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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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geklappt.«
    »Soll das heißen, Sie haben sich die lateinische Sprache selbst beigebracht?«
    »Na ja, zum großen Teil, obwohl ich den Vorteil hatte, dass mein Bru...« Sie hielt inne. »Wenigen Ladys wird der Unterricht in so einer maskulinen Sprache gestattet, Mylord. Aus unerfindlichen Gründen werden nur Englisch und Französisch als schicklich für eine Dame erachtet. Aber ich lie-be es, die Geschichte zu studieren, und so viele historische Ereignisse sind nur in Latein aufgezeichnet, deshalb wollte ich es unbedingt lernen.«
    Sie war wahrhaftig das bemerkenswerteste Geschöpf, dem er jemals begegnet war. »Aber ich fürchte, Sie werden herausfinden, dass Gälisch nicht ganz so leicht zugänglich ist. Es ist eine Sprache, die man mit dem Ohr lernt, nicht nur mit den Augen.«
    »Oh, ich verstehe.« Sie dachte nach. »Vielleicht ...?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre wahrscheinlich nicht passend.«
    »Was wollten Sie sagen, Miss Harte?«
    Sie zögerte, aber dann antwortete sie doch: »Ich wollte fragen, ob Sie möglicherweise bereit wären, mich mit dem Gälischen vertraut zu machen, mir zumindest, was Aussprache und Konjugationen betrifft, auf die Sprünge zu helfen, vielleicht bin ich dann in der Lage, mir den Rest selbst anzueignen. Ich möchte wenigstens das Nötigste verstehen. Aber Sie sind ein viel beschäftigter Mann mit viel bedeutenderen Aufgaben, als meine Wissenslücken zu füllen.«
    Ihr Vorschlag reizte ihn, zum Teil wegen ihrer Wissbegier und Begeisterung, die den meisten Ladys fehlten, aber hauptsächlich weil er selbst die Sprache seiner Ahnen so sehr liebte und tiefes Bedauern darüber empfand, dass nach der Niederlage von ’45 und dem anschließenden Verbot der Sprache das Gälische allmählich der Vergessenheit anheim fiel.
    Gabriel stand auf und bedeutete Miss Harte, von der Leiter herunterzukommen. Er nahm ihr das Buch aus den Händen - eine Sammlung alter und moderner gälischer Gedichte und Lieder -und blätterte die Seiten durch.
    »Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir. Ich habe nicht so viel zu arbeiten, dass ich mich nicht für eine kleine Weile an der Poesie erfreuen könnte.«
    Sie strahlte, als er ihr mit einer Geste anbot, auf einem der beiden Stühle am Fenster Platz zu nehmen.
    »Im Gegensatz zum Englischen wird in der gälischen Sprache«, erklärte er, »ein und derselbe Konsonant nicht immer gleich ausgesprochen -der Laut hängt ganz davon ab, welche Position der Buchstabe in einem Wort einnimmt. Wenn Sie also Gälisch lernen wollen, müssen Sie ziemlich viel von dem vergessen, was man Ihnen jemals über Englisch beigebracht hat.«
    Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Ihre Augen leuchteten hell vor Begeisterung und verliehen ihrem hübschen Gesicht eine bezaubernde Lebhaftigkeit. Plötzlich war er ganz gefangen genommen.
    »Zum Beispiel«, fuhr er fort, »der Buchstabe B. Wenn er am Anfang eines Wortes steht, klingt es wie das englische B.« Er sah sie an. »Wie in dem Wort >beautiful<.«
    Ihre Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, und es kam beiden so vor, als würde die Zeit still stehen. Mit einem Mal wurde es beträchtlich wärmer im Zimmer und das hatte nichts mit dem lodernden Feuer im Kamin zu tun. Widerstrebend riss sich Gabriel von den smaragdgrünen Meeren in ihren Augen los.
    »Wenn das B in der Mitte des Wortes steht, wird es wie ein P ausgesprochen. Um alles noch viel komplizierter zu machen, gibt es in gälischen Worten oft die Buchstabenverbindung BH. Sie haben den Klang von einem englischen V oder W wie in dem Wort leabhar.«
    »Ly-orr«, wiederholte Eleanor gekonnt. »Das ist ein hübsches Wort. Was bedeutet es?«
    »Buch«, sagte Gabriel und reichte ihr das Buch.
    Sie lächelte. »Cudu«, sagte sie und schaute zu dem Hund, der auf dem Teppich schlief. »Ist das auch ein gälisches Wort?«
    Gabriel nickte. »Es ist abgeleitet von Cu-dubh.«
    »Das ist bestimmt der Name eines großen antiken Helden wie Fingal oder cu Chulainn, stimmt’s?«
    »Leider ist es nichts so Romantisches«, erwiderte er. »Es heißt ganz schlicht >schwarzer Hund<.«
    Sie lachte. Ein so perlender, fröhlicher Laut hatte schon lange nicht mehr in diesem altehrwürdigen Gemäuer widergehallt. Die Melodie dieses Lachens war verführerischer als alles, was Gabriel jemals gehört hatte.
    »Sie machen Scherze, Mylord. Sie wollen mich auf den Arm nehmen.«
    Er sah sie an.
    »Guter Gott, das war kein Scherz, wie?«
    Gabriel schüttelte den Kopf und betrachtete den Hund,

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