Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Weiße Nana / Mein Leben für Afrika

Titel: Weiße Nana / Mein Leben für Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Landgrafe
Vom Netzwerk:
Freund und Mitarbeiter an, der ähnlich wie Kofi im Baugeschäft tätig ist, allerdings mit Firmensitz in Ho, und der für uns bereits einige Aufträge übernommen hatte. Auch er gehörte seither zu unserem »harten Kern«, der mir mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn es irgendwo brennt. In dieser Nacht brannte es wirklich. Leider befand er sich aber gerade in der Nähe von Accra. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, sich auf der Stelle in sein Auto zu setzen und die fünfstündige Fahrt nach Ho in Angriff zu nehmen. Am nächsten Morgen brachte er Godwin endlich ins Krankenhaus.
    Nach vielen langwierigen Untersuchungen stellte man fest, dass seine Wirbelsäule zum Glück nichts abbekommen hatte. Warum aber hatte er sich tagelang nicht bewegen können? Durch einen Bluttest fand man heraus, dass er unter Sichelzellenanämie leidet. Seither wird er entsprechend behandelt. Er lernte schließlich auch Twi und besucht heute ein Internat in Tema in der Nähe von Accra. Endlich konnte er zeigen, was in ihm steckt. Er ist nämlich ein aufgewecktes, intelligentes Bürschlein, und inzwischen folgt er dem Unterricht problemlos.
    Ich finde, Godwin ist ein gutes Beispiel dafür, wie gute Anlagen verkümmern, wenn sie nicht gefördert werden. Und was im Gegenteil aus Kindern werden kann, wenn man ihnen eine echte Chance gibt. Mit Godwin verbindet mich viel, wir haben einander fest ins Herz geschlossen. Wenn ich einmal alt bin, das hat er mir versprochen, dann passt er auf mich auf.
    An manchen Abenden, wenn ich mit Mimie auf unserer Veranda plaudere, dann stelle ich mir vor, wie ich einmal als Hundertjährige in einem Schaukelstuhl sitzen werde und zusehe, wie Bettina die Erste gemeinsam mit Godwin Madamfo Ghana leitet. »Ach«, sage ich dann zu Mimie, »das wird schön.«
    »Du und still in einem Schaukelstuhl sitzen«, neckt sie mich, »das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«
    »Dann musst du eben auch hundert werden. Sonst kriegst du es nicht zu sehen.«
    »Was Eyram dann wohl macht?«
    »Keine Ahnung«, überlege ich, »vielleicht kocht sie für uns. Oder sie übernimmt dein Modestudio.«
    Mimie wird nachdenklich. »Wenn ich hundert bin, dann ist Eyram auch schon über siebzig.«
    »Dann ist sie selbst schon Großmutter. Und hier wimmelt es nur so von unseren Urenkeln.«
    Bei dieser Vorstellung müssen wir beide herzlich lachen.
    »Hast du dir das so vorgestellt?«, will Mimie wissen, als wir wieder ernst geworden sind, »als du damals zum ersten Mal bei uns zu Besuch warst?«
    »Klar«, antworte ich. »Ich hab dich gesehen und gewusst, mit dieser Frau werde ich einmal alt.«
     
    Eine Freundschaft wie die zwischen Mimie und mir wächst nicht über Nacht. Man muss eine Menge gemeinsam erlebt haben, und das haben wir.
    Ähnlich ist es nur mit meiner besten Freundin Elvira. Mit ihr machte ich gemeinsam die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. Das ist nun schon fünfzehn Jahre her, und seitdem ist Elli für mich ein Fels in der Brandung. Aufgrund meines Engagements in Ghana sehen wir uns manchmal Monate nicht. Und doch ist es so, als wäre ich eben erst aus der Tür gegangen, wenn wir uns dann endlich wieder gegenüber stehen. Elli hat mir schon manches Mal geholfen, über eine Trennung hinwegzukommen, und sie ist es, zu der ich zu jeder Tages- und Nachtzeit kommen kann.
    Es sind nicht immer nur die schwierigen Zeiten, die einen zusammenschweißen, auch die schönen Erlebnisse gehören dazu. So wie Eyrams Geburt. Wir hatten so viel Spaß miteinander, während Mimie mit Eyram schwanger war. Mimie hatte einen riesigen Bauch und sah wirklich zum Fürchten aus, und wir dachten schon, da ist mehr drin als nur ein Baby.
    »Bist du sicher«, neckte ich sie oft, »dass es nur ein Kind ist?«
    So machten wir unsere Späße die ganze Zeit über. Es waren wirklich glückliche Wochen und Monate für uns beide, auch wenn es in Afrika, selbst in einer großen Stadt wie Accra, nach wie vor nicht ganz ungefährlich ist, ein Kind zu bekommen.
    Wir lachten uns noch halb kaputt, als Mimie ins Krankenhaus musste. Ich weiß noch, wie der Taxifahrer ungläubig in den Rückspiegel sah und seine seltsame Fracht beobachtete: eine weiße Frau und eine hochschwangere Schwarze. Das war nicht unbedingt das Paar, das er sonst zu einer Entbindung fuhr.
    Im Krankenhaus fragte ein Arzt, ob das Baby schwarz oder weiß sein würde. Was für eine bescheuerte Frage! Mimie antwortete: »Schwarz.« Aber ich fügte hinzu: »Bist du sicher?«
    Obwohl Mimie bereits

Weitere Kostenlose Bücher