Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
ein Studium zu beginnen. Seit 2008 studiere ich also nun Politik und Verwaltungswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Ich habe mich schon immer für Politik interessiert, und mit dem, was ich in Ghana mache, bin ich da mittendrin. Arbeitet man im Bereich Entwicklungszusammenarbeit, wird besonders die Internationale Politik mit ihren Verflechtungen spannend. Wie hängt das alles zusammen? Warum kommt Afrika ökonomisch so schwer auf die Beine? Und so weiter und so fort.
Ich bin ein Mensch, der immer weiter lernen und immer besser werden möchte, und für die Aufgaben, die ich in Ghana zu bewältigen habe, ist besonders das Studium der Verwaltungswissenschaften sehr nützlich. Ich denke auch darüber nach, im Anschluss an den Bachelor und den Master noch eine Doktorarbeit zu schreiben. Für das Thema habe ich bereits eine konkrete, praxisnahe Idee.
Das alles unter einen Hut zu kriegen, das ist meine tägliche Herausforderung. So gab ich im Sommer 2010 schweren Herzens meine Stelle als Kinderkrankenschwester in Hagen auf. Inzwischen weiß ich nicht mehr, wie ich das überhaupt so lange geschafft habe. Meine Zeit in Deutschland ist randvoll ausgefüllt mit Terminen, sei es für mein Studium, für Werbeveranstaltungen, für Pressetermine, Vorträge, Fernsehauftritte, Sponsorengespräche. In den letzten drei Jahren hat mein Engagement für Ghana eine derartige öffentliche Aufmerksamkeit erreicht, dass ich mich oftmals fast zerreißen muss, um allen Menschen und vor allem meinem eigenen Anspruch gerecht zu werden.
Doch das tue ich gern. Die öffentliche Unterstützung zeigt mir, dass wir das Richtige tun. Und die Ergebnisse unserer Arbeit, die Zufriedenheit und das Glück in den Augen so vieler Menschen ist Lohn genug.
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Kapitel 10
»Geheilt« und vergessen – Leprakranke in Ho
M eine engsten Mitstreiter Emmanuel und Victor kommen beide aus völlig unterschiedlichen Gegenden. Emmanuel stammt aus Ho in der Voltaregion im Osten des Landes und gehört zum Stamm der Ewe. Victor ist in der Brong-Ahafo-Region zu Hause, und das liegt im äußersten Westen Ghanas. Nachdem wir in der AschantiRegion am Bosomtwisee diesen ersten und schwierigsten Brunnen in der Geschichte von Madamfo Ghana gebaut hatten, wollte ich gerne wissen, wo meine Freunde und Mitarbeiter herkamen.
Emmanuel lud mich ein, eine Woche mit ihm nach Ho zu fahren, seine Heimat und Verwandtschaft kennenzulernen, und ich sagte mit Freuden zu.
Ich werde nie vergessen, wie wir das erste Mal von Apewu aus dorthin gefahren sind. Es war eine meiner anstrengendsten Reisen. Zu Fuß ging es den Berg hinauf bis nach Morontuo, von dort mit dem Trotro nach Bekwai, von hier nach Kumasi, von Kumasi mit dem Überlandbus nach Accra. Hier mussten wir mit einem Taxi zu dem Busbahnhof wechseln, von dem die Trotros in die Voltaregion abfuhren, und von dort ging es endlich weiter nach Ho. Morgens um drei waren wir aufgebrochen, und nachts gegen Mitternacht kamen wir an.
Es war das erste Mal, dass ich von Accra aus nach Osten, in Richtung der Grenze zu Togo, fuhr. Es ist eine reizvolle Strecke durch diesen fruchtbaren Landstrich. Hat man die Vororte von Accra endlich hinter sich gelassen, durchquert man grüne Landschaften, auf einer Seite gesäumt von einer Bergkette.
Hier, im Hinterland der Hauptstadt, auf den Anhöhen, die vor den Bergen liegen, haben reiche und berühmte Menschen wie die Witwe von Raggae-Legenede Bob Marley ihre Villen, erfuhr ich von Emmanuel. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es sich dort oben angenehm leben lässt, das Klima ist etwas gemäßigter, und sicherlich hat man einen wunderbaren Blick über Accra bis hin zum Atlantischen Ozean.
Weiter ging es, nun mehr in Richtung Norden als Osten, der togolesischen Grenze entlang, bis wir den Voltasee erreichten und diesen auf einer spektakulären Brücke überquerten.
Noch eine ganze Weile fuhren wir an diesem Fluss entlang, dann entfernten wir uns von ihm. Die Landschaft wurde hügeliger.
Ich war sehr gespannt, endlich die Stadt kennenzulernen, aus der Emmanuel stammte. Ho ist eine Kleinstadt, in der es viel ruhiger zugeht als in Kumasi oder gar in Accra. Ja, es geht dort eher ländlich beschaulich zu. Das Stadtzentrum umgeben viele kleinere Dörfer, die alle noch zu Ho gehören und sich in dieser Ebene zu allen Seiten erstrecken. In der Ferne ist ein markanter Hausberg zu sehen, dahinter beginnen die Berge.
Bei jenem ersten Besuch wohnten wir im Familienhaus von Emmanuel, in dem er ein
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