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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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In einer Nische hing das Porträt eines französischen Heiligen, St. Jean-Marie Vianney. Von diesem Heiligen hatte Jennifer in der Schule gehört. Er hatte Kraft gefunden, indem er auf Nahrung und Schlaf verzichtete. Er konnte Kranke heilen, vor allem Kinder. Jean. Sie drehte sich zu dem großen Kreuz um, das hinter dem Altar hing. Transom: der Querbalken eines Kreuzes … oder Galgens.
    Also kann ich ins Leben zurückkehren. Oder ich kann sterben.«Ren schloss die Datei. Das war Jeans Therapie. Ein in der dritten Person geschriebener Brief an einen Psychiater, der ihr helfen sollte, alles durchzustehen. Jean Transom war Jennifer Mayer, das hübsche kleine Mädchen, das zusammen mit ihrer Freundin Ruth Sleight entführt und drei Wochen lang an einem Ort festgehalten worden war, wo man sie eigentlich hätte entdecken müssen.
    Ren rief Paul Louderback an.
    Dann las sie die letzte Zeile des Briefes noch einmal: Also kann ich ins Leben zurückkehren. Oder ich kann sterben.
    Auf Jean Marie Transom traf beides zu.

64.
    Salem Swades Hütte war in die pechschwarze Dunkelheit der Berge gehüllt, doch im Innern brannte gedämpftes Licht. Ren lief um die behauenen, verwitterten Baumstämme und die vernagelten Fenster herum und hielt den Strahl ihrer Taschenlampe nach unten gerichtet. Durch das einzige Fenster auf der Ostseite konnte man nicht ins Innere der Hütte sehen. Ren rieb mit dem Unterarm über die Scheibe, ohne dass die Sicht besser wurde. Dafür war ihr Ärmel jetzt voller Dreck, und von dem Bündchen ließ sich eine Spinne an einem silbernen Faden herunter. Wie gebannt starrte Ren einen Moment auf das Tier, das nach Halt suchte. Dann klemmte Ren sich die Taschenlampe zwischen die Zähne, riss den Faden von ihrem Ärmel ab und setzte die Spinne behutsam auf die trockene Erde.
    Sie nahm die Taschenlampe wieder in die Hand und ging um die Hütte herum zur Tür. Dort blieb sie stehen und lauschte den beiden Stimmen, die sie im Innern der Hütte hörte. Sie klopfte und drückte auf den verrosteten Türknauf, bis die Tür sich öffnen ließ. Holzstaub rieselte vom Rahmen auf den Boden.
    Ein Geruch nach Kiefern, Umkleidekabine, Gefängnis und Krankenhaus schlug ihr entgegen. Ren drehte sich der Magen um.
    »Hallo«, sagte Salem und hob die Hand. Er trug ein rotes, langärmliges T-Shirt mit Knöpfen und eine leichte Baumwollhose. Er sah aus wie ein kleiner, knochiger Nikolaus.
    »Hallo, Salem«, sagte Ren. »Habe ich nicht gesagt, dass ich Sie besuchen komme?« Sie lächelte. »Ich habe Ihnen Wasser mitgebracht.« Sie stellte eine Kühlbox neben dem Tisch auf den Boden.Im vorderen Raum der Hütte waren der Wohn-und Kochbereich untergebracht; im hinteren Teil befanden sich zwei weitere Räume – einer mit Tür, der andere ohne. Rechts war der Kochbereich, links das Wohnzimmer mit einem Schaukelstuhl, einem Generator, ein paar Kerzen und zwei verrotteten Holzklötzen. An einer Wand lagen sechs deckenhohe Stapel der Summit Daily News und versperrten die Sicht durch das Fenster, durch das Ren einen Blick hatte hineinwerfen wollen. Ren schloss die Tür, sodass die kalte Luft nicht mehr in die Hütte drang.
    Malcolm Wardwell stand neben dem Ofen in der Küche und machte Essen warm. Neben ihm standen leere Plastikbehälter.
    »Hallo«, sagte Ren.
    »Hallo«, sagte Malcolm und drehte sich um. »Jason«, rief er laut.
    Jason Wardwell trat aus einem der hinteren Zimmer in den Wohn-und Küchenbereich.
    »Jason, das ist … äh …«, sagte Malcolm und blickte auf Ren. »Verzeihung, wie war gleich Ihr Name?«
    »Ren Bryce, FBI.« Sie reichte Jason die Hand.
    »Guten Tag«, sagte Jason und begrüßte sie mit festem Händedruck.
    Was tust du hier? Ich dachte, du und dein Vater hättet euch zerstritten.
    »Alle bringen mir was zu essen«, sagte Salem. »Seitdem ich ein Junge war, wollen alle mich aufpäppeln.«
    »Und du verdrückst alles, ohne dass es bei dir ansetzt«, sagte Jason. »Wo lässt du bloß die Kalorien? Das ist eines der Geheimnisse, das alle Frauen liebend gerne erfahren würden.« Er blickte zu Ren.
    »Stimmt«, sagte sie. »Die einzigen Stellen, wo das Essen bei mir ansetzt, sind meine Hüften und mein Hinterteil.«
    »Sie hatte ich nicht zu diesen Frauen gezählt«, sagte Jason lächelnd.
    Ren lachte. Oh, Mann, du hast ja keine Ahnung von Frauen.
    »Hau lieber ab, ehe es zu spät ist«, sagte Salem zu Jason und drehte sich dann zu Ren um. »Setzen Sie sich.«
    »Nein, danke.« Ren stand noch immer an der Tür und

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