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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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praktisch seit der Zeit der Dinosaurier nicht verändert hat.«
    Gressett schenkte ihr ein Lächeln. »Sie dürfen nicht zulassen, dass Ihre Wut über Ihre Professionalität siegt. Dieser armselige Bursche da drin interessiert mich kein bisschen. Ich hatte nur Angst, die Ader auf Ihrer Schläfe könnte platzen.«
    »Nein, diese Ader brauche ich. Sie hypnotisiert die Leute.«
    Gressett lächelte.
    »Ich weiß, was mit Ihnen und Jean war«, sagte Ren.
    »Was?«
    »Ich weiß, dass Sie in Jean verliebt waren.«
    Gressett öffnete den Mund, um es abzustreiten, doch Ren kam ihm zuvor.
    »Als ich Sie gefragt habe, ob Jean lesbisch gewesen sein könnte, haben Sie sehr heftig reagiert«, sagte sie. »Ich dachte zuerst, Sie hätten etwas gegen Homosexuelle, aber später wurde mir klar, dass dem nicht so ist. Sie konnten bloß den Gedanken nicht ertragen, Sie hätten Jean die ganze Zeit umsonst geliebt und vermutlich nie herausgefunden, ob sie wirklich lesbisch war. In den letzten sechsMonaten habe ich gesehen, wie sehr Sie um Jean getrauert haben. Und das Foto, das Sie mir für die Akte gegeben haben, hat mich sehr berührt. Sie wollten nicht zur Obduktion kommen. Und dann bin ich plötzlich erschienen. Sie haben den Gedanken gehasst, dass ich Ihren Platz einnehmen sollte.«
    Gressett wandte den Blick ab.
    »Obwohl ich niemals geglaubt habe – nicht eine Sekunde lang –, dass ich das könnte«, sagte Ren.
    Sie schwiegen einen Moment.
    »Haben Sie es Jean gesagt?«, fragte Ren.
    »Dazu hatte ich keine Gelegenheit.«
    »Das tut mir leid«, sagte Ren.

57.
    Bob steckte den Kopf ins Büro. Robbie und Ren saßen an Cliffs Schreibtisch und sprachen miteinander. Tiny Gressett saß mit gesenktem Kopf an seinem Computer.
    »Ren, könnten Sie eine Minute in mein Büro kommen?«, fragte Bob.
    »Sofort?«
    »Das wäre prima.«
    Sie folgte Bob und setzte sich.
    »Sie wissen, dass ich Sie mag, nicht wahr?«, sagte Bob. Er sprach in einem Tonfall, den Ren noch nie bei ihm gehört hatte.
    »Ich glaube schon, Bob. Ich mag Sie übrigens auch.« Ren lächelte.
    »Könnten Sie mir dann vielleicht erklären, was zum Teufel Sie mit Malcolm Wardwell gemacht haben?«
    »Wieso? Ich habe ihn verhört.«
    Gary klopfte an und trat ein. Er warf Ren einen raschen Blick zu und wandte sich dann an Bob. »Ich möchte mich für alles entschuldigen, Bob«, sagte er und setzte sich.
    »Als ich vorhin mit einem sehr wütenden Mr. Wardwell gesprochen habe, hörte es sich für mich nicht wie ein Verhör an. Es klang eher so, als hätten Sie systematisch auf ihn eingeprügelt, Ren.«
    »Interessant. Bei Ihnen ist er wütend, und bei mir spielt er die Heulsuse.«
    Bob schaute Gary an. »Meine Güte! Seid ihr Kerle darauf trainiert, immer nur auf die freundliche Tour etwas aus den Leutenherauszuholen? Müssen wir notfalls nicht schwere Geschütze auffahren?«
    »Es hat sich wirklich schlimm angehört, Ren«, sagte Gary. »Es klang gehässig und persönlich …«
    »Es war persönlich.« Ren bemühte sich, keinen allzu aggressiven Ton anzuschlagen. »Ich nehme es verdammt persönlich, wenn eine Kollegin ermordet wird, eine Frau in meinem Alter. Außerdem leite ich die Ermittlungen.«
    »Der Mann hat mit einer Klage gedroht.« Bob schnippte mit den Fingern. »Einfach so. Und das hätte mir gerade noch gefehlt.« Bobs Handy klingelte. »Verzeihung«, sagte er und ging hinaus.
    Ren drehte sich zu Gary um. »Nehmen wir mal an, Wardwell hätte Geld für Sheriff Bob Gages Wahlkampf gespendet … das wäre dann auch eine persönliche Sache.«
    »Stimmt das denn?«, fragte Gary verdutzt.
    »Ich habe den Satz mit der Formulierung begonnen: ›Nehmen wir mal an‹«, erwiderte Ren.
    Gary schüttelte den Kopf. »Sie reden wie meine minderjährige Tochter. Die kann sich auch nicht beherrschen. Spannen Sie ein bisschen aus, Ren. Ich kläre die Sache mit Bob.«

    Ren beschloss, in die Stadt zu fahren und eine halbe Stunde am Blue River spazieren zu gehen. Doch kaum hatte sie sich auf den Weg gemacht, klingelte ihr Handy.
    »Agent Bryce? Hier Dr. Tolman.«
    »Oh, hallo. Wie geht es Ihnen?«
    »Danke der Nachfrage. Ich wollte Ihnen nur rasch mitteilen, dass ich etwas gefunden habe, das interessant für Sie sein könnte. Ich habe den Leichnam noch einmal ganz genau untersucht.«
    »Und?«
    »Ich habe jedem Organ Gewebeproben entnommen. Das ist die übliche Vorgehensweise. Dazu gehört auch eine Untersuchung der Gebärmutter. Falls es Probleme bei einer Schwangerschaft gegeben hat

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