Weiße Nana / Mein Leben für Afrika
kann. Manchmal träumt sie auch davon, später einmal ein eigenes Restaurant aufzumachen, denn sie kocht so unglaublich gut und leidenschaftlich gern.
Wir sind uns ähnlich und doch auch wieder sehr unterschiedlich. Während mir zum Beispiel das Herz stets auf der Zunge liegt und ich über das, was mich bewegt, sofort reden muss, macht Mimie Probleme lieber allein mit sich aus. Ich spüre in solchen Momenten deutlich, dass sie etwas beschäftigt, und ein halbes Jahr später erzählt sie mir dann: »Damals hatte ich das und das.« Die Menschen sind nun mal verschieden. Aber was zählt, ist die tiefe Verbundenheit, die wir mit bestimmten Menschen teilen. Und die ist es, die das Leben erst wirklich lebenswert macht.
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Kapitel 9
Wir gründen einen Verein
M anche Menschen mögen es kaum glauben, aber es ist mir bis heute gelungen, unsere Organisation klein, wendig und so kostenneutral wie möglich zu erhalten. Mein Name steht für mein Engagement und mit ihm meine Person. Große Organisationen waren mir schon immer suspekt, und während meiner Arbeit konnte ich feststellen, dass es den meisten Menschen ebenso ging.
»Bei denen weiß man ja gar nicht, wo das Geld landet«, bekomme ich oft zu hören, »aber bei Ihnen wissen wir, was damit geschieht. Das finden wir gut.«
Immer wieder rieten mir Freunde, ich solle einen Verein gründen. Lange Zeit war ich einfach viel zu beschäftigt, doch im Jahr 2006 nahm ich das endlich in Angriff. Denn das Ganze musste auf einer klaren und nachvollziehbaren Basis stehen, die Spender wollten Quittungen für ihre Zuwendungen haben, und so wurde der Verein »Madamfo Ghana – Ghana-Projekt von Bettina Landgrafe e.V.« ins Leben gerufen und 2007 offiziell beim Landgericht eingetragen. »Madamfo« heißt übrigens »Freund« in der ghanaischen Sprache Twi, also sind wir alle »Freunde Ghanas«.
Als die sieben notwendigen Gründungsmitglieder fungierten meine Großeltern, weitere Verwandte und Freunde. Mehr Vereinsmitglieder gibt es bis heute nicht, und so soll es auch bleiben. Denn um ein Madamfo zu sein, also ein Freund, braucht man keine Mitgliedschaft. Beim Amtsgericht setzte ich durch, dass ich in Deutschland allein eine Bankvollmacht besitze. Es war mir wichtig, dass bei eventuellen Unregelmäßigkeiten eine einzige Person dafür gerade steht, nämlich ich, und nicht »die Organisation«.
Es ist nicht einfach, stets mit einem Bein in Afrika und mit dem anderen in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Manchmal wache ich morgens auf und weiß im ersten Augenblick nicht, bin ich in Ghana oder in Hagen? Das passiert häufig mitten in der Nacht, und oft fällt mir etwas ein, das ich unbedingt sofort mit Emmanuel besprechen muss. Dann rufe ich ihn auf der Stelle an, und auch er macht es umgekehrt so, wenn es mal brennt. Meine inneren Leitungen laufen immer auf vollen Touren, ob ich schlafe oder wache. Madamfo Ghana und unsere Projekte stehen bei mir an allererster Stelle.
Ich bin heute noch dankbar und staune, wie reibungslos alles von Anfang an geklappt hat. Nicht, dass es einfach gewesen wäre, aber glücklicherweise fügte sich immer eins ins andere. Meine Erfahrung ist: Hat man eine klare Vision von dem, was man erreichen will, dann muss man einfach nur auf dem Weg voranschreiten, der einen von dem Erreichten trennt.
Da ich bis zuletzt daran festhielt, dass Spendengelder nur für Projekte auszugeben sind, habe ich noch bis zum Sommer 2010 als Krankenschwester gearbeitet. Bis ich einsehen musste, dass dies mit meinem vollen Engagement für meine Arbeit in Ghana nicht mehr zu vereinbaren war. Ich wollte keine halben Sachen machen. Und letztendlich hat mein Tag auch nur vierundzwanzig Stunden.
Ich hatte großen Respekt davor, diesen Schritt zu tun, einen »sicheren« Job aufzugeben und mich ganz den Menschen in Ghana zu widmen. Was, wenn ich einmal krank werde? Wenn es eines Tages aus irgendwelchen Gründen Madamfo Ghana nicht mehr geben sollte? Aber dieser Schritt entsprach auf der anderen Seite einem so starken inneren Wunsch, denn ich kann auf diese Weise Menschen helfen, die ohne mich und Madamfo Ghana keine Chance hätten.
»Du nützt viel mehr«, sagten mir alle, die meine Arbeit kennen und unterstützen, »wenn du deine Arbeit ganz in den Dienst von Madamfo Ghana stellst. Die Arbeit als Krankenschwester kann jemand anderes machen. Deine Arbeit für Ghana nicht.«
Dazu kam, dass ich mich dazu entschlossen hatte, neben meiner Arbeit und dem Engagement für Ghana
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