Weiße Stille
werde ich nicht sofort aus dem Fenster springen. Ich wäre clever genug, zuerst auf dem Boden zu üben, um zu sehen, ob es funktioniert.«
»Kluges Mädchen.«
»Da wäre noch etwas, Paul«, sagte Ren. »Kannst du frei sprechen?«
»Klar, schieß los.«
»Hast du irgendwas von dem behalten, was ich dir geschickt habe, als … du weißt schon, in diesen sechs Monaten.« Als wir kurz davor standen, eine Affäre einzugehen.
Paul zögerte. »Warum fragst du?«
»Ich frage nur.«
»Nun, du hast mir eine CD geschenkt. Celine Dion …«
»Hör auf.«
»Okay. Eine CD … Dropkick Murphys, die mir gut gefallen hat. Zwei DVDs … dieser schwedische Film, bei dem ich die Untertitel lesen musste. Und Station Agent . Ach ja, und dieses Buch. Bis auf das Buch habe ich alles behalten. Möchtest du die Sachen zurückhaben?«
»Ich glaube, ich meinte eher das Handy.«
»Dieses Wegwerfhandy? Es hat seinem Namen Ehre gemacht. Ich hab’s weggeworfen.«
Wenn ich ihn frage wann, wird er es durchschauen.
»Du hast die Texte doch nicht abgeschrieben, die ich dir geschickt habe, ehe du es weggeworfen hast?«, fragte Ren.
»Nein. Sag mal, was soll die Fragerei?«
»Nichts. Ich wollte nur …«
»Was?«
»Nichts. Tschüs.«
»Du bist verrückt. Tschüs.«
Ren lehnte sich zurück. Sie hatte nur Pauls Wort, dass er dasHandy weggeworfen hatte. Doch dieses Wort kam aus dem Mund desselben Mannes, der ihr gesagt hatte, er würde Jean Transom nicht näher kennen …
Ren atmete tief ein. Hätte jemand sie gefragt, hätte sie gesagt, dass sie Paul Louderback hundert Prozent vertraue, was sie von niemandem sonst sagen konnte. Doch jetzt war sie ernsthaft in Sorge, dass sie es nicht einmal von Paul behaupten konnte.
Und was bedeutet das für mich?, fragte sie sich.
56.
Malcolm Wardwell saß nervös im Verhörraum des Sheriffbüros. Ren öffnete die Tür und ging zu ihm. Sie setzte sich, noch ehe Gressett die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.
»Guten Tag, Mr. Wardwell. Wie Sie wissen, bin ich Special Agent Ren Bryce, und das ist Special Agent Gressett aus Glenwood Springs. Wir ermitteln im Mordfall Jean Transom.«
Wardwell nickte.
Ren schob ihm den Zeitungsausschnitt hin.
Wardwell blinzelte. »Warum zeigen Sie mir das?« Seine Stimme klang müde und resigniert.
»Was wissen Sie über Jennifer Mayer und Ruth Sleight?«
»Dasselbe wie alle anderen auch«, sagte Wardwell.
Ren wartete.
»Was wollen Sie denn von mir hören?«, sagte Malcolm. »Ich hatte meinen Fernseher drei Wochen lang jeden Abend eingeschaltet und diese beiden hübsch…« Er schüttelte den Kopf. »Ich darf sie nicht mal als hübsche kleine Mädchen bezeichnen, weil mich dann alle schief angucken. Ich weiß nicht mehr, als dass sie vermutlich entführt wurden und wieder nach Hause zurückgekehrt sind. Und dass sie … unversehrt waren.«
»Glauben Sie wirklich, dass sie unversehrt waren?«, fragte Ren.
»Nein, das glaube ich nicht. Leider nicht.«
»Nachdem ich das letzte Mal mit Ihnen gesprochen habe«, fuhr Ren fort, »habe ich Ihren Namen auf einer Liste entdeckt, die Jean Transom im Zusammenhang mit diesem Fall erstellt hatte.«
»Was?«
Ren nickte.
»Könnten Sie mir das Foto von Jean Transom noch einmal zeigen?«
»Natürlich.« Ren reichte es ihm.
»Ja … wie ich schon sagte, war sie in meinem Geschäft«, sagte Malcolm. »Ich erinnere mich nicht, sie jemals zuvor gesehen zu haben. Soweit es mich betrifft, sind die Fakten folgende: Ich wurde einmal – ein einziges Mal – verhaftet, weil mir diese Kinderpornografiesache vorgeworfen wurde. Nicht, weil ich ein Kind angerührt hätte. Nicht, weil ich einem Kind ein Haar gekrümmt hätte …« Ihm traten Tränen in die Augen, und er wischte sie weg. »Ein Jahr, bevor diese Mädchen verschwanden, wurde ich verhaftet. Ich wurde aufs Revier gebracht, nachdem die Mädchen verschwunden waren – vom Police Department Frisco, nicht vom FBI und auch nicht von Jean Transom. Ja, ich habe den Fall im Fernsehen genau verfolgt, aber in einem Ferienhaus in Florida, das meine Frau und ich gemietet hatten. Das wurde damals alles überprüft. Das Protokoll liegt vor.«
Ich habe diese Protokolle, aber ich wollte deine Reaktion sehen.
Nervös ließ Malcolm Wardwell den Blick in die Runde schweifen. »Vertrauen Sie den Polizisten nicht, die den Fall bearbeitet haben, Agentin Bryce?«
»Ich bin nicht hier, um mit Ihnen über die Polizisten zu sprechen, die in diesem Fall ermittelt haben, Mr. Wardwell.«
Er
Weitere Kostenlose Bücher