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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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Loch in der Höhlendecke. Seither haben die MacFeagh nicht mehr die Herrschaft über die drei Inseln - sie wurden hierher ins Exil geschickt.«
    »Aber wieso wollten die Macleans den MacFeagh Böses antun?«
    Der junge Donald zuckte mit den Schultern. »Ach, zwischen den Familien herrschte seit Generationen eine Fehde und wie meistens bei solchen langen Feindschaften weiß man den eigentlichen Grund nicht mehr.«
    Eleanor dachte an den Schuster in Oban, Seamus Maclean, und an die Feindseligkeit zwischen ihm und Lord Dunevin. Sie fragte sich, ob diese Streitlust ein Überbleibsel der uralten Fehde war.
    Während Donald erzählte, molk er die schwarze Kuh, die still auf der Wiese stand und graste. Sein Eimer war schon fast voll. Nachdem er seine Arbeit erledigt hatte, gingen sie in Richtung Küste, unterhielten sich über die alten Clans, Familienstreitigkeiten und anderes. Die Sonne war schon fast hinter den westlichen Bergen versunken, und der Dunst, der die Insel ständig zu umschweben schien, rollte langsam herein und verschleierte die Landschaft. Genau an der Stelle, an der die Wiese in sandige Dünen überging, erhob sich ein kegelförmiger Hügel, fast so hoch, wie Eleanor groß war. Er musste von Menschenhand gemacht worden sein, da er eine so perfekte Form hatte.
    »Was ist das?«, fragte Eleanor und blieb stehen, während Donald direkt darauf zuging.
    »Oh, das ist nur ein sithan«, erwiderte er, als wäre es so etwas Gewöhnliches wie eine Hecke in England.
    Eleanor wartete auf nähere Erklärungen, die unweigerlich folgen würden. Ihr blieb der Mund vor Staunen offen stehen, als der junge Donald sagte: »Sehen Sie mir zu«, und einen großen Teil der Milch in die kleine Kuhle schüttete, die sich auf dem Hügel befand.
    Er goss, bis die Milch in der Kuhle beinahe überfloss, dann sah er zu, wie sie in der Erde versickerte. Er drehte sich zu Eleanor um und sagte ganz beiläufig: »Das ist für die sith.«
    Sie schaute ihn verständnislos an. »Sith?« Mehr brachte sie nicht heraus.
    »Aye, >das friedliche Volk<. Sie leben in diesen kleinen Hügeln. Wir von der Insel nennen sie >Feen-Freunde<. Wenn man dem kleinen Volk etwas von der frisch gemolkenen Milch schenkt, wenden sie Unheil von einem ab, das ist seit Urzeiten bekannt. Sie machen die Wiesen so grün, damit die Kühe genug zu fressen haben und wir uns an der Milch laben können, ’s ist nur gerecht, wenn wir ihnen was davon zurückgeben.«
    Wenn Eleanor dieses Gespräch vor wenigen Wochen in einem der zahllosen Londoner Ballsäle geführt hätte, wäre sie überzeugt gewesen, dass der Junge eigentlich nach Bedlam in die Irrenanstalt gehörte. Das friedliche Volk? Die Feen-Freunde? Aber hier an der Küste der felsigen, von Nebel umwaberten Insel, auf der das Geheimnisvolle so sehr zum Leben gehörte wie das menschliche Wissen, konnte sie sich dem Aberglauben nicht gänzlich verschließen.
    Als sie sich von dem jungen Donald und seinem halb vollen Milcheimer verabschiedeten und weitergingen, ertappte sich Eleanor dabei, wie sie einen Blick zurück auf den grasbewachsenen Hügel warf, um zu sehen, ob dort etwas Eigenartiges geschah oder auftauchte.
    Zum Beispiel eine winzige Gestalt.
    Auf dem Weg zum Schloss wurde es immer dunkler, der Nebel verdichtete sich, und es war schwierig zu erkennen, ob sie noch in die richtige Richtung gingen. Juliana drängte sich nah an Eleanor, und ihre kleine Hand tastete nach ihrer, als sie über die vom Nebel und dem Gischt der beginnenden Flut rutschigen Steine gingen.
    Eleanor bemühte sich, Julianas wachsenden Ängste zu beschwichtigen, indem sie über die unglaublichen Geschichten sprach, die ihnen der junge Donald erzählt hatte. Und die ganze Zeit betete sie stumm, dass der nächste Hügel der sein würde, auf dem sie sich beim Aufbruch noch einmal umgedreht hatte, um sich das Schloss anzusehen.
    Allerdings war sie nicht übermäßig besorgt, denn sie wusste, dass sie irgendwann, auch wenn sie die falsche Richtung eingeschlagen hatten, zu einem der Pächter-Cottages kommen würden.
    Und die Pächter würden ihnen gern Obdach bis zum nächsten Morgen bieten.
    Sie mussten auf einen zerklüfteten Felsen klettern, um ihren Kurs fortzusetzen, und Eleanor stützte Juliana von unten.
    Dann hielt sie sich an dem rauen Granit fest, zog sich hoch und suchte Halt für ihre Füße.
    Juliana stand, von Nebelfetzen umwirbelt, wenige Meter über ihr, schaute aufs Meer und die auf die Felsen rollenen Wellen. Als Eleanor sie

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