Weiße Nebel der Begierde
Juliana bei Gericht zu beantragen, wenn ich sie nicht freiwillig in ihre Obhut gebe. Sie tun das nicht aus Sorge um das Kind. Georgiana hat Juliana ein beträchtliches Erbe hinterlassen, über das sie verfügen kann, wenn sie volljährig ist. Ich habe Georgiana lange vor ihrem Tod versprochen, dass ich unsere Tochter niemals ihrer Familie überlasse, falls ihr jemals etwas passieren sollte. Georgiana wurde als Kind misshandelt, und sie fürchtete ständig, dass Juliana dasselbe Schicksal bevorstehen könnte - es war fast, als hätte sie geahnt, dass sie eines Tages nicht mehr hier sein würde, um auf ihre kleine Tochter aufzupassen.«
»Können sie Ihnen Juliana denn wegnehmen?«, fragte Eleanor.
»Ich habe mit meinem Anwalt korrespondiert, und er glaubt nicht, dass die Krone die Rechte eines Vaters beschneidet, aber es besteht die Möglichkeit, dass mich Georgianas Familie des Mordes bezichtigt. Angesichts des fragwürdigen Rufs meiner Familie und der Tatsache, dass Juliana nicht spricht, kann mir mein Anwalt nicht garantieren, dass ein solches Verfahren gut für mich ausgeht. Man wird behaupten, ich hätte sie in irgendeiner Weise misshandelt oder bedroht, um sie vom Reden abzuhalten. Sie würden alles ins Feld führen, nur um ihre Habgier zu befriedigen. Sie könnten rigorose Maßnahmen ergreifen, um sie zu zwingen, gegen mich auszusagen. Zumindest würde ein so ungeheuerlicher Skandal entstehen, wie ihn noch kein Aristokrat erlebt hat, und das würde Julianas Chancen auf eine glückliche, gesicherte Zukunft ruinieren.«
Eleanor schüttelte den Kopf. »Skandal. Verdammt seien alle Skandale.«
»Nicht zuletzt aus diesem Grund habe ich eine Gouvernante gesucht und Sie eingestellt. Ich hatte gehofft, dass ich Georgianas Familie lange genug hinhalten kann, um Juliana gut zu verheiraten, wenn ich dafür sorge, dass sie gut erzogen wird.« Höhnisch fügte er hinzu: »Als ob die Tatsache, dass sie nicht spricht, nicht genügen würde, jeden akzeptablen Mann abzuschrecken.«
Während er sich seine Sorgen, die er viel zu lange für sich behalten hatte, von der Seele redete, wurde eines, was Gabriel augenscheinlich nicht zur Kenntnis nehmen wollte, für Eleanor ganz offensichtlich
Gleichgültig, wie sehr er sich auch das Gegenteil einredete, Gabriel liebte seine Tochter mit jeder Faser seines Herzens. Kein Mann würde sich um jemanden, dem er keine Zuneigung entgegenbrachte, solche Gedanken machen und eine derartige Last auf sich nehmen.
Und Eleanor wurde auch klar, dass er sie aus Angst um sie zurückgewiesen hatte, als sie ihm am gestrigen Abend ihre Liebe gestanden hatte. Genau davor fürchtete er sich - vor diesen drei kleinen Worten. Er schien überzeugt zu sein, dass jemand, der diese Worte aussprach und sich zur Liebe zu ihm bekannte, den Zorn der Dämonen auf ihn und die Seinen lenken würde.
Mit einem Mal flammte neue, unbezähmbare Hoffnung in Eleanor auf - und ihr drängte sich die perfekte, folgerichtige Lösung all dieser Probleme auf.
Sie sah Gabriel an und sprach das aus, was ihr beinahe das Herz zerriss: »So wie ich es sehe, haben Sie nur eine Möglichkeit, das Unheil abzuwenden. Sie müssen mich heiraten, Gabriel.«
Kapitel fünfzehn
Gabriel starrte Eleanor an, als wäre er jetzt felsenfest davon überzeugt, dass sie verrückt geworden sei.
»Wie war das?«
Eleanor hielt seinem Blick stand. »Ich glaube, ich habe Ihnen gerade einen Heiratsantrag gemacht.« Sie schwieg einen Moment, als müsste sie erst selbst begreifen, was sie getan hatte. »Aber wenn man genauer darüber nachdenkt, dann wäre das wirklich die beste Möglichkeit, Sie aus Ihrer Zwangslage zu befreien. Wenn Sie eine Frau hätten und Juliana eine Mutter, dann hätte Georgianas Familie mit einer Klage keine Chancen. Sie haben selbst gesagt, dass Juliana eine Mutter braucht. Und Sie wissen, wie sehr ich sie mag; sie bedeutet mir alles, und sicher haben Sie beobachtet, wie sie auf mich reagiert und welche Fortschritte sie macht.«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Natürlich habe ich das gesehen, aber haben Sie mir nicht zugehört, als ich Ihnen von der Geschichte meiner Familie erzählt habe? Haben Sie nicht verstanden, dass die Mitglieder meiner Familie seit Jahrhunderten eines unnatürlichen, frühzeitigen Todes sterben?«
Eleanor gab sich nicht geschlagen. »Doch, Gabriel, ich habe jedes Wort verstanden, aber ich habe mich entschlossen, mich nicht von alldem beherrschen zu lassen. Sie haben diese fürchterliche Pergamentrolle
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