Weiße Nächte, weites Land
zur Luke. »Komm, ich hol dir ein Glas Wasser.«
Sie legte die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn, während ihre Schultern bebten. »Lass mich nicht allein, Matthias, bitte«, flüsterte sie.
Eleonora beobachtete, wie sich Matthias versteifte, während sich ihre Schwester wie eine Ertrinkende an ihn klammerte. Christina hob ihm die leicht geöffneten Lippen entgegen. Als er nicht reagierte, drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange. Mit den Fingern fuhr sie in seine Nackenhaare, presste ihren Leib an seinen. »Leg dich eng zu mir, ja?«, hauchte sie.
Eleonoras Herz pochte hart gegen ihre Brust, während sie die Szene beobachtete. Wie verliebt ihre Schwester war, das ließ sich nun wirklich nicht leugnen. Wie verlangend sie ihn anschaute, wie sie ihn mit all ihrer Sinnlichkeit zu locken versuchte …
Matthias schenkte Eleonora noch ein Lächeln, bevor er unter Deck verschwand, aber es gelang ihr nicht, es zu erwidern. Sie schloss die Augen, als der Lukendeckel zuklappte und sie allein zurückblieb.
So hatte sich Christina den Beginn ihres neuen Lebens nicht vorgestellt. Diese Schiffsfahrt war ein Graus, und die Erkenntnis, dass sie das Kind von Johann Röhrich im Leib trug, verstärkte ihre Übelkeit ins Unerträgliche.
Wie angenehm hätte die Überfahrt in Gesellschaft von Daniel Meister werden können, wenn sie diese verteufelten Umstände nicht zum Handeln zwingen würden.
Christina hatte mehrere Stunden damit zugebracht, sich auszurechnen, wie weit ihre Schwangerschaft vorangeschritten war. Sooft sie auch die Tage und Wochen überschlug, sie kam zu dem Schluss, dass sie sich sehr beeilen musste, wenn auch nur irgendjemand glauben sollte, dass das Kind, das sie im Herbst gebären würde, von Matthias war.
Warum war dieser verfluchte Bauer nur so stur! Wären sie ihren ehelichen Pflichten gleich während des Marsches nach Lübeck nachgekommen, hätte sie jetzt ein Problem weniger – niemals würde Matthias der Verdacht kommen, sie könnte ein fremdes Blag mit in die Ehe bringen. Er würde das Kind, ohne zu zweifeln, als sein eigen Fleisch und Blut akzeptieren. Aber sie hatte erst in Lübeck die Schwangerschaft bemerkt, und nun zählte jeder Tag.
Für Frischverliebte stellte es überhaupt kein Hindernis dar, in der Enge der Unterkunft nichts geheim halten zu können. Wer von Sehnsucht und Leidenschaft übermannt wurde, warf eine Decke über sich und sein Liebstes und gab geräuschvoll seinen Trieben nach.
Für Christina allerdings war die Wollust durch die beständige Übelkeit in weite Ferne gerückt. Dennoch musste sie Matthias eine Heißblütigkeit vorspielen, die ihm Atem und Willen nehmen sollte. Ihm konnte gar nichts anderes übrig bleiben, als wie von Sinnen über sie herzufallen.
Christina war geübt darin, Männern den Verstand zu rauben, aber in diesem Fall musste sie nicht nur gegen ihre eigene Verfassung ankämpfen, sondern auch gegen einen Kerl mit dem Gemüt eines Eisbergs.
Matthias lag lang ausgestreckt auf seinem Lager, als Christina sich an ihn presste, wobei sie das Band ihrer Bluse unter dem Mieder öffnete und mit feuchten Lippen seinen Hals liebkoste. Ein Bein schwang sie über ihn, wobei ihr Rock verrutschte und ihre bestrumpften Oberschenkel freigab. Sie zerrte eine Decke über sich und Matthias, streichelte mit der Rechten seine Brust und ließ die Hand tiefer wandern, bis sie seinen Unterleib erreichte, wo sie verharrte, bevor sie sich zu seinem Geschlecht vortastete.
Matthias rührte sich nicht. Erst als ihre Hand zwischen seinen Beinen blieb und fingerfertig zu kneten begann, schob er sie weg.
»Was soll das, Christina?«
Obwohl die Wut in ihr gärte, zwang sie sich zu einer gurrenden Erwiderung. »Na, das wirst du doch wohl wissen, Matthias, hm? Was tun Mann und Frau, wenn sie verliebt sind … Ich sehne mich danach. Komm, gib mir deine Hand! Ich zeig’ dir, wie sehr ich dich begehre …«
Er entzog sich ihrem Griff, küsste sie auf die Stirn und schob sie ein Stück von sich. »Lass es gut sein, Christina. Ich mag’s nicht vor Dutzenden von Zuschauern, und war dir nicht gerade noch hundeelend? Wie kannst du da an Liebe denken?«
»Ach, nun stell dich nicht an …« Bislang hatte sie noch jeden dazu bekommen, um ihre Gunst zu winseln. Warum sollte es mit Matthias anders laufen? Er zierte sich doch nur, weil ihm die Enge hier unangenehm war. Wenn sie ihn nur ordentlich aufgeilte, würde er alles um sich herum vergessen.
Es musste nur ein Mal sein. Ein
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