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Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
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nicht, dass die Patienten nun wirklich wieder gesund sind. Es bedeutet lediglich, dass die Leprabakterien nicht mehr in ihrem Körper aktiv sind. Dennoch sind bei den meisten sogenannten »Cured Lepers«, also »geheilten Leprakranken«, die Wunden immer noch entzündlich, und da sie nicht anständig nachbehandelt werden, sorgen Sekundärinfektionen dafür, dass der Zersetzungsprozess an den Wunden oftmals noch weiter voranschreitet.
    Lepra zerfrisst Gliedmaßen, kann aber auch im wahrsten Sinn des Wortes ins Auge gehen und die Menschen erblinden lassen. Solche Schäden, die die Krankheit den Betroffenen zugefügt hat – sprich: verstümmelte Gliedmaßen, erblindete Augen –, sind natürlich auch nicht wieder rückgängig zu machen. An Arbeit ist bei solchen Behinderungen kaum zu denken, und so vegetieren diese Menschen in ihren notdürftigen Behausungen nur so dahin.
    Auch wenn wir bei jenem ersten Besuch die Siedlungen der Leprösen noch nicht aufsuchten, so erzählte mir Emmanuel doch von ihnen. Und ich spürte natürlich, dass es sein Wunsch war, dass wir für diese Menschen, die aufgrund ihrer fürchterlichen Erkrankung in seiner Heimatstadt gestrandet waren, etwas unternahmen. Er wusste allerdings so gut wie ich, dass wir nicht alles auf einmal in Angriff nehmen konnten, doch diese Lepradörfer in Ho, das versprach ich ihm damals, um die würden wir uns kümmern, wenn die Zeit dafür reif war.
    Eines Tages erhielt Emmanuel eine Anfrage für ein Brunnenprojekt in einem Dorf nicht weit von Ho. Damals hatten wir bereits einige Brunnen in Victors Heimat, in der Brong-Ahafo-Region gebaut, und ich hatte gerade einen deutschen Sponsor, der speziell ein Trinkwasserprojekt fördern wollte, und da, wie so oft, das eine zum anderen passte, sagten wir zu.
    Emmanuel fand, dass es sinnvoller sei, einen Brunnenbauer dort in der Gegend zu engagieren, als Kofi den ganzen Weg von Accra machen zu lassen. Auf diese Weise lernten wir Stanley kennen, und wieder fand ich einen wunderbaren Unterstützer unserer Sache und einen wertvollen Freund fürs Leben.
    Norbert K. Stanley Ahorlu, wie sein voller Name lautet, gehört zu den Ghanaern, die, ähnlich wie Kofi, bereits im Ausland gearbeitet haben und heute noch Kontakte in alle Welt unterhalten. Er hat Verwandte in den USA , und auch er könnte dorthin auswandern, doch er liebt sein Land und will nirgendwo anders leben. Eines Abends vertraute er mir an, dass er nach seiner Ausbildung zweimal versucht hatte, in England heimisch zu werden. Jedes Mal hielt er es nicht länger als vier bis sechs Wochen aus, dann zog es ihn wieder zurück nach Ghana. »Mein Herz schlägt hier«, gestand er mir, und ich kann ihn nur zu gut verstehen.
    Dabei hätte er mit seinen Qualifikationen und seinem Unternehmergeist, der schon fast deutsche Züge trägt, sicherlich genügend Möglichkeiten, um in Europa Fuß zu fassen. Es ist die Mentalität der Menschen – und natürlich das Wetter, das afrikanische Klima, das in Ho übrigens durch die nahen Berge im Grenzland zu Togo und dem Voltasee recht angenehm ist, die Stanley immer wieder nach Hause ziehen. Es sind die Farben und das Licht, die Gerüche und die Weite, die in Afrika einfach unvergleichlich sind.
    Es ist aber auch der Begriff von Freundschaft, der in Afrika ein besonderer ist und den Stanley gewissenhaft pflegt. Hat Stanley einen Menschen einmal in seinen Freundeskreis aufgenommen, dann kann dieser ein Leben lang auf ihn zählen. Ich gehöre zu den Glücklichen, und ich weiß, dass ich Stanley jederzeit um Hilfe bitten kann, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, so wie das Beispiel von Godwins Erkrankung ja am besten zeigt.
    Viele Menschen in Deutschland – einschließlich meiner Großeltern – tun sich schwer damit, dass eine junge Frau wie ich mit afrikanischen Männern befreundet sein kann, ohne dass da »etwas dahintersteckt«, wie meine Großmutter sich ausdrücken würde. Nachdem die Jahre vergingen und Ghana an Attraktivität für mich noch immer nichts eingebüßt hatte, fragte sie mich mehrmals: »Bettina, du hast doch dort jemanden. Uns kannst du es doch sagen. Was ist denn mit diesem Emmanuel, von dem du dauernd erzählst? Ist da etwas …?«
    Und ich geduldig: »Nein, Omi, da ist nichts. Das einzige Mal, als ich mit Emmanuel gemeinsam in einem Bett schlafen musste, weil es einfach nicht anders ging, da hat er mich im Schlaf fast k. o. geschlagen, weil er nachts immer so um sich schlägt. Das ist alles rein platonisch,

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