutet und nun kroch so etwas wie Freude in ihm
empor.
Die beiden Männer erhielten die eine Hälfte des Geldes,
was diese erst verblüfft, dann mit einem Lachen gern annahmen. Nun begann die
Einkaufstour. Er kaufte Baumaterial, Dinge für den Haushalt, Nahrungsmittel.
Was man so brauchte eben. Er arbeitete systematisch die lange Einkaufsliste ab,
die er in den letzten Monaten erstellt hatte.
In der Stadt bemerkte er verstärkt, wie man mit Karega und
Ndemi umging. Sie wurden von den weißen Ladenbesitzern ständig beäugt, oder des
Ladens verwiesen. Merkte man, dass die beiden zu ihm gehörten, blaffte man sie
rüde an, sie sollten draußen auf den Bwana warten.
Einmal meckerte William wütend los, dass ihm einen
schrägen Blick des Mannes einbrachte. „Du bist noch nicht lange bei uns, was?
Diese Schwarzen taugen nur was, wenn man sie kräftig in den Hintern tritt und
ihnen sagt, was sie zu tun haben. Du musst aufpassen, dass sie dich nicht
beklauen oder dir nachts den Hals durchschneiden. Alles Wilde!“
„Sie irren. Man muss nur vernünftig mit ihnen umgehen,
außerdem sind es meine Freunde und sagen Sie gefälligst nicht du zu mir.“
„Warte ab! Du merkst noch, was die für Diebe und Mörder
sind. Passt du nicht auf, schneiden sie dir die Kehle durch. Alles nur faule,
hinterlistige, verschlagene Taugenichtse.“
„Bornierter Kerl“, murmelte er vor sich hin.
Sie schlenderten über den Markt, wo er Gemüse und Obst
kaufte und Ndemi die Preise herunterhandelte. Hier waren die zwei Kikuyu
munterer, da sie unter ihresgleichen verkehrten. Auch die beiden kauften einige
Sachen, allerdings nur wenig, schauten sich mehr als neugierig um.
Der Wagen wurde voller und voller und schließlich war fast
die letzte Ecke vollgestopft.
Das erste Mal kaufte er Zigaretten. Im Moment konnte er
sich das leisten und es wirkte bei anderen Jungs irgendwie männlich.
Er ahnte nicht, dass er innerhalb einer Woche zum Mann
geworden war, genauso wie Ndemi und Karega. Doug dagegen fiel die Veränderung
sofort auf, als er ihn erblickte. Das Kindliche aus Williams Gesicht war
verschwunden. Er war zu einem sehr gut aussehenden Mann herangewachsen.
Sie hatten am frühen Abend dort haltgemacht, da sie erst
am Morgen zurück wollten. Mitten in der Nacht fahren, das war ihnen zu
risikoreich. Doug und Jane begrüßten seine Freunde freundlich und wenig später
saßen alle fünf um den Tisch und aßen zu Abend.
William bemerkte, wie sich die Kikuyu in der Küche
umsahen, später im Wohnzimmer. Er hingegen erzählte von dem Jagderfolg,
verschwieg jedoch die peinliche Situation. Erst als er später mit Doug
hinausging, berichtete er ihm von den Tränen.
„William, ich glaube das geht vielen so, wenn sie ein
wenig Gefühl haben. Selbst wenn man gerne Fleisch isst, sehe ich lieber nicht
zu, wenn ein Tier geschlachtet wird, nicht einmal bei Hühnern. Sieh es anders.
Der Tod der Tiere ermöglicht dir, dass du deinem Traum ein Stück näher gekommen
bist. Du hast sie ja nicht aus Freude am Töten abgeknallt. Achte nur
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