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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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der, als hätte er ihre Unterhaltung verstanden, auf den Rücken rollte und alle viere von sich streckte. Gabriel kraulte ihn am Bauch und lächelte, als ein Bein im Reflex zuckte. »Es war der einzige Name, auf den er gehört hat, nach-
    dem ich etliche andere, erlauchtere, ausprobiert hatte.«
    Er schaute auf und erstarrte. Ihre Augen blitzten im Sonnenlicht. Sein Puls raste.
    »Würden Sie mir eine Seite vorlesen und sie ins Englische übersetzen, damit ich eine Ahnung vom Fluss und Klang der Worte bekomme?«
    Gabriel nickte. »Schön. Schlagen Sie eine Seite auf.«
    Sie blätterte und überflog einige Seiten, bevor sie sich für eine entschied. Sie legte das Buch auf den Tisch zwischen ihnen, so dass sie beide lesen konnten, er laut und sie konnte gleichzeitig den Zeiten folgen.
    Ihre Köpfe waren dicht beisammen, als Gabriel das Gedicht las, das sie ausgesucht hatte - ersische Verse mit dem Titel »Aisling air Dhreach Mna«. »Vision von einer Fee«.
    Während er den lyrischen Text rezitierte, neigte sie den Kopf tiefer, als wollte sie die Worte in sich aufsaugen. Gabriel war betört von ihrem Duft, diesem exotischen Parfüm, das ihm schon einmal fast alle Sinne geraubt hatte. Bald sagte Gabriel das Gedicht aus dem Gedächtnis auf, statt es abzulesen, und betrachtete dabei Eleanors Gesicht, ihre wissbegierigen Augen, ihre vollen Lippen, die entzückenden Locken. Als er fertig war, wiederholte er die Verse in Englisch:
    Nenn uns einige Reize der Sterne ...
    Sanft und hell wie der Schnee in den Bergen;
    Zwei Brüste, die sich heben und senken
    Und denen die Herzen der Helden zufliegen.
    Ihre Lippen sind röter als die Rose;
    Zart und melodisch ist ihre Stimme;
    Sie sind weiß wie der Schaum, der sie umgibt;
    Mit gespreizten Händen Entfalten sie ihre Schönheit im Frühling...
    Und ihre Augen strahlen wie der Sonnenschein ...
    Als er geendet hatte, beobachtete er schweigend, wie sie langsam den Blick hob, um seinem zu begegnen.
    Die Luft um sie herum begann zu knistern. Sie waren sich sehr nahe und sahen sich in die Augen; sein Atem berührte den ihren. In diesem Augenblick war ihm klar, was sie tun würde. Und er wusste auch, dass er es zulassen würde.
    Gabriel rührte sich nicht, als sich Eleanor zu ihm neigte und seine Lippen sanft mit ihren berührte.
    Er schloss die Augen. Ihr Mund lag ganz leicht auf seinem - es war der Mund eines jungen Mädchens, das noch nie geküsst hatte und noch nie geküsst wurde. Gabriel hob ihr Kinn ganz zart mit den Fingerspitzen an und vertiefte den Kuss, versank in ihrer Wärme und Sanftheit.
    Sie beantwortete seine Berührung wie eine Frau und öffnete sich; sie machte ihm ihre Unschuld zum Geschenk.
    Zu viele Jahre im emotionalen Exil, in denen er von der Welt gefürchtet, geschmäht und verfolgt wurde, schmolzen zu diesem einen strahlenden Moment grenzenloser Freiheit zusammen. Diese
    Frau, dieses unglaubliche Geschöpf, hatte nicht einen einzigen Moment lang wie alle anderen ein Ungeheuer in ihm gesehen. In ihrer Nähe konnte Gabriel zum ersten Mal in seinem Leben wirklich die dunkle Vergangenheit und das finstere Vermächtnis seiner Familie vergessen und einfach leben.
    Aber das Vergessen durfte nur so lange dauern wie der Kuss. Dieses Wissen veranlasste Gabriel dazu, sich zurückzuziehen.
    Er spürte, wie augenblicklich die Wärme aus ihm wich. Er betrachtete ihr süßes Gesicht, als sie noch zwischen Traum und Wirklichkeit schwebte, die Augen geschlossen und die Lippen noch feucht von ihrem Kuss. Langsam öffneten sich ihre Lider, und sie sah ihn wordos an - sie wollte den Augenblick, den sie geteilt hatten, nicht zerstören.
    Er nannte zum ersten Mal ganz leise ihren vollen Namen. »Eleanor...«
    Es traf sie wie ein eisiger Schock, sie blinzelte erschrocken, als es sie plötzlich auf die Füße und weg von ihm drängte. Sie war so bestürzt, dass sie gar nicht realisierte, dass er nicht »Nell«, sondern ihren echten Namen geflüstert hatte.
    »Mylord, es tut mir Leid.« Sie presste die Hand auf ihren Mund, dann stammelte sie: »Ich ... ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.« Sie wirbelte herum und hätte in der Eile, von ihm wegzukommen, beinahe den Stuhl umgeworfen. »Bitte verzeihen Sie mir.«
    Gabriel schüttelte den Kopf und wollte ihr sagen, dass sie sich nicht zu entschuldigen brauchte, dass sie nichts Falsches getan hatte, sondern etwas, was sich richtig und gut angefühlt hatte, aber sie stürmte bereits davon.
    Er hätte sie am liebsten zurückgerufen,

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