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Weiße Nächte, weites Land

Weiße Nächte, weites Land

Titel: Weiße Nächte, weites Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Sahler
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brachte sie schließlich hervor und erkannte in seinem Blick, dass sie die Tragödie seines Lebens erfasst hatte. »Wie musst du in dieser Ehe gelitten haben«, presste sie schließlich hervor.
    Matthias erhob sich, fasste ihren Arm und zog sie hoch, so dass sie dicht vor ihm zu stehen kam und zu ihm aufsehen musste. »Wir haben alle gelitten«, sagte er leise. »Ich nicht mehr als andere, als du … Aber nun, Eleonora, nun haben wir die Chance für einen Neuanfang. Genau wie sich Christina das Recht herausnimmt, alle Brücken hinter sich abzubrechen, haben wir nun das unfassbar große Glück, zu dem zu stehen, was wir wirklich fühlen. Ich liebe dich so sehr, Eleonora. Ich habe dich schon geliebt, als wir auf dem Schiff nach Petersburg die Sternennächte an Deck verbrachten, und ich habe nie aufgehört, dich zu begehren …«
    Er legte die Arme um sie und drückte sie so eng an seinen Körper, dass sie ihn von den Fußspitzen bis zum Leib spürte. Ein Kribbeln durchlief sie und ließ sie erschaudern. Sie legte die Hände flach auf seine Brust, als sie ihn anschaute. »Was willst du tun? Willst du Christina bitten, dass sie zustimmt, eure Ehe annullieren zu lassen, wie es Franz und Anja getan haben?«
    Matthias nickte und verzog spöttisch den Mund. »Wollen wir wetten, dass sie selbst auf die Idee kommt? Wenn sie erst das gefunden hat, was sie für ihr Glück hält, wird sie sich wieder an uns wenden.«
    »Wo sie wohl untergekommen ist …«, murmelte Eleonora aus ihren Gedanken heraus. »Ob sie es tatsächlich bis Petersburg geschafft hat? Und ob Nikolaj und Mascha ihr überhaupt Unterstützung gewähren?«
    Er fasste unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht. »Hör auf, dich um deine Schwester zu sorgen, Eleonora! Jetzt geht es nur um dich. Um uns. Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als mein Leben, Eleonora.«
    Sie wurde weich in seinen Armen, ihr Blick fiel auf den Silberring, den ihr Andreas damals in Hessen angesteckt hatte. Sie streifte ihn ab und legte ihn auf den Tisch. Er hinterließ einen weißen Streifen um ihren Ringfinger. »Ich werde ihn für Sophia aufheben«, sagte sie mit einem Lächeln. »Die einzige Erinnerung an ihren Vater. Ich liebe dich auch, Matthias, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mein Leben mit dir zu teilen.«
    Lange schauten sie sich in die Augen. Endlich berührte Matthias mit seinem Mund ihre leicht geöffneten Lippen, bis sie sich in einem nicht enden wollenden Kuss trafen, in dem all die Sehnsucht und das tiefe Begehren verschmolzen.

    Klara entging in den nächsten Tagen nicht, dass sich die Stimmung im Haus verändert hatte. Sie bemerkte, wie sich Matthias und Eleonora anschauten, beobachtete die versteckten Zärtlichkeiten, die sie austauschten, wenn sie sich unbeobachtet wähnten …
    Als sie die ältere Schwester in der Küche antraf, ging sie zu ihr und schlang wortlos die Arme um sie.
    Überrascht erwiderte Eleonora die Umarmung. So blieben sie eine ganze Weile stehen, während die Augustsonne durch das winzige Küchenfenster schien und die ordentlich aufgehängten, blanken Töpfe, Pfannen und Kellen über dem Ofen blitzten.
    »Es ist besser, wenn man einen Mann hat«, sagte Klara mit der Wange an Eleonoras Brust.
    Eleonora stutzte, fasste Klara an den Schultern und schob sie ein Stück weit von sich, um ihr in die Augen sehen zu können. »Hast du dich verliebt?«
    Klaras Gesicht nahm die Farbe von reifen Kirschen an, als sie viel zu heftig den Kopf schüttelte. »Ich doch nicht. Aber du.«
    Eleonora schmunzelte. »Ach so … Du hast es gemerkt?«
    Klara nickte.
    »Es ist nur wichtig, dass es der richtige Mann ist«, erwiderte Eleonora mit ernster Miene. »Besser allein bleiben, als mit dem falschen Mann ein Leben verbringen müssen.«
    »Und Matthias ist der Richtige?«
    »Das ist er schon immer gewesen, Klara«, gestand Eleonora und zog sie wieder an sich. Sie wusste, dass die Gedanken der jüngeren Schwester häufig um Liebesdinge kreisten. Und dass Sebastian dabei eine wichtige Rolle spielte. Die beiden verbrachten jede freie Minute miteinander und verstanden sich wie Geschwister. Wie ernst diese Freundschaft zu nehmen war, ob sie in einer Liebe mündete, das vermochte Eleonora nicht zu beurteilen. Es war Zeit, mit Klara bei Gelegenheit über all diese Frauensachen zu sprechen.
    Am Abend kamen Bernhard und Anja zu Besuch, und auch diesen beiden brauchten Matthias und Eleonora kein Theater vorzuspielen. Anja strahlte übers ganze Gesicht, stand ihnen doch auf

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