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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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einem Nicken. Er bot ihr ein frisches, noch warmes Haferplätzchen an. »Davor war er auf der Halbinsel und der Universität.«
    »Lord Dunevin hat gegen Napoleon gekämpft?«
    Eleanor wusste von einigen Männern, dass sie ins Ausland gegangen waren, um Kriegsdienst zu leisten - Robert Edenhall, der jetzige Duke of Devonbrook, und Bartholomew Tolley - alles Freunde ihres Bruders Christian, die sie seit ihrer Kindheit kannte. Sie fragte sich, ob einer von ihnen mit Lord Dunevin bekannt war.
    »Aye, der Laird war der wildeste Soldat, den ich jemals gesehen habe«, fuhr Donald fort. »Wir waren zusammen in Corunna. Drei Pferde sind unter dem Mann zusammengebrochen, aber er hat sich nie geschlagen gegeben, ’s war, als könnten ihm die Schüsse des Feindes nichts anhaben. Es war ein Verlust fürs Regiment, als er den Dienst quittiert hat.«
    »War er verwundet?«
    »O nein, Mädchen. Er wurde nach Trelay gerufen, nachdem sein Bruder Malcolm plötzlich und unerwartet verstorben war und der Besitz und der Titel auf ihn überging. Die MacFeaghs gehören zu den ältesten Clans von allen. Der letzte direkte Abkömmling der MacFeaghs kann sein Leben nicht im Krieg gegen die Franzosen aufs Spiel setzen. Lord Dunevin hat Pflichten gegenüber dem Clan und den Leuten dieser Insel, deshalb kam er heim, heiratete Lady Dunevin und blieb hier.
    Dann wurde die Kleine geboren und alles war gut, bis ...«
    In diesem Moment kamen Donald der Jüngere und Juliana herein. Eleanor fragte sich, was Donald noch hätte sagen wollen, aber sie hielt es für besser, die Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen.
    Mit einem warmen Lächeln wandte sie sich zu Juliana, deren Wangen vom beißenden Wind gerötet waren. Ihr dunkles Haar war vom Wind zerzaust und die Augen wirkten lebendig und wach.
    »Jetzt haben wir Ihnen aber schon zu viele Umstände gemacht«, meinte Eleanor und stand auf. »Es wird höchste Zeit, dass wir nach Dunevin zurückgehen. Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.«
    »Soll der junge Donald Sie begleiten?«, fragte MacNeill. »Es ist schon spät.«
    Eleanor schüttelte den Kopf und legte ihren Umhang um. »Ich denke, wir finden den Weg, aber danke für das freundliche Angebot.«
    Donald und Seona standen Arm in Arm vor dem Haus, während sie die Gäste verabschiedeten und sie einluden, jederzeit wieder bei ihnen vorbeizuschauen, was, wie Eleanor vermutete, bestimmt öfter Vorkommen würde. Es hatte ihr in dem einfachen Haus sehr gut gefallen. Die MacNeills waren gutherzige, liebe Menschen und eine der wenigen Familien, die Englisch so gut sprachen wie das Gälische.
    Der Himmel wurde bereits dunkel, obwohl es noch Nachmittag war. Eleanor und Juliana hatten gerade den ersten Anstieg hinter sich, als Donald der Jüngere sie einholte und einen Holzeimer schwang.
    »Ma schickt mich, frische Milch fürs Abendessen zu holen. Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, geh ich ein Stück mit Ihnen. Wir haben denselben Weg.«
    Eleanor nickte lächelnd, dann drehte sie sich um und winkte Donald, der noch immer in der Tür des Cottages stand, dankend zu.
    Donald der Jüngere war fünfzehn und schon jetzt größer als sein Vater, der sein rotes Haar weitervererbt hatte. Seine langen Arme waren durch die schwere Arbeit auf dem Hof sehr muskulös. Er war ein heller Junge, kannte jeden Orientierungspunkt auf dem Weg und wies auf einige Besonderheiten hin. Dabei erzählte er die Legenden, die sich hier um jeden unscheinbar aussehenden Felsen oder Baum rankten.
    »Da drüben«, sagte er und deutete auf einen großen runden Findling, der auf der Weide geradezu fehl am Platze wirkte, »’s heißt, der große Fingal selbst hat den Stein von Eire hierher geworfen. An diesem Stein haben die Männer ihre Kraft erprobt, aber nur wenige konnten ihn bewegen, und heute kann das ganz bestimmt keiner. Und das«, fuhr er fort und zeigte auf etwas, was aussah wie eine kleine Nische im Berg, »das ist eines der Verstecke der MacFeaghs.«
    »Eines von mehreren?«, hakte Eleanor nach.
    »Aye. Man erzählt sich, dass der letzte große MacFeagh - Malcolm MacFeagh, aber nicht der Bruder des Laird, sondern ein anderer - von den feindlichen Macleans gejagt wurde. Sie hetzten ihn von einem Ort zum anderen und schließlich erwischten sie ihn und seinen großen schwarzen Hund in einer Höhle. Es gab wie heute noch zwei Eingänge, an einem stand Malcolm mit seinem mächtigen Langschwert, den anderen bewachte der Hund, aber die Macleans erschossen ihn mit einem Pfeil durch ein

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