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Weiße Nebel der Begierde

Titel: Weiße Nebel der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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geschrieben, dass Sie Zuneigung zu Ihrem Mann empfinden.«
    Eleanor erhob sich, weil sie spürte, dass es Zeit war, sich zu verabschieden. »Ich danke Ihnen, Lady Herrick, dass Sie sich die Zeit genommen haben, so offen mit mir zu sprechen.« Sie bot ihr die Hand an. »Ich stehe in Ihrer Schuld.«
    »Und ich in Ihrer.«
    Sie gingen zur Tür.
    »Lady Dunevin, ich frage mich, ob ich Ihnen einen Rat geben darf.«
    Eleanor nickte.
    »Beurteilen Sie die Handlungsweise Ihrer Mut-ter und Ihres Bruders nicht zu streng. Sie haben nur das getan, was sie unter diesen äußerst schwierigen Umständen für das Beste für Sie hielten. Frances ist bereits genug gestraft durch all die Vorkommnisse. Trotz allem, was zwischen uns vorgefallen ist, würde ich sehr bedauern, wenn sie noch mehr leiden müsste.«
    Eleanor sah sie an. »Danke, Mylady. Gewiss wüsste es meine Mutter zu schätzen, wenn sie erführe, wie sehr Sie um sie besorgt sind.«
    Die Countess nickte und ein wehmütiger Ausdruck schimmerte in ihren Augen. »Aber wie wir beide wissen, darf das nicht sein. Einige Wunden müssen in Ruhe heilen.«
    Nachdem sie sich von der Countess verabschiedet hatte, nahm Eleanor ihre Sachen vom Butler entgegen, der einen Lakaien beauftragte, eine Droschke für sie zu rufen.
    Eleanors erster Gedanke war, nach Hause zu fahren und mit Gabriel und den Mädchen einen ruhigen Nachmittag zu genießen. Sie sehnte sich nach Geborgenheit und dem Glück, das sie in ihrer neuen Familie gefunden hatte. Aber als sie in die Kutsche stieg und sich setzte, wurde ihr bewusst, dass sie erst noch woanders Halt machen musste.
    »Wohin, Mylady?«, fragte der Kutscher.
    »Zum Hyde Park, bitte.«
    Frances, Lady Knighton, war eine Frau mit festen Gewohnheiten. Jeden Tag hielt sie strikt dasselbe Ritual ein.
    Sie wachte jeden Morgen um fünf Uhr auf, wusch ihr Gesicht mit Lavendelseife und kaltem Wasser, ehe sie um Punkt sechs ein getoastetes Brot und Tee zum Frühstück nahm.
    Sie gab Milch, keine Sahne in ihren Tee, nahm keinen Zucker, und sie bevorzugte Erdbeermarmelade auf ihren Toast, obwohl sie sich hin und wieder auch für Stachelbeergelee entschied.
    Nach dem Frühstück las sie eine Stunde im Salon, und wenn es das Wetter erlaubte, ging sie jeden Donnerstag um zehn Uhr, wenn die feine Gesellschaft von London noch in den Federn lag, zu Fuß zum Stanhope Gate, das in den Hyde Park führte.
    Sie setzte sich immer auf den gleichen Platz -auf die dritte Bank rechts vom Eingang, gleich neben dem »Lover’s Path«, einem Weg, der hinter einer riesigen Eiche versteckt war. Lady Knighton verbrachte etwa eine Stunde damit, die Vögel und Eichhörnchen mit Botkrumen zu füttern, während die Stadt um sie herum erwachte und die Sonne hoch zum Himmel aufstieg.
    Heute war es kälter als in den letzten Tagen, und der Wind war ziemlich frisch, deshalb hatte Frances ein dunkelrot, grün, schwarz und weiß kariertes Plaid bei sich, das sie sich über die Beine legen konnte, wenn sie auf der Bank saß. Es war eine dicke Wolldecke, die eine Pächterin von Skynegal, dem Landgut ihres Sohnes Christian und seiner Frau Grace in den Highlands, gewoben hatte. Die Decke war ein hübsches Stück.
    Frances kam seit zwanzig Jahren in den Park, wann immer sie sich in London aufhielt. Es war ein stilles Eckchen abseits von den großen Promenaden, und Frances hatte hier immer Frieden, einen Trost gefunden, den nur Menschen bekamen, die wirklich eins mit der Natur waren. Der Wind säuselte leise, die Vögel zwitscherten in den Baumwipfeln wie immer, aber heute stellte sich die friedliche Stimmung nicht ein, denn Frances war in Gedanken nur mit ihrer Tochter Eleanor beschäftigt.
    Frances beobachtete ein Eichhörnchen, das die Brotstückchen zu ihren Füßen aufsammelte. Sie wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen und all die Verfehlungen, die sie Vor Jahren begangen hatte, ungeschehen machen. Damals war sie so jung gewesen, so töricht und hatte den Kopf voller Flausen gehabt.
    Die Gefühle, die sie für William empfunden hatte, waren ihr so bedeutsam, so lebenswichtig erschienen, doch heute wusste sie, dass sie niemals eine gemeinsame Zukunft hätten haben können; und ihre Liebesaffäre hatte dem Feuer des jugendlichen Trotzes nur noch mehr Nahrung gegeben.
    Frances’ Eltern hätten es niemals gewagt, den Erben des Duke of Westover zurückzuweisen, auch wenn sie sie noch so sehr angefleht hätte. Christopher wusste, dass ihr Herz einem anderen gehörte, aber er glaubte allen

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