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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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nicht.“
    Die beiden Kikuyu blickten sich an, wussten nicht, was sie
davon halten sollten. Sie hatten noch nie gehört, dass ein mzungu ein thahu
hervorrufen konnte, da das nur der Mondomogo oder der Arathi vermochte.
    „Habari …?“ Ndemis Stimme klang irgendwie anders, so
perplex, jedoch voller Angst. Man sah es ihm und Karega an. Ein thahu
heraufbeschwören war etwas sehr Schlimmes und konnte viel Unheil für alle
bringen.
    „Hivyo und ihr könnt noch so viel Vieh schlachten, es
bleibt, bis ich es will. Die nderi ziehen ihre Bahn und werden Schatten auf
eure mashamba werfen. Wanjiru ist gerade schwanger, da muss sie besonders
aufpassen, habe ich gesehen“, log er weiter, beobachtete dabei seine Freunde
amüsiert.
    Ndemi sprang auf. „Ich muss nach Hause und mit meinem Abuu
sprechen.“
    „Ndiyo! Sag ihm, wenn ich genug Männer und Frauen zur
Arbeit bekomme, werde ich das thahu zurückziehen. Unanielewa?“
    Die beiden verschwanden sehr, sehr schnell und er lehnte
sich an den Baumstamm, zündete eine Zigarette an, zog tief den Rauch ein, sehr
mit sich zufrieden. Sie hatten es geglaubt.
    Bereits eine Stunde später standen sie vor ihm.
    „Abuu sagt, du bekommst Männer, die du willst, aber du
sollst das thahu wegnehmen.“
    Er blickte zu den beiden hoch, erhob sich langsam. „Ndiyo!
Gehen wir an die Arbeit, und heute Abend nehme ich das thahu weg.“
    „Warum nicht gleich?“
    „Geht nur abends, wenn das letzte Licht erscheint. Da ist
der dawa besonders stark oder am frühen Morgen, wenn die wariua kommt. Solltet
ihr nicht euer Wort halten, hole ich das thahu zurück“, brummte er noch einmal,
bevor er zu der Baustelle schlenderte.
     
    Er steckte einige kleinere Steine in die Hosentasche,
bevor sie abends Feierabend machten. Die legte er in seiner Hütte beiseite,
warf einige Pence dazu, dann versorgte er das Vieh, sperrte die Hühner ein. Als
er zurückkam, erblickte er seine Freunde und feixte vergnügt vor sich hin.
Klappte doch!
    „Was macht ihr denn hier?“, tat er erstaunt.
    „Wir warten, bis der Bwana das thahu aufgehoben hat.“
    „Hapana msiba usiokuwa na mwenziwe“, seufzte er auf. „Ich
muss mich erst waschen. Kommt rein und nehmt euch ein beer.“
    Bewusst langsam wusch er sich, er wollte sie noch ein
wenig ärgern und auf die Folter spannen. Fertig setzte er sich auf den Boden,
nahm die Steine und Münzen, schloss die Augen und murmelte einen Kinderreim vor
sich hin, während er die Sachen in den Händen schüttelte, dann öffnete er diese
und alles fiel auf den Boden. Wichtig dreinblickend sah er zu dem Zeug, ließ
seine Hand darüber gleiten, so wie es der Mondomogo seinerzeit zelebrierte,
schloss nochmals kurz die Lider und murmelte wieder, hob mehrmals die Arme ein
wenig und schließlich griente er sie beide an. „Ich habe den thahu von eurem
kijiji weggeschickt, aber ich kann ihn jederzeit zurückholen.“
    „Asante sana, Bwana“, murmelte Ndemi, auch Karega bedankte
sich. Er bemerkte, wie ergriffen die zwei Männer waren und irgendwie hatte er
ein schlechtes Gewissen, das er sie so hinters Licht geführt hatte.
    Erst Monate später gestand er ihnen alles und die beiden
würden schallend lachen und ihn als verrückt betiteln.
     
    Nun bekam er seine Arbeiter, und zwar sechs Tage in der
Woche. So endete das Jahr 1942 und begann das neue.
    Die Nachrichten von zuhause waren spärlich und jedes Mal
atmete er erleichtert auf, wenn er einen Brief von seiner Mutter erhielt, indem
sie ihm mitteilte, dass alle wohlauf wären.
    Im europäischen Kriegsgebiet kam es überall zu heftigen
Bombenangriffen auf Great Britain. Die Entwicklung deutscher Nachtjäger setzte
ein, nachdem die Briten ihre Flächenangriffe auf Deutschland gestartet hatten. Unter
dem Eindruck des deutschen Vormarsches in Nord Afrika und einer Revolte
ägyptischer Offiziere zwang der britische Botschafter in Kairo den ägyptischen
König Faruk I. zur Entlassung seiner achsenfreundlichen Regierung und zum
Abschluss eines britisch-ägyptischen Vertrags. Die Besetzung des Landes durch
britische Truppen und deren Einmischung in innere Angelegenheiten des Staates
blieb bestehen. Die Überlegenheit der amerikanisch-britischen Streitmächte,
durch deren Landung in Marokko und Algerien, verstärkte den Druck auf die
Deutschen weiter. Den Untergang des italienisch-deutschen Afrikakorps war
besiegelt, wenn auch noch nicht vollbracht. Es kam zu einem Treffen von dem
amerikanischen Präsidenten Roosevelt mit dem britischen

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