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Weiße Stille

Weiße Stille

Titel: Weiße Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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noch Jennifer Mayer finden, wäre ich einen großen Schritt weiter.«
    »Ich hoffe, Jennifer hat es im Leben besser getroffen als Ruth Sleight.«

    Ren zog eine Liste mit den Namen polizeilich bekannter Sexualstraftäter aus den Countys Summit und Garfield aus den Akten. Ein Name fiel ihr ins Auge: Malcolm Wardwell. Er war weder kahlköpfig noch fett, doch Jean und Amber waren kurz vor Jeans Tod in seinem Laden gewesen.
    Ren blätterte in älteren Akten nach, um zu sehen, ob irgendetwas von den Beschreibungen auf Malcolm Wardwell zutraf. Nur wusste sie natürlich nicht, wie Wardwell vor dreißig Jahren ausgesehen hatte.
    Am Abend konnte Ren sich nicht dazu durchringen, etwas zu essen. Um fünf Uhr blickte sie mit knurrendem Magen in die Dunkelheit ihres Schlafzimmers, während ihre Gedanken sich im Kreis drehten.
    Warum hatte Jean Transom die Nummer von Paul Louderback? Warum hat Paul mir die Leitung dieses Falles übergeben? Wollte er mich in eine bestimmte Richtung führen? Wollte er meine Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes lenken? Oder wollte er mich in die falsche Richtung locken? Und was hat das alles mit Jeans Ermordung zu tun? Werde ich schon seit Jahren manipuliert?
    Immer neue Theorien gingen ihr durch den Kopf, bis sie schließlich vor Erschöpfung einschlief – eine halbe Stunde, bevor der Wecker klingelte.

55.
    Unruhig saß Ren in ihrem Zimmer im Gasthof. Sie stand auf, kochte sich Kaffee, setzte sich wieder. Stand wieder auf, machte ihr Bett, setzte sich wieder. Stand wieder auf und zog die Jalousien ein Stück hoch. Dann breitete sie die Akten auf dem Sofa aus. Immerzu musste sie an Paul Louderbacks Handynummer denken, die auf die Rückseite des Blattes gekritzelt war. Ren schaute es sich noch einmal an. Es war eindeutig Jean Transoms Handschrift.
    Ren gab sich einen Ruck, setzte sich und wählte Pauls offizielle Nummer. Doch ehe sie durchgewählt hatte, hielt sie inne. Sie musste Paul eine heikle Frage stellen …
    Wird er wissen, warum ich ihn frage? Oder nicht? Vielleicht hat er keine Ahnung, dass Jean diese Nummer hatte. Vielleicht kannte er Jean wirklich nicht näher.
    Kurz entschlossen wählte Ren die Nummer. Paul meldete sich sofort.
    »Louderback.«
    »Ich bin’s, Ren.«
    »Ren? Hör mal, es ist gerade sehr ungünstig … ich ruf dich in fünf Minuten zurück.«
    Mist.
    Ren hatte sich innerlich auf das Gespräch vorbereitet. Bis Paul zurückrief, würde sie alles wieder vergessen haben, was sie sich zurechtgelegt hatte. Doch ihr blieb keine Wahl.
    »In Ordnung«, sagte sie. »Ich warte.«
    Ren spürte, dass ihre Energie schwand. Sie schaute auf dieleuchtenden Zeichen und Symbole auf dem Display ihres Handys und rief die Funktion Rufumleitung auf. Ihr Daumen schwebte über der Auswahltaste. Mein Gott, nimm seinen Anruf entgegen. Dann aber ließ sie den Arm sinken, stand auf, wanderte durch die drei Zimmer, nahm Zeitschriften in die Hand und legte sie wieder hin, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben. Sie warf saubere Wäsche in den Wäschekorb. Sie las die Buchrücken der Bände auf dem Bücherregal. Sie spritzte ein wenig Flüssigseife auf ein Papiertuch und wischte das Waschbecken damit aus.
    Nun ruf doch endlich an, Paul!
    Als das Telefon zwanzig Minuten später klingelte, blieb ihr vor Schreck beinahe das Herz stehen.
    »Hallo, Ren«, sagte Paul.
    »Na endlich.«
    »Wie läuft’s da unten?«
    »Könnte besser sein. Ich gehe sämtlichen Spuren nach, so wie sie sich ergeben. Durch den Fund der Leiche hat sich bis jetzt leider nicht viel geändert. Wir haben ein Foto von Ruth Sleight, dem jungen Mädchen aus dem Mayer-Sleight-Fall 1979 …«
    »Glaubst du, da gibt es einen Zusammenhang?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Und das ist alles?«, sagte Paul. Ren hörte das Lächeln in seiner Stimme. »Niemand hat sich ›ganz plötzlich an etwas erinnert?‹«
    »In einem Ort, wo Mind Eraser das Lieblingsgetränk der Einwohner ist?«
    Paul lachte. »Was ist da drin?«
    »Keine Ahnung, aber es wirkt.«
    »Dann erinnert sich in Breckenridge niemals jemand an irgendwas?«, fragte Paul.
    »Jedenfalls niemand unter fünfundzwanzig. Und eine Person, die sechsunddreißig ist und FBI-Agentin.«
    »Wir müssen mal wieder einen trinken gehen, Ren.«
    »Gute Idee. Hauptsache, wir trinken keinen Mind Eraser.«
    Sekundenlang herrschte Stille.
    »Bleib am Ball«, sagte Paul schließlich.
    »Mach ich.«
    »Und denk daran, Superwoman, du kannst nicht fliegen.«
    »Wenn ich jemals glaube, ich könnte es,

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