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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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ihr kurz zuwinkte.
    »Hast du von dem Raubüberfall gehört?«, fragte Robbie.
    »Nein«, sagte Ren.
    »Darum sind wir erst heute Morgen gekommen. Wir haben die falsche Bank überwacht. Die Täter sind uns entwischt.«
    »Wer war es diesmal?«
    »Das wird dir gefallen. Es waren Stars.«
    »Was?«
    »Die Täter trugen Masken, die den Gesichtern von Filmstars nachgebildet waren. Stars, die eine Polizeiakte haben.«
    »Gibt’s denn welche?«
    »Na klar. Nick Nolte, zum Beispiel.«
    »Ja, stimmt«, sagte Ren. »Wer noch?«
    »Sie waren alle Nick Nolte«, sagte Robbie.
    Ren lachte. »Zu komisch.«
    »Nicht, wenn dir einer von denen mit dem Kolben eines Sturmgewehrs einen Schlag auf den Kopf verpasst«, sagte Robbie.
    »Also gab es Verletzte?«, fragte Ren.
    »Alle«, sagte Robbie.
    »Alle?«
    Robbie nickte. »Während drei von ihnen das Geld eingepackt haben, haben sich zwei an den Bankangestellten ausgetobt. Sie haben keine Zeit vergeudet.«
    »Hm«, sagte Ren. »Dann hattet ihr also keine produktive Nacht?«
    »Mein einziger Erfolg war, dass ich mir den Hintern abgefroren habe.«
    »Wer führt die Ermittlungen weiter, solange ihr in Breckenridge seid?«, fragte Ren.
    »Das FBI und die örtlichen Polizeibehörden. Sollte es aber weitere Überfälle geben, bedeutet das für Colin, Cliff und mich, dass wir zurück nach Denver müssen. Wir sind hier, um im Mord an Jean Transom zu ermitteln, aber wir können dafür nicht alles andere vernachlässigen.«
    »Stimmt«, sagte Ren. Sie nahm eine Wasserflasche aus ihrem Rucksack, um einen Schluck zu trinken, und legte den Kopf in den Nacken. Mit einem Mal bekam sie weiche Knie und fiel auf den Hosenboden. Die Wasserflasche flog in den Schnee.
    Mike lief auf sie zu. »Alles in Ordnung?«
    »Mein Kopf …«
    »Haben Sie Kopfschmerzen?«
    »Ja.« Ren presste beide Hände auf die Stirn und drehte sich zu Robbie um. »Geh schon mal vor.«
    »Kommst du denn klar?«, fragte Robbie.
    »Ja.«
    »Sind die Kopfschmerzen plötzlich aufgetreten?«, fragte Mike.
    »Ja. Aber ich werde mich nicht davon aufhalten lassen. Kommen Sie, gehen wir weiter.«
    Mike musterte sie skeptisch. »Okay, wenn Sie wollen.«
    »Ja.«
    »Hört sich so an, als würden Sie die Zähne zusammenbeißen«, sagte Mike. Er nahm ihre Hand und zog sie hoch.
    »Es geht schon.«
    Kaum waren sie ein oder zwei Minuten gelaufen, blieb Ren erneut stehen, da ihr schon wieder schwarz vor Augen wurde.
    »Sie sollten umkehren«, sagte Mike besorgt.
    »Auf keinen Fall.« Ren ging einen Schritt weiter und begann zu taumeln.
    »Sie haben die Höhenkrankheit«, sagte Mike. »Sie müssen vom Berg runter.«
    »Nein, ich …«
    »Oh doch. Sie müssen umkehren.«
    »Es ist nicht die Höhenkrankheit«, sagte Ren. »Ich habe gestern Abend ein paar Schnaps zu viel getrunken.«
    »Kehren Sie um«, drängte Mike. »Wir treffen uns dann später.«
    »Auf gar keinen Fall. Ich muss mir ein Bild von der Situation hier oben machen.«
    »Wir machen Fotos, die Sie sich später anschauen können.«
    »Aber …«
    »Schluss jetzt, Ren.« Mike gab ihr mit einem Blick zu verstehen, dass er nicht länger mit ihr diskutieren würde. »Glauben Sie, Sie schaffen es alleine nach unten?«
    »Sicher …« Doch schon beim ersten Schritt kam sie ins Stolpern.
    »Hoppla.« Mike fing sie im letzten Moment auf. »Alles in Ordnung?«
    »Ehrlich gesagt, ging es mir schon mal besser …«
    »Ich warte hier und informiere die Kollegen, und Sie gehen zu einem Arzt.«
    »Nein. Ich käme mir vor wie eine Versagerin. Ich komme gerade erst aus Denver, und dann muss ich sofort wegen der Höhenkrankheit zum Arzt?«
    »Keine Widerrede«, sagte Mike. »Gehen Sie zu Charlie Barger in der Ridge Street.«
    »Ist hier eigentlich alles an der Ridge Street?«
    Mick lachte. »So ziemlich. Die Straße ist lang.«
    »Und der Arzt heißt Charlie Barger? Der Name hört sich an wie der von einem Dieb in einem Roman von Charles Dickens.«
    Mike schüttelte den Kopf. »Ich glaube, jetzt greift die Höhenluft tatsächlich Ihr Gehirn an. Charlie ist Arzt im Ruhestand. Ich verspreche Ihnen, dass er Ihnen nichts klaut.«

    Auf den Schneefeld unterhalb des Quandary Peak war nach der gestrigen Lawinenkatastrophe trügerische Ruhe eingetreten. Es war wie das leise Lächeln eines Mannes, der mit einem Mord davongekommen war. Die Landschaft sah beinahe unberührt aus, sah man von den Baumstümpfen und Ästen ab, die die Lawine umgeknickt oder abgebrochen und mitgerissen hatte und die nun schwarz und

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